Donnerstag, Dezember 7, 2023

Operationen zur Behandlung von Krampfadern

Ein erfolgreiche endovenöse Behandlung als Operation bei Krampfadern erfordert eine präoperative Diagnostik sowie die Duplexsonografie.

Im Grunde genommen sind Venenleiden eine weit verbreitete Volkskrankheit. Dementsprechend belasten Beinödeme, Schweregefühl sowie Schmerzen bei vielen Menschen die Alltags- und Erwerbsfähigkeit. Zudem stellen die Venen oft auch ein kosmetisches Problem dar. Wobei man im fortgeschrittenen Stadium Hautveränderungen bis hin zu Geschwüren beobachten kann. Solche Beschwerden sind für die Betroffenen belastend und ein gesundheitsökonomisches Problem. In der Bonner Venenstudie (2003) wurden bei mehr als 90 Prozent der Untersuchten Veränderungen am Venensystem nachgewiesen. Dies erklärt, warum die Behandlung von Krampfadern mit etwa 300000 Eingriffen pro Jahr eine der häufigsten Operationen in Deutschland darstellt.

 

Stripping als klassische Methode der Operation von Krampfadern

Die klassische Therapie, das sogenannte Stripping, wurde 1906 von William Babcock erstmalig beschrieben. Wobei man diese Operation bei Krampfadern bis heute in nur wenig veränderter Weise durchführt. Die grundlegende bildgebende Diagnostik zur Operationsvorbereitung stellte über Jahrzehnte die Phlebografie dar. Das ist die Röntgenuntersuchung der Venen. In den letzten 15 Jahre war in Bezug auf Diagnostik und Therapie der Varikose ein tiefgreifender Wandel zu beobachten.

Dieser ist auf die Entwicklung der endovenösen Methoden zurückzuführen. Diese zielen darauf ab, die erkrankten Venen mittels Katheter schonend zu verschließen. Anstatt dass man sie entfernt.

Neben Methoden, die auf der Einwirkung von Wärme beruhen (Laser, Radiofrequenzablation), stehen auch Verödungsmedikamente zur Verfügung und die Verklebung der Krampfadern. Statt zahlreicher Schnitte ist für diese minimalinvasiven Methoden nur ein kleiner Einstich erforderlich. Die Prozedur erfolgt üblicherweise unter örtlicher Betäubung. Dies erhöht den Patientenkomfort und reduziert Ausfallzeiten. Nicht zuletzt aus diesen Gründen werden die thermischen Kathetermethoden bereits seit 2011 in den USA und seit 2013 auch in Großbritannien als Therapie der ersten Wahl durch die nationalen Leitlinien empfohlen.

 

Erfolgreiche endovenöse Krampfaderbehandlung

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche endovenöse Krampfaderbehandlung stellen die subtile präoperative Diagnostik sowie die akribische perioperative Kontrolle mittels Duplexsonografie dar. Die Phlebografie wurde de facto abgelöst. Gleichzeitig wurde die Indikationsstellung zur Duplexsonografie erweitert. War diese lange Zeit vor allem auf die Beurteilung des arteriellen und tief-venösen Gefäßsystems fokussiert, hat sich die Ultraschalldiagnostik des epifaszialen Venensystems in den letzten Jahren zu einem eigenen Arbeits- und Forschungsgebiet entwickelt.

Um eine minimalinvasive Krampfaderbehandlung durchzuführen, ist es erforderlich, die funktionellen Veränderungen an den Venen der betroffenen Patienten zu verstehen. Dies betrifft neben der anatomischen Untersuchung die Analyse der Klappenfunktion der Venen. Wenn das Blut der Venen normalerweise herzwärts strömt, dann strömt es in Krampfadern aufgrund der gestörten Klappenfunktion der Schwerkraft folgend wieder vom Herzen weg. Der Rückstau bewirkt zudem nicht nur die für Krampfadern typische Aufweitung der Venen. Sondern das begünstigt auch die Entstehung von Ödemen und eine verschlechterte Versorgung der Haut mit Sauerstoff und Nährstoffen.

 

Refluxdiagnostik

Die Untersuchung dieser krankhaften Rückflüsse wird als Refluxdiagnostik bezeichnet. Zur räumlichen Darstellung des Venensystems tritt bei der Funktionsdiagnostik des venösen Systems eine vierte Dimension hinzu: die (semi-)quantitative Erfassung der veränderten Blutströmungen durch Provokations- und Lagerungsmanöver. In der dynamischen Untersuchung können neben Messungen der Venenkaliber die Abflüsse simuliert werden. Rückflüsse können dabei nicht nur topografisch detektiert, sondern auch zeitlich erfasst werden.

Möglich wird die Diagnostik einerseits durch die verbesserte Auflösung im B-Bild, andererseits durch die zusätzlichen Informationen aus der Flussdiagnostik, welche unter anderem durch Entwicklungen wie die B-Flow-Technik gewonnen werden können. Gegenüber der radiologischen Bildgebung ergibt sich der Vorteil, dass die Untersuchungen wiederholbar sind und unmittelbar in der operativen Therapie durchgeführt werden können.

Andererseits erfordern die endovenösen Methoden auch den sicheren Umgang des Behandelnden mit der Sonografie während der Eingriffe, da sie vollständig unter sonografischer Kontrolle durchzuführen sind. Sowohl die Führung des Behandlungskatheters, als auch die örtliche Betäubung erfolgen ultraschallgesteuert.

Waren es bislang Phlebologen und Gefäßchirurgen, die sich mit der Behandlung von Krampfadern befassten, ermöglichen die endovenösen Methoden auch eine Behandlung durch interventionell tätige Angiologen. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren die klassische Babcock-Operation immer öfter von den Kathetermethoden zur Behandlung von Krampfadern abgelöst wird.

 

Fazit

  1. Die Entwicklung der endovenösen Methoden zur Krampfaderbehandlung hat den Stellenwert der Duplexsonografie zur Beurteilung des epifaszialen Venensystems erhöht.
  2. Neben der anatomischen Darstellung der oberflächlichen Venen dient sie vor allem der Gewinnung funktioneller pathophysiologischer Informationen.
  3. Die Fertigkeiten in der Ultraschalldiagnostik bestimmen maßgeblich den Erfolg der minimalinvasiven Krampfaderbehandlung.

Quelle:

Krampfaderbehandlung – Paradigmenwechsel nach 100 Jahren: neue Herausforderungen für die Ultraschalldiagnostik. Dr. med. Tobias Hirsch; Praxis für Innere Medizin und Gefäßkrankheiten/Venen Kompetenz-Zentrum Halle (Saale); DEGUM-Mitglied anlässlich der PK der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) „Gefäßerkrankungen erkennen und behandeln – mit Ultraschall schnell, zuverlässig und schonend“, Dezember 2016, Berlin

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