Donnerstag, April 18, 2024

Arnika für die Gesundheit: Arnikatinktur selber machen

Arnika ist eine Pflanze, die einst die Gesundheit fördern sowie Blitzschlag und bösen Hexenzauber abwenden sollte, eine Arnikatinktur kann man einfach selber machen.

Unter dem Strich gilt die Arnica montana als eine weit verbreitete Heilpflanze, die in die Volksmedizin zur Behandlung verschiedener Leiden einsetzt. Allerdings ist ungewiss, welche der Anwendungsweise hierfür in Betracht kam. Im Mittelalter wurde Arnika dann in Kräuterbüchern erwähnt, um etwa verschiedene Beschwerden und Krankheiten zu kurieren, später im 18. Jahrhundert galt diese Pflanze sogar als Allheilmittel. Sebastian Kneipp erwähnte sie wie folgt: „ … ich halte sie für das erste Heilmittel bei Verwundungen und kann sie deshalb nicht genug empfehlen“. Auch Goethe schätzte sie und trank nach seinem Herzinfarkt regelmäßig Arnikatee. Dadurch haben sich die Beschwerden angeblich gebessert. Beliebt ist außerdem die Anwendung einer Arnikatinktur, die man recht einfach mit Arnika und einigen Zutaten selber machen kann.

 

Äußerliche Anwendung

Als äußerliche Anwendung auf der Haut soll Arnika in Form von Salben oder Tinkturen, Gel oder Massageöl bei zahlreichen Beschwerden helfen. Und zwar bei Schwellungen, Verstauchungen und Prellungen, Quetschungen, Verbrennungen, oberflächlichen Venenentzündungen, Sonnenbrand, Blutergüssen, rheumatischen Muskel- und Gelenkschmerzen, Entzündungen als Folge von Insektenstichen und auch bei einem Furunkel.

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass die großflächige Anwendung von Schlammpackungen mit Menthol und Arnika nach einem intensiven Krafttraining sehr gut gegen Muskelkater im Unterkörper bei durchtrainierten Männern wirkt. Zudem unterstützt diese Arnika-Behandlung auch die Muskeln, dass die Kraft wieder schneller zurückkehrt.

Arnikatinktur mit Arnika-Blüten selber machen

Um eine Arnikatinktur selber machen zu können, übergießt man 10 g Arnika-Blüten in einem Gefäß mit 100ml mindestens 40%igem Alkohol. Schließlich lässt man diese Mischung etwa 10 Tage ruhen, dabei sollte man täglich schütteln. So werden die Inhaltsstoffe freigesetzt. Nachdem die Zeit vergangen ist, kann man abseihen und die fertige Tinktur in ein kleines dunkles Fläschchen abfüllen. Jetzt dunkel und kühl lagern. So bleibt die volle Heilkraft bis zu 2 Jahre erhalten. Bei Bedarf sollte man mit Wasser oder Kamillentee verdünnen, bevor man eine Einreibung oder Umschläge macht. Falls vom Arzt nicht anders verordnet, reibt man die schmerzhaften, erkrankten Stellen zwei- bis dreimal täglich ein.

 

Arnika botanisch im Blickpunkt

Die Echte Arnika, auch Bergwohlverleih genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Arnika und gehört zur Familie der Korbblütler. Diese ausdauernde krautige Giftpflanze wird bis zu 60 cm hoch und gedeiht in den Gebirgen Europa. Die Blütezeit reicht von Mai bis August. Die gelben, körbchenförmigen Blütenstände riechen aromatisch.

Arnika steht unter Naturschutz! Das Ausgraben von Pflanzen ist untersagt und auch vollkommen sinnlos, da Arnika-Pflanzen unter geänderten Umweltbedingungen in der Regel absterben. Problematisch ist auch, dass die Bergwiesen zunehmend unter dem Einfluss des Klimawandels und damit verbundenen Umweltbelastungen leiden. Für die Herstellung von Arzneimitteln werden die Zuchtsorten verwendet, die auch großflächig kultiviert werden können.

Inhaltsstoffe und Anwendungen von Arnika und der Arnikatinktur

Für die arzneiliche Verwendung nimmt man ausschließlich die Blüten der Heilpflanze. Darin sind Sesquiterpenlactone, Flavonoide, ätherisches Öl (mit Thymol), Phenolcarbonsäuren sowie Cumarine enthalten. Diese Stoffe haben eine entzündungshemmende, desinfizierende und schmerzstillende Wirkung.

Zudem konnte eine unlängst durchgeführte Studie zeigen, dass Arnika-Pflanzenextrakte antibakterielle, antitumorale, antioxidative, entzündungshemmende, antimykotische sowie immunmodulatorische Aktivitäten besitzen.

Das breite Spektrum chemischer Verbindungen mit Sesquiterpenlactonen und ihrer kurzkettigen Kohlensäureester, Flavonoide, Carotinoide, ätherischen Öle, Diterpene, Arnidiol, Pyrrolizidinalkaloide, Cumarine, Phenolsäuren, Lignane sowie Oligosaccharide waren in verschiedenen Teilen die Pflanze zu finden. Die chemische Zusammensetzung des ätherischen Öls von Arnica montana L. kann übrigens je nach geografischer Region, Umweltfaktoren und Pflanzenorgan variieren.

Jedenfalls sind weitere Studien erforderlich, um das Potenzial für weitere medizinische Zwecke wissenschaftlich zu untersuchen, beispielsweise auch im Kampf gegen Krebs.

Die Blüten verschiedener Arnika-Arten enthalten wie erwähnt Flavonoid-Glykoside, Terpinoide, Amine, Cumarine und ätherische Öle. Die Blüten werden am häufigsten verwendet, um homöopathische Produkte herzustellen, die man dann topisch als Analgetikum beispielsweise als Arnikatinktur verwenden kann.

 

Verschiedene Darreichungsformen: wie man die Arnikatinktur anwendet

Man verdünnt die Arnikatinktur drei- bis zehnfach und wendet sie in Form von Umschlägen oder Einreibungen an.

Zu beachten ist aber auch, dass man bei der Anwendung einer Arnikatinktur oder auch einer Arnika-Salbe (Öl, Gel, Creme) unter Umständen allergisch reagieren kann (Korbblütler-Allergie). Dann rötet sich die Haut und ist gereizt. Außerdem kann die Hautstelle auch mit Bläschenbildung anschwellen.

Allergien gegen Arnika gibt es relativ oft. Wenn man während der Behandlung entzündliche Reaktionen der Haut bemerkt, lieber die Behandlung mit Arnika abbrechen. Auf die innerliche Anwendung sollten Sie generell verzichten, da als Folge immer wieder Herzrhythmusstörungen beobachtet werden.


Literatur:

Drugs and Lactation Database (LactMed) [Internet]. Bethesda (MD): National Library of Medicine (US); 2006–. Arnica. 2021 May 17. PMID: 30000888.

Stanik N, Lampei C, Rosenthal G. Summer aridity rather than management shapes fitness-related functional traits of the threatened mountain plant Arnica montana. Ecol Evol. 2020;10(11):5069-5078. Published 2020 May 8. doi:10.1002/ece3.6259. PMCID: PMC7297756

Kriplani P, Guarve K, Baghael US. Arnica montana L. A plant of healing: review. J Pharm Pharmacol. 2017 Aug;69(8):925-945. doi: 10.1111/jphp.12724. Epub 2017 Apr 11.

Sugier D, Sugier P, Jakubowicz-Gil J, Winiarczyk K, Kowalski R. Essential Oil from Arnica Montana L. Achenes: Chemical Characteristics and Anticancer Activity. Molecules. 2019;24(22):4158. Published 2019 Nov 16. doi:10.3390/molecules24224158

Sugier P, Jakubowicz-Gil J, Sugier D, et al. Chemical Characteristics and Anticancer Activity of Essential Oil from Arnica Montana L. Rhizomes and Roots. Molecules. 2020;25(6):1284. Published 2020 Mar 12. doi:10.3390/molecules25061284

Hollmann V, Donath TW, Grammel F, Himmighofen T, Zerahn U, Leyer I. From nutrients to competition processes: Habitat specific threats to Arnica montana L. populations in Hesse, Germany. PLoS One. 2020;15(5):e0233709. Published 2020 May 29. doi:10.1371/journal.pone.0233709

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