Freitag, November 7, 2025

Säuglingsbotulismus durch Clostridium botulinum in Staub und Honig

Oft in Honig, Staub und Erde enthalten: Beim Säugling kann das lähmende Gift des Bakteriums Clostridium botulinum zu Säuglingsbotulismus führen.

Für einen Säugling kann Clostridium botulinum – ein grampositives, stäbchenförmiges Bakterium aus der endosporenbildenden Familie der Clostridiaceae – der ein lähmendes Gift bildet, im Grunde genommen sehr gefährlich werden. Bereits kleine Mengen dieser Erreger, beispielsweise in Honig, aber auch in Erde und Staub enthalten, können in diesem Sinne Säuglingsbotulismus auslösen. Schließlich kann es zu einer Lähmung des Säuglingsdarmes und in Folge zu Plötzlichem Kindstod führen. Deswegen gibt es auch die Empfehlung, bis zur Beendigung des ersten Lebensjahrs in der Ernährung des Babys auf bestimmte Naturprodukte wie Honig, aber auch Ahornsirup, gänzlich zu verzichten.

 

Plötzlicher Kindstod durch das Botulinumtoxin

Im Grunde genommen ist Botulismus ist eine seltene Erkrankung, bei der die Differenzialdiagnose eine große Rolle spielt. Allerdings herrscht auch heut noch bezüglich Diagnostik und Therapie recht viel Unsicherheit. Trotz der typischen Symptome wird Botulismus oft spät diagnostiziert. Dabei ist der frühzeitige Einsatz eines Antitoxins sowie eine Intensivtherapie für das Überleben der Patienten entscheidend.

Jedenfalls kann sich das lähmende Gift der Erreger beim Säugling dramatisch entwickeln. Die Bakterien, die unter Sauerstoff nicht wachstumsfähig sind, vermehren sich im Säuglingsdarm explosionsartig.

Das Botulinumtoxin, so nennt sich das von den Bakterien gebildete Gift, gelangt in den Blutkreislauf. Wobei es ­eine zunehmende Lähmung aller Muskeln bewirken kann. Neben einer Verstopfung kommt es zu Schlucklähmung, Sehstörungen, Muskelschwäche in Armen und Beinen, Halteschwäche des Kopfes und schließlich zur Atemlähmung. Unbemerkt kann Säuglinsbotulismus zum Tode des Babys unter dem Bild des plötzlichen Kindstod (SIDS) führen.

Eine Lebensmittelvergiftung, bei der Clostridien-Sporen mit der Nahrung in den Darm gelangen, gilt als Hauptursache des Säuglingsbotulismus. © royaltystockphoto.com / shutterstock.com
Eine Lebensmittelvergiftung, bei der Clostridien-Sporen mit der Nahrung in den Darm gelangen, gilt als Hauptursache des Säuglingsbotulismus. © royaltystockphoto.com / shutterstock.com

Unter dem Strich gilt eine Vergiftung durch Lebensmittel, bei der somit Clostridien-Sporen mit der Nahrung in den Darm gelangen, sich dort vermehren und Botulinumtoxin freisetzen, als Hauptursache des Säuglingsbotulismus. Wobei die Sporen widerstandsfähige Ruhestadien des Bakteriums darstellen, die auch in Gegenwart von Luftsauerstoff lebensfähig bleiben und dann im Darm auskeimen können.

 

Säuglingsbotulismus durch Staub und Erde

Finnische und US-Forscher fanden auch heraus, dass Erde und Staub die Ursache von Säuglingsbotulismus sein könnte. So fanden sie beispielsweise im Darm eines Säuglings, das an plötzlichen Kindstod gestorben war, das Clostridium botulinum.

In der Wohnung der Eltern fanden die Forscher die Sporen des gleichen Bakteriums im Hausstaub. Ein genetischer Vergleich ergab, dass beide Keimisolate identisch waren. Die Analyse zeigte also, dass Sporen von Clostridium botulinum im Staub den Säuglingsbotulismus auslösen können. Hierzu gilt Ähnliches für Vorkommen in Erde.

Vermutlich sind wesentlich mehr Fälle von ungeklärtem plötzlichen Kindstod auf eingeatmete Sporen des Clostridium botulinum zurückzuführen. Grundsätzlich wird Säuglingsbotulismus als Ursache für plötzlichen Kindstod unterschätzt, bemängeln Experten.

 

Säuglingsbotulismus durch Honig

Immer wieder treten vereinzelnd Fälle von Säuglingsbotulismus auf, die sich unter Umständen auf Bakterien oder Sporen aus Honig erklären lassen. Das Risiko einer Infektion ist für den Säugling in den ersten sechs Monaten nach der Geburt besonders hoch. Deswegen sollte auf Honig bis zur Beendigung des ersten Lebensjahrs in der Ernährung des Babys gänzlich verzichtet werden. In einigen Fällen wurde auch vermutet, dass Säuglingsbotulismus durch Ahornsirup verursacht wurde.


Literatur:

Carr WW, Jain N, Sublett JW. Immunogenicity of Botulinum Toxin Formulations: Potential Therapeutic Implications. Adv Ther. 2021 Oct;38(10):5046-5064. doi: 10.1007/s12325-021-01882-9. Epub 2021 Sep 13. PMID: 34515975.

Rosow LK, Strober JB. Infant botulism: review and clinical update. Pediatr Neurol. 2015;52(5):487-492. doi:10.1016/j.pediatrneurol.2015.01.006

Padda IS, Tadi P. Botulinum Toxin. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2020.

Rasetti-Escargueil C, Lemichez E, Popoff MR. Human Botulism in France, 1875-2016. Toxins (Basel). 2020;12(5):E338. Published 2020 May 21. doi:10.3390/toxins12050338

Wendt S, Eder I, Wölfel R, Braun P, Lippmann N, Rodloff A. Botulismus: Diagnostik und Therapie [Botulism: Diagnosis and Therapy]. Dtsch Med Wochenschr. 2017;142(17):1304-1312. doi:10.1055/s-0043-112232

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