Freitag, April 19, 2024

Krebsassoziierte Fatigue mit Komplementärmedizin behandeln

Sport, Yoga, Tai Chi, Qigong und Entspannungsübungen können Krebspatienten helfen, die Strapazen einer Strahlentherapie besser zu überstehen und einer Fatigue vorzubeugen.

Im Grunde genommen ist die Krebsassoziierte Fatigue eine quälende Müdigkeit und Erschöpfung. Daran leiden viele Krebskranke während und nach der Krebsbehandlung, auch nach einer Strahlentherapie. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) rät den Patienten, bereits zu Beginn der Strahlentherapie körperlich und mental aktiv zu werden.

 

Strahlentherapien verbessern bei vielen Krebserkrankungen die Überlebenschancen.

Obwohl die Bestrahlung über die Jahre immer effektiver und schonender geworden ist, bekommen zahlreiche Patienten eine krebsassoziierte Fatigue – sie leiden unter einer großen Erschöpfung, ihre Energiereserven sind rasch verbraucht und bereits geringe körperliche Aktivitäten ermatten sie. Weiters sind Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten für die krebsassoziierte Fatigue typisch. Viele Patienten können in Folge ihren Beruf nicht mehr ausüben und nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen.

Noch ist nicht bekannt, was genau die Fatigue auslöst. Die Behandlung schätzen die Experten als schwierig ein. Medikamente haben sich als weitgehend wirkungslos erwiesen. Bei manchen Patienten hilft die Einnahme von Ritalin, Antidepressiva haben sich als ineffektiv erwiesen. Einige Betroffene berichteten über eine Besserung durch Ginseng oder Guaraná, andere durch verschiedene Komplementärmedizinische Verfahren, wie beispielsweise Akupunktur.

 

Beste Wirkung gegen krebsassoziierte Fatigue erzielen sportliche Aktivitäten

Die beste Wirkung erzielen jedoch sportliche Aktivitäten. Denn in den letzten Jahren konnten verschiedene Studien zeigen, dass Ausdauer- oder Kraftsport sowie Yoga, Tai Chi und Qigong die betroffenen Krebspatienten sehr gut unterstützen. Hierzu sind beispielsweise auch Walking, Radfahren sowie Tanzen zu erwägen.

Allgemein kommt es übrigens weniger darauf an, was die Patienten machen. Sondern wichtig ist, dass sie überhaupt körperlich aktiv sind. Einige Patienten haben jedoch eine geringe Motivation. Denn sie sehen die krebsassoziierte Fatigue eher als ein Signal des Körpers, sich mehr schonen zu müssen. Dementsprechend  betrachten sie die Erkrankung als einen Wendepunkt. Schließlich finden sie sich mit ihrer Erschöpfung ab. Zudem sind auch Meditation und Übungen zur Achtsamkeit empfehlenswert. Dabei ist es wichtig, die Blockade im Kopf zu lösen. Deswegen muss man den Patienten zu zeigen, dass sich ein aktiver Lebensstil mit Bewegungen für sie lohnt.

 

Zu starke Belastung kann krebsassoziierte Fatigue verstärken

In diesem Sinne ist die Radiotherapie nach Ansicht von DEGRO-Experten auch ein guter Anlass, mit Sport und reichlich Bewegung zu beginnen. Ermutigende Ergebnisse brachte die Studie BEST des Deutschen Krebsforschungszentrums. Dort nahmen 80 Patientinnen mit Brustkrebs ab dem ersten Tag der Strahlentherapie an einem leichten Krafttraining teil.

Hierzu trainierten sie über zwölf Wochen lang zweimal wöchentlich für 60 Minuten in einem Fitnessraum. Nach dem Ende des Trainingsprogramms hatte sich mit der Fatigue auch die Lebensqualität der Patientinnen gebessert. Sie beurteilten ihre Zukunft positiver als die Teilnehmerinnen einer Vergleichsgruppe, die an einem Programm zur Muskelentspannung teilgenommen hatten.

Wichtig ist allgemein, dass die Patienten nicht an ihre Grenzen gehen. Sie sollten nicht mehr als 60 bis 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit nutzen, denn eine zu starke Belastung kann wiederum die Fatigue verstärken. Das Training sollten die Patienten jedenfalls mit ihrem behandelnden Arzt absprechen.


Literatur:

Asadpour R, Meng Z, Kessel KA, Combs SE. Use of acupuncture to alleviate side effects in radiation oncology. Current evidence and future directions. Adv Radiat Oncol. 2016 Aug 18;1(4):344-350. doi: 10.1016/j.adro.2016.08.002. PMID: 28740905; PMCID: PMC5514158.

Kessel KA., Lettner S., Kessel C., Bier H., Biedermann T., Friess H., Herschbach P., Gschwendt J., Meyer B., Peschel C., Schmid RM., Schwiager M., Wolff KD., Combs SE. Use of Complementary Medicine (CAM) as a part of the oncological treatment. Questionnaire on Acceptance in a University-based Oncology Center in Germany. PLOS ONE October 2016.

Potthoff K, Schmidt ME, Wiskemann J, Hof H, Klassen O, Habermann N, Beckhove P, Debus J, Ulrich CM, Steindorf K. Randomized controlled trial to evaluate the effects of progressive resistance training compared to progressive muscle relaxation in breast cancer patients undergoing adjuvant radiotherapy: the BEST study. BMC Cancer. 2013 Mar 28;13:162. doi: 10.1186/1471-2407-13-162. PMID: 23537231; PMCID: PMC3617011.

Steindorf K, Schmidt ME, Klassen O, Ulrich CM, Oelmann J, Habermann N, Beckhove P, Owen R, Debus J, Wiskemann J, Potthoff K. Randomized, controlled trial of resistance training in breast cancer patients receiving adjuvant radiotherapy. Results on cancer-related fatigue and quality of life. Ann Oncol. 2014 Nov;25(11):2237-2243. doi: 10.1093/annonc/mdu374. Epub 2014 Aug 5. PMID: 25096607.


Quelle: DEGRO – Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.

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