Für die Ärztekammer ist Streik ein legitimes Mittel im Arbeitskampf. Die Gesprächsverweigerung seitens der Stadträtin sei unverständlich.
Nachdem sich im Rahmen der Abstimmung über die Streikbereitschaft im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) 93,45 Prozent der daran teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte für einen Streik ausgesprochen haben, sind in der Wiener Ärztekammer die entsprechenden Vorbereitungen angelaufen. „Für den Fall, dass am kommenden Mittwoch die Kurie tatsächlich einen Streikbeschluss fasst, werden danach die ersten Schritte für die Umsetzung im Herbst eingeleitet“, so Vizepräsident und Kurienobmann Herman Leitner. ****
Man sehe es nun als Pflicht, den Willen der überwiegenden Mehrheit der KAV-Ärzte ernst zu nehmen. Auch wenn man in der Ärztekammer von einem Streik als „wichtiges und legitimes Mittel im Arbeitskampf“ überzeugt sei, sei man sich auch der Verantwortung gegenüber den Patienten bewusst. Leitner: „Diese drastische Maßnahme bedarf ausführlicher Vorbereitungen.“
Über die Reaktion von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zum eindeutigen Ergebnis der Streikabstimmung zeigt sich Leitner verwundert: „Es ist für mich unverständlich, dass eine hochrangige Vertreterin der Sozialdemokratie das demokratische Selbstbestimmungsrecht sowie das Recht zum Arbeitskampf von angestellten Arbeitnehmern kritisiert.“
Vonseiten der Ärztekammer sei man jedenfalls nach wie vor zu weiteren Gesprächen bereit. Umso weniger Verständnis bringt Leitner für die von Wehsely postulierte völlige Gesprächsverweigerung auf. „Eine Verhandlung über arbeitsrechtliche Veränderungen ist dann beendet, wenn eine Einigung über einen fairen Weg vorliegt, und ånicht, wenn eine Seite ein Ende der Debatte herbeiwünscht“, so Leitner.
Eine Lösung im Streit über Arbeitszeiten und Gehälter sei nicht nur für die Ärzteschaft, sondern vor allem für die Wiener Patienten von hoher Bedeutung. „Uns hier eine Erpressung in Vorwahlzeiten vorzuwerfen, obwohl die verantwortlichen Stadtpolitiker seit Jahren die Problematik der Arbeitszeiten und damit notwendiger Anpassungen bei der Honorierung kennen, ist absolut ungerechtfertigt“, kritisiert Leitner.