Dienstag, April 16, 2024

Chronisches Handekzem mit systemischer Therapie behandeln

Die systemische Therapie für ein chronisches Handekzem mit den Antihistaminika und den Kortikosteroiden gehört nach wie vor noch nicht zu den Empfehlungen in Leitlinien.

Unter dem Strich gibt es seit dem Jahr 2009 weltweit das CARPE. Wobei die Abkürzung für Chronisches Handekzem-Register zum Patienten-Langzeit-Therapie steht. Dabei dokumentierten die Wissenschaftler das größte Kollektiv an Patienten mit chronischem Handekzem (CHE) über den längsten Zeitraum hinweg. Dementsprechend untersuchten die Forscher 1.281 Patienten aus 98 CARPE-Zentren. Dabei standen im Blickpunkt Verbesserungen der Symptome und der Lebensqualität.

Jedenfalls sind die Handekzeme sehr verbreitet. Sie haben dabei vielfältige Ursachen. Auch gibt es starke Unterschiede bei der Schwere der Hauterkrankung. Oder ob sie chronisch auftritt. Die Therapie des Handekzems, insbesondere in schweren und chronischen Fällen, stellt eine Herausforderung für den Dermatologen dar.

 

Unterversorgung

Es zeigte sich jedenfalls, dass die Patienten mit einem chronischen Handekzem weiterhin unterversorgt sind. Beispielsweise hatten fast 70% der Patienten ein schweres oder sehr schweres chronisches Handekzem. Aber nur knapp 20% erhielten eine systemische Therapie.

Ein chronisches Handekzem ist übrigens eine multifaktorielle Erkrankung. Dabei kommt das irritative und atopische Handekzem am häufigsten vor. Bei etwa 30 % der Patienten manifestiert sich die Erkrankung außerdem auch an den Füßen. Zudem besteht bei etwa 52 % der Patienten ein Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit.

 

Ein chronisches Handekzem frühzeitig mit systemischer Therapie Leitlinien gerecht behandeln

Unter dem Strich sieht die internationale S3-Leitlinie für Patienten, die ein chronisches Handekzem haben, drei Säulen der Therapie vor. Und zwar sind das Basismaßnahmen. Weiter gehört die topische Therapie dazu. Sowie schließlich auch die Systemtherapie.

Im Grunde genommen sind zu Therapiebeginn die potenten Kortikosteroide das Mittel der Wahl. Und zwar unter Beibehaltung der Basismaßnahmen. Allerdings sollte man Kortikosteroide aufgrund der Nebenwirkungen nur für maximal 6 Wochen einsetzen. Insbesondere eine mögliche Atrophie der Haut kann ein Problem sein. Als zweite Wahl kommen schließlich alternative systemische Therapien zur Anwendung. Wenn eben die äußerlichen Kortikosteroide nicht gut ansprechen.

Die CARPE-Daten zeigen jedenfalls für die tägliche Praxis noch Defizite bei der Behandlung. So setzen die Patienten beispielsweise systemische Antihistaminika ein. Und das obwohl es für diese Therapie bei einem chronischen Handekzem keine Evidenz und Empfehlungen gibt. Zudem erhalten manchmal die Patienten über einen längeren Zeitraum systemische Kortikosteroide. Wenngleich die für einen akuten Schub vorgesehen sind.

Demnächst könnten übrigens auch die Patienten mit chronischem Handekzem von den neuen Biologika profitieren.


Literatur:

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Ruff SMD, Engebretsen KA, Zachariae C, Johansen JD, Silverberg JI, Egeberg A, Thyssen JP. The association between atopic dermatitis and hand eczema. A systematic review and meta-analysis. Br J Dermatol. 2018 Apr;178(4):879-888. doi: 10.1111/bjd.16147. Epub 2018 Feb 15.

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Quelle:

Chronisches Handekzem: Leitlinien gerechte Behandlung in Theorie und Praxis. München 2016.

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