Freitag, März 21, 2025

Infektionen im fortgeschrittenen Alter

Infektionen im fortgeschrittenen Alter treten etwa ab dem 65. Lebensjahr gehäuft auf und stellen dann die vierthäufigste Todesursache dar.

Nachdem sich die Lebenserwartung in der westlichen Welt im Laufe der letzten 100 Jahre in etwa verdoppelt hat, wird der Anteil der über 65-jährigen Menschen bereits in 30 Jahren zweimal so hoch sein wie heute. Für das Ansteigen der Häufigkeit von Infektionen im fortgeschrittenen Alter ist die Veränderung des Immunsystems (Immunseneszenz) verantwortlich. Damit einher gehen die Involution des Thymus, erhöhte Zytokinkonzentrationen und eine verminderte Antikörpersynthese.

Eine weitere Erhöhung der Infektanfälligkeit ist z.B. bedingt durch Mangelernährung, Grundkrankheiten wie Diabetes mellitus oder Neoplasien sowie durch die Einschränkungen der mukoziliären Clearence, der Schweißsekretion und der gastralen Säureproduktion, welche das Eindringen der Erreger begünstigen.

 

Harnwege-, Respirationstrakt-, Haut- und Weichteil-Infektionen im fortgeschrittenen Alter

Die Häufigkeit von Infektionen im fortgeschrittenen Alter liegt in Altenheimen bei 10 bis 20 Infektionen pro 100 Heimeinwohnern und Monat. Im Vordergrund stehen Infektionen der Harnwege, des Respirationstraktes, der Haut und der Weichteile. (Die Prävalenz für erworbene Infektionen gegenüber jüngeren Personen liegt bei der Pneumonie bei einem Faktor von 3, bei den Harnwegsinfektionen bei einem Faktor von 20). Fremdkörperinfektionen durch Prothesen und Implantate sind keine Seltenheit.

Das Erscheinungsbild der Infektionen im fortgeschrittenen Alter ist oft atypisch, womit diese Erkrankungen eine diagnostische Herausforderung für den Arzt darstellen. Die abgeschwächte Immunantwort bedingt eine geringere Symptomatik als bei jüngeren Patienten. Stattdessen stehen oft unspezifische Symptome wie Orientierungsstörung, Lethargie, Stürze, Appetitlosigkeit und allgemeine Schwäche im Vordergrund.

Fieber und/oder eine Erhöhung der Leukozytenzahl sind reduziert oder können gänzlich fehlen. Daher ist das Kriterium für Fieber hier nicht ein Ansteigen auf über 38,3°C, sondern eine Erhöhung von 1°C gegenüber der normalen Ausgangstemperatur ist bereits als Fieber zu werten. Es gilt der Merksatz: »The older, the colder«.

Unter Umständen verschleiern Begleiterkrankungen zusätzlich den typischen Verlauf einer Infektion, was zu einer verspäteten Diagnose und Therapie führen kann. Antibiotika im Alter Beim alten Menschen müssen die veränderte Pharmakokinetik, Pharmakodynamik und die größere Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen mit in Betracht gezogen werden.

 

Antibiotische Therapie bei Infektionen im fortgeschrittenen Alter

Grundsätzlich unterscheidet sich die antibiotische Therapie nicht von jener jüngerer Patienten, jedoch sind engmaschigere Kontrollen vonnöten. Die Adsorption der Medikamente aus dem Gastrointestinaltrakt bleibt unverändert, jedoch eine abnehmende Lebergröße und -durchblutung schränken den Metabolismus ein. Bedingt durch ein erniedrigtes Serumalbumin kann es bei eiweißgebundenen Medikamente zu höheren Serumkonzentration kommen.

Aus klinischer Sicht jedoch ist die oft verminderte Nierenfunktion am bedeutsamsten (auch bei normalem Serum-Kreatinin, daher ist die Bestimmung der Kreatinin-Clearance ein sinnvoller Parameter). Die Dosierung von Antibiotika ist unbedingt an die tatsächliche Nierenfunktion anzupassen, muss aber trotzdem so hoch wie möglich angesetzt werden und so rasch wie möglich erfolgen. Potenziell nephrotoxische Substanzen – primär Aminoglycoside – sollten nicht verabreicht werden, wenn eine nicht-nephrotoxische Substanz zur Verfügung steht.

10% der Spitalsaufnahmen älterer Menschen sind auf Arzneimittelnebenwirkungen zurückzuführen! Mit einer Prävalenz von 30% ist der akute Verwirrtheitszustand eine wesentliche Nebenwirkung, die nicht nur durch die Infektion selbst, sondern auch durch die Gabe von Antibiotika ausgelöst werden kann.

Bei der oralen Applikation von Antibiotika ist auf die Compliance besonders zu achten. Grundsätzlich sollte deshalb das Antibiotikum so einfach wie möglich gehandhabt werden können. Die Anforderungen an eine antibakterielle Therapie sind: breites Wirkungsspektrum, hohe Bakterizidie, schneller Wirkungseintritt, geringe Neigung zu Resistenzbildung, gute Verträglichkeit und keine relevanten Interaktionen mit anderen Medikamenten, wobei bei alten Patienten klinische und laborchemische Kontrollen während der antimikrobiellen Therapie vermehrt notwendig sind.


Quelle: Infektionen im fortgeschrittenen Alter. Chefredakteur Dr. Peter Traxler, Prof. Helene Breitschopf, Dr. Michaela Schieder. MEDMIX 7/2007

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