Mittwoch, April 24, 2024

Gegen resistente Bakterien permanent neue Antibiotika entwickeln

Es ist dringend notwendig, permanent neue Antibiotika zu entwickeln, da immer mehr gegen Antibiotika resistente Bakterien auftreten.

Vor rund hundert Jahren wurden die ersten antimikrobiell wirksamen Substanzen hergestellt, nach der Entdeckung des Penicillins im Jahr 1929 hat es noch etliche Jahre bis zur Produktion ausreichender Mengen gedauert. Zur Vielfalt an Substanzgruppen und Präparaten und neuen Antibiotika, wie sie für uns heute selbstverständlich ist, weil immer häufiger gegen Antibiotika resistente Bakterien auftreten, kam es erst in den letzten Jahrzehnten.

Viele der heute verwendeten Antibiotika drohen unwirksam zu werden. Wichtigste Strategie gegen diese Bedrohung ist es, die Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Antibiotika durch maßvollen Gebrauch dieser Substanzen so lang wie möglich zu erhalten.

Man weiss aber auch, dass auch durch den kritischen Einsatz von Antibiotika nicht alle Einflussfaktoren kontrolliert werden können, die zur Resis­tenzentwicklung beitragen. Daher ist es unerlässlich, dass auch in der Zukunft hochwirksame neue Antibiotika zur Verfügung gestellt werden.

Es ist deswegen dringend notwendig, dass die Forschungsaktivitäten der pharmazeutischen Industrie auf dem Gebiet der Antiinfektiva weiter verstärkt werden.

 

Neue Antibiotika für das System Mensch-Mikrobe

Im Grunde genommen bieten sich also zwei Methoden an, um den Resistenzdruck aus dem System Mensch-Mikrobe zu nehmen. Die eine ist der erwähnte verantwortungsvolle Umgang mit Anti­infektiva zur Verringerung des Resistenzdrucks in Kombination mit den Methoden der Krankenhaushygiene, um die Ausbreitung der Pathogene zu minimieren. Die andere ist der Einsatz neuer Substanzen, gegen die die Erreger noch keinen Resistenzmechanismus entwickelt haben.

Beide Methoden haben aber ihre Grenzen; spätestens z.B. bei der Repatriierung eines Patienten aus einem Spital eines Mittelmeerlandes kann man noch so sorgsam mit den Antibiotika im eigenen Haus gewirtschaftet haben, trotzdem wird der Patient mit MRSA, ESBL und meist auch multiresistenten Nonfermenter besiedelt oder gar infiziert sein. Zudem sind komplexe medizinische Therapien oft nur zu verantworten, wenn man ausreichend Antiinfektiva zur Verfügung hat und diese auch einsetzt.

Klassische Beispiele sind die onkologische Therapie aber auch die Herzchirurgie – beides Bereiche, in denen unkontrollierte Infektionen das Leben der Patienten rasch bedrohen. Resistenzen allein durch Nicht-Anwendung von Antibiotika zu vermeiden wird daher nicht überall möglich sein. Auf Dauer bleibt also nur der Weg, dass neue Antibiotika die resistenten Bakterien überraschen.

 

Fazit

Mit dem zunehmenden Einsatz von Antibiotika kommt es immer öfter vor, dass Substanzen gegen ursprünglich empfindliche Bakterien nicht mehr wirksam sind. Als man vorerst noch gehofft hatte, dass Antibiotika durch bestimmte biochemische Eigenschaften vor gegen sie gerichteten Resistenzen weitestgehend schützen zu können, ist heute klar, dass keine Substanz vor dieser Gefahr gefeit ist. Daher können nur ständig neue Antibiotika im Kampf gegen multi-resistente Bakterien wirksam die Situation entschärfen.


Literatur:

Fernandes P, Martens E. Antibiotics in late clinical development. Biochem Pharmacol. 2017 Jun 1;133:152-163. doi: 10.1016/j.bcp.2016.09.025. Epub 2016 Sep 26. PMID: 27687641.

Singh SB, Young K, Silver LL. What is an „ideal“ antibiotic? Discovery challenges and path forward. Biochem Pharmacol. 2017 Jun 1;133:63-73. doi: 10.1016/j.bcp.2017.01.003. Epub 2017 Jan 10. PMID: 28087253.

Mohr KI. History of Antibiotics Research. Curr Top Microbiol Immunol. 2016;398:237-272. doi: 10.1007/82_2016_499. PMID: 27738915.

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