Eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf Sexualhormone soll eine Prämenstruelle Dysphorie, einer Sonderform des prämenstruellen Syndroms, auslösen.
Die Prämenstruelle Dysphorie – auch als prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) bezeichnet – ist eine Sonderart des prämenstruellen Syndroms. Dabei erleben betroffene Frauen einen sehr starken Leidensdruck. Denn etwa fünf Prozent der Frauen haben sehr starke prämenstruelle Symptome. Dadurch leiden verschiedene Alltagsaktivitäten, berufliche Leistungen sowie soziale Beziehungen sehr darunter. Aktuelle Studienergebnisse konnten nun unlängst nachweisen, dass eine Prämenstruelle Dysphorie durch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf Sexualhormone ausgelöst wird.
Prämenstruelle Symptome
Prämenstruelle Symptome umfassen jedenfalls eine Konstellation von Stimmungs-, Verhaltens- und körperlichen Anzeichen, die vor der Menstruation in einem zyklischen Muster auftreten und nach der Menstruationsperiode bei Frauen im gebärfähigen Alter nachlassen.
Die meisten Frauen haben nur leichte Beschwerden, und die Symptome beeinträchtigen ihr persönliches, soziales oder berufliches Leben nicht.
Bei 5 bis 8% der Frauen verursacht Prämenstruelle Dysphorie jedoch mittelschwere bis schwere Symptome, die zu erheblichen Belastungen und Funktionsstörungen führen.
Die Ursache und Pathogenese, Pathomechanismus, waren lange Zeit nicht geklärt. Man vermutete eine psychosomatische Genese. Auffällig war allerdings, dass die Beschwerden familiär gehäuft auftraten. Das wiederum sprach für eine erbliche Komponente.
Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Ein prämenstruelles Syndrom zeigt sich von Frau zu Frau unterschiedlich ausgeprägt. Die verschiedenen körperlichen und psychischen Symptome treten relativ regelmäßig vor der Monatsblutung auf und verschwinden normalerweise wieder, sobald die Menstruation einsetzt. Sie können jedoch auch noch über die ersten Tage der Periode andauern. Man unterscheidet zwischen körperlichen und psychischen Symptomen.
Zu den physischen Symptomen zählen (Unter-)Bauchkrämpfe, Migräne, Kopf-, Ödeme, Gelenk- und Knochen-(Rücken-)schmerzen, Dyspareunie, Völlegefühl, Durchfälle, Synkopen, Schleimhautreizungen, Kreislaufprobleme, Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit und Erbrechen, Heißhunger aber auch Appetitlosigkeit.
Zu den psychischen Symptomen zählen depressive Störungen, Energieverlust, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Ärger und Aggressivität, Angst und ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schlaf- und Appetitstörungen.
Die prämenstruelle Dysphorie als PMS-Variante verursacht schwere Störungen mit kognitiv-affektiven und körperlichen Symptomen. Seit 2013 ist die Erkrankung im Klassifikationssystem (DSM 5) der American Psychiatric Association gelistet (APA, 2013).
Prämenstruelle Dysphorie durch Überempfindlichkeit auf die Sexualhormone Östrogen und Progesteron
Bereits in den Jahren vor dem Jahrtausendwechsel konnte nachgewiesen werden, dass eine Prämenstruelle Dysphorie bei betroffenen Frauen vor allem durch eine Überempfindlichkeit auf die Sexualhormone Östrogen und Progesteron, deren Konzentrationen in der zweiten Hälfte des Zyklus ansteigen, verursacht wird. Eine medikamentöse Behandlung, um die Hormone auszuschalten, kann eine Prämenstruelle Dysphorie lindern. Hingegen kann eine künstliche Zufuhr von Östrogen und Progesteron bei PMDS-Patientinnen auch in anderen Phasen des Zyklus schon in geringen Konzentrationen Symptome auslösen.
Krankheitsentstehung
Jedenfalls entsteht eine Prämenstruelle Dysphorie vor allem
- durch den prämenstruellen Hormonabfall und dessen Auswirkungen auf den Neurotransmitterstoffwechsel.
- Durch den Brain-derived Neurotrophic Factor im Gehirn sowie
- wegen innerer und äußerer Stressfaktoren. Das sind traumatische Erfahrungen, emotionaler sowie körperlicher Missbrauch.
Die Prämenstruelle Dysphorie wird am wirksamsten mit Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) und hormonellen Kombinationstherapien sowie kognitiven Verhaltenstherapien – mit Entwicklung problemorientierter Strategien – behandelt.
Literatur:
Hantsoo L, Payne JL. Towards Understanding the Biology of Premenstrual Dysphoric Disorder. From Genes to GABA. Neurosci Biobehav Rev. 2023 Apr 12:105168. doi: 10.1016/j.neubiorev.2023.105168. Epub ahead of print. PMID: 37059403.
Sanskriti Mishra; Raman Marwaha. Premenstrual Dysphoric Disorder. StatPearls [Internet]. Last Update: May 28, 2020.
Quellen:
Molecular Psychiatry 2017; doi: 10.1038/mp.2016.229