Yoga bei psychischen Störungen brachte als Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung eine genauso gute Wirksamkeit wie eine psychotherapeutische Standardbehandlung.
Jenaer Psychologen werteten unlängst in einer Metaanalyse Studien zur Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen aus. Zusammenfassend zeigte sich, dass Atem- und Körperübungen als zentrale Bestandteile dieser Form von Yoga einen vielversprechenden Zusatzansatz in der Behandlung von psychischen Störungen darstellen.
Niedrigschwelliger, gut akzeptierter Therapieansatz
Die Anwendung von Yoga bei psychischen Störungen bietet eine Reihe von Vorteilen. Zum einen handelt es sich um einen niedrigschwelligen und gut akzeptierten Therapieansatz, da Yoga als Freizeitaktivität weit verbreitet ist. Darüber hinaus sind die Kosten günstig und die Nebenwirkungen und Risiken minimal. Im Falle von körperlichen Beschwerden, wie chronischen Schmerzen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist der positive Effekt von Yoga bereits gut dokumentiert.
Die Wissenschaftler sichteten über 2600 Fachveröffentlichungen und identifizierten schließlich 25 Studien, die den hohen Qualitätsanforderungen entsprachen. Bei der Auswahl war es wichtig, dass die Studien Gruppen mit und ohne Yoga verglichen und die Zuordnung der Teilnehmer zu den Gruppen zufällig erfolgte. Das Yoga in den Studien musste explizit als Hatha-Yoga bezeichnet werden oder Atem- und Körperübungen beinhalten. Insgesamt nahmen über 1300 Probanden an den betrachteten Studien teil, die größtenteils in den USA und Indien durchgeführt wurden.
Unterschiedliche Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen
Die eingeschlossenen Studien untersuchten den Einsatz von Yoga zur Behandlung psychischer Störungen in verschiedenen Bereichen. Ein großer Teil der Studien konzentrierte sich auf Patienten mit Schizophrenie und Depression, aber auch bei Substanzabhängigkeiten, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen absolvierten die Probanden Yoga-Übungen, und zwar immer in Gruppen unter Anleitung eines Yoga-Lehrers.
In den meisten Fällen wurde das Yoga als ergänzende Maßnahme zu einer medikamentösen Behandlung eingesetzt, die teilweise von anderen therapeutischen Interventionen begleitet wurde. Es gab jedoch auch Studien, in denen Yoga als alleinige Therapie angewendet wurde. Die Kontrollgruppen erhielten in der Regel keine zusätzliche Behandlung, in einigen Studien wurde Yoga mit Sport, einer Aufmerksamkeitskontrolle oder Psychotherapie verglichen.
Insgesamt zeigte sich ein signifikanter Effekt von Yoga in Bezug auf die Linderung der Symptome der untersuchten psychischen Störungen. Im Vergleich zu Sport oder einer Aufmerksamkeitskontrolle erwies sich Yoga als etwas wirksamer. Als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung war Yoga ähnlich wirksam wie eine standardmäßige psychotherapeutische Behandlung.
Ambulant und stationär behandelte Probanden profitieren von Yoga weniger
Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass weitere Einflussfaktoren untersucht werden müssen. In einigen neueren Studien wurde beispielsweise ein geringerer positiver Effekt festgestellt, den die Autoren auf die zunehmende Standardisierung der Studien zurückführen. Zudem zeigten ambulant und stationär behandelte Teilnehmer weniger positive Auswirkungen des Yoga im Vergleich zu Studienteilnehmern, die sich gerade nicht in Behandlung befanden. Es scheint also, dass auch die Schwere der psychischen Störungen eine Rolle spielen könnte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass körperorientiertes Yoga als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei psychischen Störungen in Betracht gezogen werden sollte. Es scheint dazu beizutragen, störungsspezifische Symptome zu reduzieren und das Wohlbefinden sowie die Lebensqualität zu verbessern. Dennoch sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die genauen Einflussfaktoren und die optimale Anwendung von Yoga in der Behandlung psychischer Störungen besser zu verstehen.
Literatur:
Klatte R, Pabst S, Beelmann A, Rosendahl JS. The Efficacy of Body-Oriented Yoga in Mental Disorders–A Systematic Review and Meta-Analysis. Dtsch Arztebl Int. 2016 Mar 25;113(12):195-202. doi: 10.3238/arztebl.2016.0195. Erratum in: Dtsch Arztebl Int. 2016 May 20;113(20):359. PMID: 27118717; PMCID: PMC5400032.
Quelle: