Montag, September 30, 2024

Überaktive Blase – Ursachen und Diagnostik

Die Überaktive Blase wird mit Verhaltenstherapie und Antimuscarinika behandelt, wobei die Kombination der beiden Therapieoptionen zu besseren Ergebnissen führt.

Die Überaktive Blase – ÜAB, gleichbedeutend mit overactive bladder – OAB – beinhaltet die Speichersymptome imperativer Harndrang, Pollakisurie (≥ 8 Miktionen/24 Stunden) und Nykturie mit oder ohne begleitende Dranginkontinenz. Es darf dabei keine lokale, metabolische, neurologische oder endokrine Pathologie zugrunde liegen. Das bedeutet, dass erst nach Durchführung der Basisdiagnostik daraus eine definitive Diagnose wird.

 

Ursachen für Überaktive Blase

Einerseits kann eine Afferentierung zu einem vermehrten Einströmen von Harndrangimpulsen mit nachfolgendem Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Reizen bestehen. Andererseits kann eine mangelhafte zentralnervöse Hemmung das reguläre Einströmen von Harndrangimpulsen überzeichnen. Als Ursachen werden Blasenwandveränderungen, ein Rezeptorenshift (cholinerg zu adrenerg), eine partielle Denervierung, lokale Gewebsanoxie und Veränderungen der Zellarchitektur angenommen.

 

Sonderform Überaktive Blase und Alter

Die Häufigkeit der Überaktiven Blase nimmt mit dem Alter bei beiden Geschlechtern zu. Bei den über 65-jährigen Männern zeigt die NOBLE-Studie eine Häufigkeit von 22% (mit Dranginkontinenz 10%), bei den Frauen von 38% (mit Dranginkontinenz 19%). Im Alter liegen multifaktorielle Ursachen für die Überaktive Blase vor. Diese werden durch die biologische Alterung und Funktionseinschränkungen der Organe, Komorbidität und Multimedikation bedingt. Die verminderte zentrale Hemmung des Miktionsreflexes führt zur zerebral enthemmten Blase mit den Symptomen der Überaktiven Blase mit Harninkontinenz aufgrund einer verspäteten Perzeption des Harndranges und mangelhafter zentralmotorischer Hemmung des Miktionsreflexes. Zwischen altersbedingten Veränderungen des ZNS und Defekten bei neurologischen Erkrankungen (zerebral enthemmte Blase) kann keine scharfe Grenze gezogen werden. Im Alter kommt es weiters zu Detrusorveränderungen mit Abnahme der elastischen Eigenschaften der Blasenwand (abnehmende Blasenkapazität, abnehmende Warnzeit, Übererregbarkeit des Detrusors).

 

Basisdiagnostik

Die erforderlichen Untersuchungen (= Basisdiagnostik) sind die gezielte Befragung, die körperliche Untersuchung einschließlich der neuro-urologische Untersuchung inkl. Reithosenbereich, die Harnanalyse (ggf. Harnkultur), die sonographische Restharnbestimmung und das Führen eines Miktionstagebuchs über mindestens 48 h. Dieses stellt die einzige Möglichkeit dar, die Miktionsfrequenz und die Miktionsvolumina objektiv zu erfassen.

Zudem können der Schweregrad des imperativen Harndrangs, der Leidensdruck, die Anzahl der Inkontinenzepisoden, der Vorlagenverbrauch und die Trinkmenge erfasst werden. Empfohlene Untersuchungen sind bei vorhandener Pathologie oder nach frustranem Therapieversuch ratsam. Dazu gehören die ergänzende radiologische Bildgebung, die Sonographie des Urogenitaltrakts, die Uroflowmetrie, die Endoskopie und die invasive Urodynamik. Im Einzelfall nützliche Untersuchungen sind ergänzende neurologische Untersuchungen und Laboruntersuchungen.

Die Diagnose Überaktive Harnblase (ÜAB) ist eine rein klinische Diagnose mit den Symptomen: Imperativer Harndrang (= Urgency), Pollakisurie (= Frequency), Nykturie (= Nocturia) mit/ohne Dranginkontinenz (= Urgency incontinence).


Literatur:

Mostafaei H, Mori K, Quhal F, Miura N, Motlagh RS, Pradere B, Laukhtina E, Lysenko I, Ghaffari S, Hajebrahimi S, Shariat SF. Nocebo Response in the Pharmacological Management of Overactive Bladder. A Systematic Review and Meta-analysis. Eur Urol Focus. 2020 Nov 2:S2405-4569(20)30294-7. doi: 10.1016/j.euf.2020.10.010. Epub ahead of print. PMID: 33153953.

Robinson D, Cardozo L. Managing overactive bladder. Climacteric. 2019 Jun;22(3):250-256. doi: 10.1080/13697137.2018.1552254. PMID: 31034265.

Macdiarmid SA. Maximizing the treatment of overactive bladder in the elderly. Rev Urol. 2008 Winter;10(1):6-13. PMID: 18470275; PMCID: PMC2312344.


Quellen:

Die überaktive Blase. A.o. Univ. Prof. Dr. H. Christoph Klingler. MEDMIX 12/2008

https://medlineplus.gov/overactivebladder.html

 

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