Eine späte Vaterschaft birgt Risiken für Mutter und Kind. Denn auch Spermien altern. Deswegen brauchen älterer Paare mit Kinderwunsch professionelle Beratung.
Heutzutage werden sowohl Mütter als auch Väter im Durchschnitt immer älter. Spermien altern auch und dabei kann die DNA der Samenzellen im Laufe der Jahre beschädigt werden. Dementsprechend können Spermien älterer Männer das Risiko für Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen beim Nachwuchs erhöhen. Zudem steigt das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes stetig an. Wobei auch bei schwangeren Frauen, die älter sind, häufiger Komplikationen auftreten.
In diesem Sinne ist es wichtig, dass ältere Paare, die Kinder möchten, eine umfassende Beratung bekommen. Lange Zeit lag der Fokus bei den Risiken einer späten Elternschaft vor allem auf dem Alter der Mutter. Der Einfluss des Alters des Vaters wurde dabei oft außer Acht gelassen.
Die DNA-Qualität der Spermien älterer Männer
Der Keimzellenvorrat einer Frau, der aus etwa 400.000 unreifen Eizellen pro Eierstock besteht, wird schon bei der Geburt festgelegt und beginnt ab diesem Zeitpunkt zu altern. Im Gegensatz dazu produzieren Männer im Verlauf ihres Lebens täglich Millionen neuer Spermien.
Aus dieser Tatsache wurde früher geschlossen, dass männliche Keimzellen nicht altern. Doch diese Annahme berücksichtigt nicht, dass auch bei Spermien älterer Männer die DNA-Qualität beeinträchtigt sein könnte. Beispielsweise kann das durch genetische oder epigenetische Veränderungen der Fall sein.
Solche Veränderungen können das Ablesen der Gene beeinflussen. Das kann wiederum sowohl die Entwicklung des Embryos als auch die Entwicklung der Plazenta negativ beeinflussen.
Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind
In einer Kohortenstudie wurde untersucht, welche Auswirkungen das Alter der Eltern auf die Gesundheit von Mutter und Kind hat. Dabei wurden 10-Jahres-Daten von über 40,5 Millionen Lebendgeburten in den USA analysiert. Neben verschiedenen persönlichen Angaben wie sozialer Herkunft, Bildungsniveau und Nationalität wurde auch das Alter der Väter erfasst.
Die Studie registrierte Ereignisse wie Frühgeburten (Schwangerschaftsdauer unter 37 Wochen), niedriges Geburtsgewicht (unter 2500 Gramm), Notwendigkeit von Atemhilfe nach der Geburt, Aufnahme auf eine neonatologische Intensivstation, Verabreichung von Antibiotika und das Auftreten von Krampfanfällen. Bei den Müttern lag der Fokus vor allem auf Schwangerschaftsdiabetes und -vergiftungen wie Präeklampsie und Eklampsie.
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Schwangerschaften mit älteren Vätern (ab 45 Jahren) im Vergleich zu Vätern im Alter zwischen 25 und 34 Jahren ein signifikant höheres Risiko für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht aufweisen. Zudem benötigten Kinder älterer Väter häufiger Atemunterstützung nach der Geburt und Behandlung auf einer neonatologischen Intensivstation.
Risiko für Schwangerschaftsdiabetes
Die Studie ergab weiter, dass das Risiko für eine Frau, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, zunimmt, wenn der Vater des Kindes zwischen 45 und 54 Jahren alt ist. In dieser Altersgruppe stieg das Risiko um 28 Prozent. Bei Vätern, die 55 Jahre oder älter waren, erhöhte sich das Risiko sogar um 34 Prozent. Interessanterweise zeigte die Studie jedoch, dass das Risiko für schwerwiegende Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und Eklampsie bei Müttern nicht höher war, wenn der Vater älter war.
Kryokonservierung
Diese Studie unterstreicht, dass ein höheres Alter des Vaters mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen sowohl beim Kind als auch bei der Mutter verbunden ist. Frühere Forschungen haben zudem gezeigt, dass bestimmte Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie ebenfalls mit dem Alter des Vaters in Verbindung stehen können.
Die gesundheitlichen Auswirkungen für Mutter und Kind können ernsthaft sein. Daher ist es wichtig, dass Paare mit Kinderwunsch darüber informiert werden, dass die Qualität der Spermien älterer Männer abnehmen kann. Ebenso steigen weitere altersbedingte Risikofaktoren. In diesem Zusammenhang könnten Männer unter 40 Jahren in Betracht ziehen, ob das Einfrieren ihrer Spermien (Kryokonservierung) für sie eine Option darstellen könnte, um potenzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Alter des Vaters zu minimieren.
Literatur:
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