Immer mehr Menschen erkranken in unseren Breiten an Diabetes, der auch einer der wichtigsten Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen ist.
Im Grunde genommen werden die Patienten mit Diabetes immer jünger. Wobei aber auch bei vielen der jüngeren Patienten der Zustand der Blutgefäße sehr schlecht ist. Das steigert das gesundheitliche Risiko zusätzlich. Denn Diabetes kann zu einer Vielzahl von Gefäßerkrankungen führen. Die Gefahr für ernsthafte Komplikationen steigt.
Diabetes und Gefäßerkrankungen sind gefährlich
Dennoch wird Diabetes immer noch häufig unterschätzt. Vor allem von jüngeren Menschen, die sich nicht vorstellen können, an dieser „Alterskrankheit“ zu leiden. Tatsächlich waren früher vor allem ältere Menschen betroffen.
Jedenfalls kann Diabetes zu schwersten Durchblutungsstörungen und Gefäßerkrankungen führen. Denn der übermäßige Zucker und hohe Cholesterinwerte im Blut schädigen vor allem die Blutgefäße. Es kommt zu Ablagerungen, die Gefäße verengen sich und können schließlich komplett verschließen.
Besonders gefährdet sind die Füße, da dort die Blutgefäße besonders klein sind und leichter „verstopfen“ können. Infolgedessen wird der betroffene Körperteil nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und stirbt ab. Im schlimmsten Fall droht eine Amputation.
Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung): Häufige Gefäßerkrankung bei Diabetes
Eine häufig auftretende Gefäßerkrankung bei Diabetes ist die Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung). Dabei kommt es zur Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen, die als Plaque bezeichnet werden. Dies führt letztendlich dazu, dass die Blutgefäße verengt werden und der Blutfluss eingeschränkt wird. Durch die beeinträchtigte Durchblutung steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant an.
Zudem kann Diabetes auch das Nervensystem schädigen. Diese Neuropathie kann Symptome wie Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Schwäche in den betroffenen Bereichen verursachen.
Wenn die Blutgefäße in den Augen zu Komplikationen führen
Diabetes kann ebenfalls die Blutgefäße in den Augen beeinträchtigen und zu Problemen mit der Sehkraft führen. Diese spezielle Form der Gefäßerkrankung wird als diabetische Retinopathie bezeichnet. Sie kann zu verschiedenen Sehstörungen führen und im schlimmsten Fall sogar zur vollständigen Erblindung führen.
Diabetischer Fuß und Amputationen
Eine der schwerwiegendsten Folgen von Gefäßerkrankungen und Diabetes sind Amputationen. Diabetes kann zu einer schlechten Durchblutung und Nervenschäden in den Füßen und Beinen führen. Dies wiederum kann die Entwicklung von offenen Wunden und schwerwiegenden Infektionen begünstigen. In einigen Fällen kann dies letztendlich zu einer Amputation führen, bei der man einen Teil des betroffenen Körperteils entfernen muss.
Besser vorbeugen
Es stehen ausgezeichnete Therapien zur Verfügung, um die verengten Blutgefäße wieder zu öffnen. In diesem Zusammenhang spielt eine gesunde Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Diabetes.
Darüber hinaus ist körperliche Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Diabetesbehandlung. Während des Sports wird vermehrt Blutzucker aus dem Blut in die Muskelzellen transportiert, wodurch der Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise gesenkt wird. Oftmals kann man die Krankheit durch eine gesunde Lebensweise gut unter Kontrolle halten.
Es ist jedoch auch von großer Bedeutung, die Blutgefäße regelmäßig untersuchen zu lassen. Bei starken Gefäßschäden oder Verschlüssen besteht oft die Möglichkeit einer minimal-invasiven Behandlung, bei der die Gefäße schonend wiederhergestellt werden können.
Selbst winzige Gefäße in den Füßen können heutzutage wieder geöffnet werden, beispielsweise mithilfe von Mini-Fräsen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Blutfluss umzuleiten. Bei der sogenannten LimFlow-Methode, auch als venöse Arterialisierung bekannt, umgeht man die erkrankten und verschlossenen Arterien und leitet den Blutfluss in die Vene um.
Problem schlechter Lebensstil trotz Diabetes
Es ist von großer Bedeutung, dass Menschen mit Diabetes ihre Blutzuckerwerte regelmäßig überwachen und einen gesunden Lebensstil pflegen, um das Risiko von Gefäßerkrankungen und anderen Komplikationen zu verringern.
Ein Hauptgrund für das vermehrte Auftreten von Diabetes bei jüngeren Menschen ist Übergewicht, da Übergewicht und Diabetes eng miteinander verknüpft sind. Dieser negative Trend wird durch ungesunde Ernährungsgewohnheiten und mangelnde körperliche Aktivität begünstigt.
Mit zunehmendem Körpergewicht benötigt der Körper immer mehr Insulin. Doch irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, ausreichend Insulin zu produzieren. Dadurch gelangt Glukose nicht mehr in die Zellen, sondern sammelt sich im Blut an, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt.
Übergewicht belastet zudem das Herz und den Kreislauf stark. Darüber hinaus haben übergewichtige Menschen oft einen erhöhten Blutdruck, wodurch das Herz stärker arbeiten muss. Dies führt langfristig zu Schäden am Herzen.
Quelle:
Gefäßpatientinnen und -patienten werden immer jünger. Dr. med. Dipl. oec. med. Michael Lichtenberg, FESC Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA), Chefarzt der Klinik Angiologie am Klinikum Hochsauerland der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA). November 2022.