Freitag, April 19, 2024

Gute Beziehung zum Lehrer macht Schüler weniger aggressiv

Eine gute Beziehung zwischen Lehrer und Schüler trägt wesentlich dazu bei, dass sich Schüler und Jugendliche weniger aggressiv verhalten.

Eine positive Beziehung zwischen Lehrer und Schüler spielt eine wesentliche Rolle dabei, ob sich Kinder und Jugendliche kooperativ oder feindselig verhalten. Dies wurde kürzlich durch eine umfassende Studie belegt. Schüler, die eine starke und positive Verbindung zu ihren Lehrern hatten, zeigten im Durchschnitt 18 % mehr kooperatives Verhalten und bis zu 38 % weniger Feindseligkeit verglichen mit jenen, deren Verhältnis zu den Lehrkräften ambivalent oder negativ war.

Fragen wie «Wie oft hast du jemandem Trost gespendet, der traurig war oder Schmerzen hatte?» oder «Wie oft hast du jemanden geschlagen, gebissen oder getreten?» wurden genutzt, um das soziale und aggressive Verhalten der Schüler zu evaluieren. In der Studie wurden über 1400 Kinder aus Zürich seit ihrem Schuleintritt im Jahr 2004 in regelmäßigen Zeitabständen beobachtet. Dabei wurden nicht nur die Kinder selbst, sondern auch ihre Eltern und Lehrer zu deren Verhalten befragt. Obwohl die Sichtweisen der Beteiligten nicht immer übereinstimmten, konnten so umfangreiche Datensätze gesammelt werden, die es den Forschern ermöglichten, für jedes Kind ein individuelles Verhaltensprofil zu erstellen.

 

Einfluss der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern

Diese detaillierten Profile über das soziale Verhalten der Kinder nutzen die Forschenden, um herauszufinden, welchen Einfluss einzelne Faktoren auf das Verhalten haben. Im konkreten Fall wollten die Forschenden den Effekt der Lehrer-Schüler-Beziehung untersuchen. Dazu bildeten sie unter den 1400 Kindern rund 600 Vergleichspaare mit einem ähnlichen Profil, die sich nur an einem Punkt unterschieden: ob sie eine negative oder gute Beziehung zu ihrem Lehrer oder ihrer Lehrerin hatten.

Die Paare wurden im Alter von ca. 10 Jahren vor ihrem Übertritt von der Unterstufe zur Oberstufe (zwischen der 3. und 4. Primarschulklasse) ermittelt. Zu diesem Zeitpunkt wechselt im Zürcher Schulsystem die Lehrperson. Nach dem Lehrerwechsel untersuchten die Forschenden, mit den eingangs erwähnten standardisierten Fragebögen, die Beziehung zur neuen Lehrperson und ob sich das Verhalten der Kinder geändert hatte.

 

38% weniger aggressives Verhalten durch die gute Beziehung zwischen Lehrern und Schülern

Die Ergebnisse der Studie sprechen eine deutliche Sprache: Eine positive Beziehung zwischen Lehrer und Schüler geht Hand in Hand mit einem ausgeprägteren prosozialen Verhalten. Das heißt, die Schüler verhalten sich altruistischer und zeigen mehr Empathie, während aggressives Verhalten abnimmt. Im Schnitt wiesen Schüler, die ein gutes Verhältnis zu ihren Lehrern pflegten, 18% mehr prosoziales und bis zu 38% weniger aggressives Verhalten auf, verglichen mit jenen Schülern, deren Beziehung zu den Lehrpersonen als ambivalent oder negativ eingestuft wurde.

Dass die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler das soziale Verhalten der Schüler beeinflusst, hatten die Forscher erwartet. Überraschenderweise zeigte sich der Einfluss der Lehrer-Schüler-Beziehung auf das Verhalten der Kinder als besonders stark. Die methodische Ausrichtung der Studie ermöglichte es, über einfache Zusammenhänge wie „gehorsame Schüler mögen ihre Lehrer“ hinauszugehen und die direkten Auswirkungen der Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülern isoliert zu betrachten.

Zudem ließen sich andere mögliche Einflussfaktoren wie kulturelle Hintergründe, Geschlecht, Erziehungsstile und frühere Verhaltensprobleme ausschließen. Obwohl die Untersuchung mit Zürcher Schulkindern durchgeführt wurde, sind die Forschenden aufgrund der Studienmethodik und vergleichbarer Ergebnisse aus anderen Untersuchungen mit jüngeren Kindern der Ansicht, dass die Ergebnisse weitreichende Gültigkeit besitzen könnten.

 

Langfristige Wirkung im Sinne der Gewaltprävention

Besonders bemerkenswert fanden die Forscher zwei Aspekte. Einerseits, dass der positive Einfluss einer guten Beziehung zwischen Lehrer und Schüler, der im Alter von zehn Jahren festgestellt wurde, auch vier Jahre später nach einem weiteren Lehrerwechsel noch nachweisbar war und somit eine vergleichsweise langfristige Wirkung hatte. Andererseits, dass eine positive Beziehung zwischen Schülern und Lehrern einen mindestens ebenso großen, wenn nicht sogar größeren Beitrag zu prosozialem Verhalten leisten kann wie herkömmliche Programme zur Gewaltprävention.


Quelle: https://www.ethz.ch/

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