Wiener Forscher entdecken, dass mit Hilfe von Botenstoffen aus weißen Blutkörperchen Verbrennungswunden zukünftig besser behandelt werden können.
Durch Transplantation von Hautschichten, die anderen Körperregionen entnommen werden, werden normalerweise großflächige Brandwunden versorgt. Diese Behandlungsoption hat sich grundsätzlich bewährt, ab und an kommt es bei der Wundheilung allerdings zu Problemen. In einer unlängst publizierten Studie gelang der Nachweis, dass lösliche Faktoren von weißen Blutkörperchen die Wundheilung nach einer Hauttransplantation verbessern.
Weiße Blutkörperchen verbessern Wundheilung bei Verbrrennungswunden
Bei Verbrennungswunden kommt es häufig zu großen Wundflächen. Die betroffene Haut ist dann nicht mehr zu retten und muss entfernt werden. Behandelt wird in der Regel mittels Hauttransplantation vom Oberschenkel oder Rücken auf die Verbrennungswunden, wobei die Wundheilung besser verläuft, wenn die Patienten jünger sind. Bei älteren Betroffenen oder erkrankten Menschen – beispielsweise an Diabetes – dauert der Prozess der Wundheilung erheblich länger und führt manchmal zu Komplikationen, die eine erneute Operationen notwendig machen oder auch entstellende Narben verursachen.
Eine Forschungsgruppe um Stefan Hacker, Chirurg an der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der MedUni Wien, konnte im Tiermodell eine verbesserte Behandlungsmethode zeigen: durch lösliche Faktoren aus weißen Blutkörperchen kommt es zu einer verbesserten Wundheilung bei großflächigen Verbrennungswunden.
Zunächst wurden dafür weiße Blutkörperchen durch Bestrahlung mit Gammastrahlen in Stress versetzt, damit sie bestimmte Eiweiße ausschütten, welche die Gefäß- und Gewebeneubildung anregen. Diese löslichen Stoffe wurden zu einem Medikament verarbeitet und auf die Wunden aufgetragen. Das Ergebnis war eine Verdoppelung der Gefäßneubildung und außerdem eine bessere und schnellere Entwicklung der Haut als in den Vergleichsgruppen.
Translationale Forschung
Die Translationale Forschung umfasst interdisziplinäre Aktivitäten, die sich mit einer schnellen Umsetzung von präklinischen Forschungsergebnissen in die klinische Praxis beziehungsweise der Anwendung am Menschen beschäftigt. Die Wiener Arbeit dafür ein gutes Beispiel. Erstautor Stefan Hacker erklärt dazu: “Die klinische Anwendung beim Menschen soll sich nicht auf Verbrennungswunden beschränken.“ Die neue Methode könne auch bei anderen Wunden, wie etwa schlecht heilenden Hautgeschwüren bei Diabetikern oder nach mikrochirurgischen Gewebsverpflanzungen Erfolg versprechend sein.
Literatur:
Hacker S, Mittermayr R, Nickl S, Haider T, Lebherz-Eichinger D, Beer L, Mitterbauer A, Leiss H, Zimmermann M, Schweiger T, Keibl C, Hofbauer H, Gabriel C, Pavone-Gyöngyösi M, Redl H, Tschachler E, Mildner M, Ankersmit HJ. Paracrine Factors from Irradiated Peripheral Blood Mononuclear Cells Improve Skin Regeneration and Angiogenesis in a Porcine Burn Model. Sci Rep. 2016 Apr 29;6:25168. doi: 10.1038/srep25168. PMID: 27125302; PMCID: PMC4850437.