Mittwoch, Oktober 2, 2024

Soziale Phobie wirksam begegnen: die Angst vor Menschen überwinden

Angst ist eine notwendige Schutzfunktion vor möglichen Gefahren, schlecht ist aber, wenn man eine soziale Phobie vor Menschen entwickelt.

Im Grunde genommen dient Angst als wichtige Schutzfunktion, um potenzielle Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Allerdings kann eine Störung im Zusammenhang mit Angst diese positive Wirkung beeinträchtigen. Insbesondere sollte man versuchen, eine durch Angst verursachte soziale Phobie zu vermeiden. Tatsächlich sind Millionen von Menschen von einer Sozialphobie betroffen. Im Alltag haben die Betroffenen Schwierigkeiten, unangenehme Situationen zu bewältigen. Viele Menschen mit sozialer Phobie zögern jedoch oft lange, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aufgrund ihrer Ängste.

 

Angst vor Menschen: Patienten mit sozialer Phobie im Fokus

Unter dem Strich leiden Menschen mit sozialer Phobie unter der Angst vor Menschen, die sich auf ganz normale soziale Situationen im Alltag beziehen. Sie fürchten sich davor, sich unangemessen zu verhalten oder andere Menschen als minderwertig anzusehen. Vor einigen Jahren konnten Forscher jedoch zeigen, dass es möglich ist, dieses negative Angstnetzwerk zu deaktivieren.

Dies wurde durch den Einsatz der funktionellen Magnetresonanztomographie erreicht. Die Forscher untersuchten dabei Veränderungen in der Gehirnaktivität von Menschen mit Sozialphobie im Vergleich zu gesunden Menschen. Die Probanden betrachteten verschiedene Gesichter. Dabei hat man gemessen, wodurch eine Art soziale Konfrontation mit anderen Personen simuliert wurde, ohne sie tatsächlich in eine unerträgliche Angstsituation zu bringen.

Diese Untersuchungen zeigten, dass Menschen, die eine soziale Phobie und Angst vor Menschen haben, anfangs eine stärkere Aktivierung im Mandelkern und im medialen präfrontalen Cortex des Gehirns aufwiesen. Nach einigen Durchgängen nahm diese Aktivität jedoch ab. Damit widerlegten die Forscher die frühere Vermutung, dass das emotionale Netzwerk von Menschen mit Sozialphobie sich nicht ausreichend an stressauslösende Situationen anpassen könnte.

 

Menschen, die eine soziale Phobie haben, verfügen über funktionierende Strategien zur Regulation ihrer Angst vor Menschen

Die dauerhafte Konfrontation mit der Testaufgabe führte schließlich bei den Personen mit Sozialphobie nicht nur dazu, schneller eine Lösung für das »Problem« zu finden. Sondern umgingen infolgedessen auch manche Gehirnregionen, die sonst – typisch für die Krankheit – überaktiviert waren.

Daher herrscht bei Experten die Ansicht vor, dass es auch im Emotionsnetzwerk von Personen mit sozialer Phobie funktionierende Strategien zur Regulation der Angst gibt. Wenngleich es bei diesen Menschen etwas länger dauert, bis diese Mechanismen greifen. Die Fehlregulation dieser Gehirnteile können betroffene Menschen jedenfalls zu einem Teil kompensieren.


Literatur:

Wiegand A, Munk MHJ, Drohm S, Fallgatter AJ, MacIsaac JL, Kobor MS, Nieratschker V, Kreifelts B. Neural correlates of attentional control in social anxiety disorder. The impact of early-life adversity and DNA methylation. J Psychiatry Neurosci. 2021 Dec 16;46(6):E663-E674. doi: 10.1503/jpn.210064. PMID: 34916236; PMCID: PMC8687622.

Emmelkamp PMG, Meyerbröker K, Morina N. Virtual Reality Therapy in Social Anxiety Disorder. Curr Psychiatry Rep. 2020 May 13;22(7):32. doi: 10.1007/s11920-020-01156-1. PMID: 32405657; PMCID: PMC7220867.

Pelissolo A, Abou Kassm S, Delhay L. Therapeutic strategies for social anxiety disorder: where are we now? Expert Rev Neurother. 2019 Dec;19(12):1179-1189. doi: 10.1080/14737175.2019.1666713. Epub 2019 Sep 13. PMID: 31502896.

Leichsenring F, Leweke F. Social Anxiety Disorder. N Engl J Med. 2017 Jun 8;376(23):2255-2264. doi: 10.1056/NEJMcp1614701. PMID: 28591542.

Spence SH, Rapee RM. The etiology of social anxiety disorder: An evidence-based model. Behav Res Ther. 2016 Nov;86:50-67. doi: 10.1016/j.brat.2016.06.007. Epub 2016 Jul 1. PMID: 27406470.

Doehrmann O, Ghosh SS, Polli FE, Reynolds GO, Horn F, Keshavan A, Triantafyllou C, Saygin ZM, Whitfield-Gabrieli S, Hofmann SG, Pollack M, Gabrieli JD. Predicting treatment response in social anxiety disorder from functional magnetic resonance imaging. JAMA Psychiatry. 2013 Jan;70(1):87-97. doi: 10.1001/2013.jamapsychiatry.5. PMID: 22945462; PMCID: PMC3844518.

Etkin A, Wager TD. Functional neuroimaging of anxiety. A meta-analysis of emotional processing in PTSD, social anxiety disorder, and specific phobia. Am J Psychiatry. 2007 Oct;164(10):1476-88. doi: 10.1176/appi.ajp.2007.07030504. PMID: 17898336; PMCID: PMC3318959.

Latest Articles

Folgt uns auf Facebook!

Gehirn, Nerven und Psyche

Schnelle Tests, um einen Schlaganfall zu erkennen

Mithilfe einfacher Tests kann man rasch einen Schlaganfall erkennen, mit schneller Hilfe lassen sich dauerhafte Einschränkungen vermeiden. Schlaganfälle zählen weltweit zu den führenden Ursachen für...
- Advertisement -

Related Articles

Medikamente bei Parkinson wirken oft nicht ausreichend genug

L-Dopa Parkinson Medikamente wirken nicht immer ausreichend gut, deswegen kommen verschieden Wikrstoffe auch in Kombination zum Einsatz. Offensichtlich gibt es einen Bruch in der Versorgung,...

Skin Picking, Dermatillomanie: Die große Sucht nach reiner Haut

Skin Picking, Dermatillomanie, ist die Sucht nach reiner Haut, die die Betroffenen dazu bringt, an der eigenen Haut zu kratzen und zu zupfen. Das Skin Picking – auch...

Gute Wirkung von Rosenöl gegen Depressionen und Stress

Positive Wirkung der Rose auf die Psyche: die alternative Anwendung von Rosenöl, ist auch gegen Depressionen und Stress zu empfehlen. Die aufhellende Wirkung von Rosenöl auf...