Besonders schwere Schlaganfälle entstehen durch Großgefäßverschlüsse – eine neue Kombinationstherapie mit Thrombektomie und Thrombolyse zeigt Vorteile.
Die medikamentöse Auflösung von Gerinnseln – die sogenannte intravenöse Thrombolyse – sei derzeit die einzige zugelassene, etablierte Akuttherapie beim ischämischen Schlaganfall, erklärte die Präsidentin elect der Österreichischen Neurologischen Gesellschaft (ÖGN), Univ.-Doz. Elisabeth Fertl, Ende März im Rahmen einer Pressekonferenz zu Schlaganfall im Verlagshaus der Ärzte. „Ist aber ein großes Hirngefäß verstopft, so funktioniert die Thrombolyse oft nur teilweise.“ Das betreffe zehn bis fünfzehn Prozent aller Schlaganfälle – allein in Österreich also mehr als 2000 jährlich. Weltweit wurde daher zuletzt intensiv an neuen Methoden gearbeitet.
2015 haben internationale Studien belegt, dass die Kombination von mechanischer Gerinnsel-Entfernung (endovaskulärer Thrombektomie) und intravenöser Thrombolyse eine wirksame und sichere Methode zur Behandlung der Großgefäßverschlüsse im Gehirn ist.
Thrombolyse und Thrombektomie als Standardtherapie bei gewissen Patienten
Mittlerweile empfehlen wissenschaftliche Gesellschaften weltweit die Kombination von Thrombolyse und Thrombektomie als Standardtherapie für ausgewählte Patienten. Auch die Daten des österreichischen Stroke-Unit-Registers, die den klinischen Alltag an den elf Units mit mechanischer Interventionsmöglichkeit abbilden, bestätigen die jüngsten Studien.
Dennoch, so Fertl, „ist auch diese Methode ist nur erfolgreich, wenn der Patient innerhalb eines bestimmten Zeitfensters in einer Stroke Unit mit endovaskulärer Interventionsmöglichkeit eintrifft“. Die Thrombolyse müsse binnen viereinhalb Stunden, die Thrombektomie binnen maximal sechs Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen erfolgen.
Ein Rund-um-die-Uhr-Versorgungsnetz zur endovaskulären Akuttherapie sei derzeit im Aufbau. „Die Herausforderung liegt in den begrenzten Ressourcen. In West- und Südösterreich ist man schon sehr weit. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland braucht es noch einige Maßnahmen, um das 24/7-Ziel für die Thrombektomie beim akuten Schlaganfall zu erreichen“, sagte Fertl.
Die Thrombektomie
Bei dem als Thrombektomie bezeichneten Verfahren wird ein Katheter in die Leistenarterie eingeführt und bis zum arteriellen Verschluss im Gehirn vorgeschoben. In den Katheter wird ein als Stent bezeichnetes Röhrchen eingebracht, das sich bei Rückzug des Katheters entfaltet und das Blutgerinnsel festklemmt. Anschließend werden Katheter, Stent und mit ihnen das Blutgerinnsel herausgezogen.
Weitere Informationen zu Thrombolyse und Thrombektomie:
Österreichischen Stroke Unit Register (
ASURE) – http://www.oegsf.at/aerzte/index.php?page=zahlen-und-fakten