Dienstag, November 4, 2025

Erfolgreiches Altern bei hochbetagten Menschen

Während bei unter 80-Jährigen vor allem auf körperliche Faktoren geachtet wird, sollten bei Hochbetagten vor allem psychologische Faktoren berücksichtigt werden.

Keine Altersgruppe wächst prozentuell so stark wie die der hochbetagten Menschen. Beispielsweise lag in unseren Breiten das Wachstum im letzten Jahrzehnt fast schon bei 50%. Experten rücken hierzu immer wieder das Thema in den Fokus, dass man für die Hochbetagten neue Kriterien braucht. Und zwar um deren erfolgreiches Altern zu erfassen. Dementsprechend sollte man bei Älteren unter 80 Jahren vor allem auf körperliche Faktoren wie ein geringes Risiko für Krankheiten achten. Hingegen muss man bei sehr alten hochbetagten Menschen viel stärker psychologische Faktoren berücksichtigen.

 

Lebenszufriedenheit bei hochbetagten Menschen durch persönliche, positive Strategien

In einer Heidelberger Studie mit Hundertjährigen hatten Forschende keinen einzigen Teilnehmer gefunden, der nicht mindestens eine chronische Erkrankung aufwies. Im Durchschnitt litten die Hochbetagten unter fünf Krankheiten. Die Lebenszufriedenheit dieser Menschen hängt jedoch nicht von der Zahl ihrer Krankheiten ab. Sondern wichtig ist bei ihnen vor allem von einem positiven Blick auf die Zukunft. Weiter vom Zusammenleben mit anderen Menschen. Zudem hängt es davon ab, ob sie glauben, noch selbstständig handeln zu können. Die allermeisten Hundertjährigen sind mit ihrem Leben zufrieden oder sogar sehr zufrieden.

Während es vielen Älteren zunächst schwer fällt, ihre gewohnten Alltagstätigkeiten aufzugeben, wenn ihre Kräfte nachlassen, entwickeln die hochbetagten Menschen mit der Zeit jedoch positive Strategien, um damit umzugehen. Sie lernen zu akzeptieren, dass sie manches nicht mehr schaffen, was ihnen früher leicht gelang. Das ist eine Stärke sehr alter Menschen, die zu ihrer Zufriedenheit beiträgt.

Die reduzierten Erwartungen, die sehr alte Menschen an ihr Leben stellen, könnten aber auch dazu führen, dass sie nicht optimal medizinisch versorgt werden. In der Studie berichteten fast 30 Prozent der Hundertjährigen, dass sie oft oder ständig Schmerzen haben. Das finde ich nicht akzeptabel“, betont Jopp. Ob dieser hohe Wert daran liege, dass Hochbetagte glauben, ihre Schmerzen aushalten zu müssen, oder ob sie bei ihren Ärzten nicht ausreichend Gehör fänden, müsse geklärt werden. Auf jeden Fall sollten Ärzte für die hohe Prävalenz von Schmerzen bei sehr alten Menschen sensibilisiert sein.

 

Behandlung an Vorstellungen der hochbetagten Menschen orientieren

In einer aktuellen Untersuchung konnten Wissenschaftler zeigen, dass gleichzeitige Hör- und Sehbeeinträchtigungen die Hochbetagten stark belasten. Wobei das das Risiko für Depressionen deutlich erhöht. Aber wie überprüft man im Altenheim, ob die Sehstärke noch stimmt oder ob ein Bewohner ein neues Hörgerät braucht? Hierzu könnten Pflegende und Angehörige die Lebensqualität sehr alter Menschen wirksam verbessern. Und zwar indem sie solche Beeinträchtigungen aufmerksam verfolgen und bei Bedarf die Hilfsmittel anpassen lassen.

 

Weltweit erforschen nur wenige Wissenschaftler die Lebenswelt sehr alter Menschen

Im Grunde genommen sollte man vor allem die Modelle verbessern, die die Lebensqualität dieser Menschen beschreiben. Bislang arbeiten Therapeuten häufig mit drei oder vier Faktoren. Fragt man aber die Hundertjährigen selbst, haben sie häufig sehr viel mehr Ideen, was zu einem guten Altern beiträgt. Um wirksame Interventionen zu entwickeln, ist es daher notwendig, sich dabei auch an den Vorstellungen der hochbetagten Menschen zu orientieren.


Literatur

Kim Y, Lee E. The association between elderly people’s sedentary behaviors and their health-related quality of life. Focusing on comparing the young-old and the old-old. Health Qual Life Outcomes. 2019 Jul 26;17(1):131. doi: 10.1186/s12955-019-1191-0. PMID: 31349858; PMCID: PMC6660966.

Webster KE, Zhou W, Gallagher NA, Smith EML, Gothe NP, Ploutz-Snyder R, Colabianchi N, Larson JL. Device-measured sedentary behavior in oldest old adults. A systematic review and meta-analysis. Prev Med Rep. 2021 May 18;23:101405. doi: 10.1016/j.pmedr.2021.101405. PMID: 34136338; PMCID: PMC8181193.

Poon LW, Martin P, Hagberg B. Understanding Very Old Age: Looking Back and Thinking Forward. J Aging Soc Policy. 2016 Jul-Sep;28(3):208-17. doi: 10.1080/08959420.2016.1163954. PMID: 27128448.


Quelle: https://www.dggeriatrie.de/

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