Donnerstag, März 28, 2024

Weniger inhalative Glukokortikoide bei COPD

In der GOLD-Guideline und in aktuellen nationalen Leitlinien haben inhalative Glukokortikoide heute nicht mehr einen so hohen Stellenwert bei COPD.

Lungenexperten haben unlängst die deutsche COPD-Leitlinie 2007 aufgrund zahlreicher neuer Erkenntnisse sowie Neuentwicklungen in Diagnostik und Therapie stark aktualisiert. Dabei berücksichtigten sie zahlreiche Leitlinien sowie Positionspapiere,  die in den letzten Jahren erschienen sind. Dazu gehört allen voran die Guideline 2017 der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). Während inhalative Glukokortikoide weiterhin die Basis der Asthma-Therapie darstellen, ist nun bei COPD ihr Stellenwert deutlich geringer.

 

Zu Diagnose und Therapie der COPD

Die Empfehlungen für die medikamentöse Therapie der COPD folgen im wesentlichen internationalen GOLD-Guideline. Grundsätzlich ist bei allen Patienten mit Atemnot, Husten und/oder Auswurf die Diagnose COPD anzudenken. Durch den Nachweis einer nicht vollständig reversiblen Obstruktion in der Lungenfunktion kann diese gesichert werden. Die GOLD-Guideline empfiehlt zur Diagnose die Spirometrie und die Forcierte Expiratorische Einsekundenkapazität (FEV1), die deutschen Leitlinien empfehlen zusätzlich die Bodyplethysmographie und die Diffusionskapazität zu berücksichtigen. Die Differenzialdiagnose zwischen Asthma und COPD spielt eine wichtige Rolle.

Analog zu GOLD wird empfohlen, COPD-Patienten mit dem ABCD-Schema aufbauend auf die Symptomatik und die Exazerbationshistorie zu evaluieren und diese Einstufung als Basis für die medikamentöse Therapie zu verwenden. Es wurde aber eine andere Art der Darstellung gewählt mit einer Trennung in nicht behandelte und vorbehandelte Patienten. Darüber hinaus wurden die GOLD-Gruppen C und D im Therapiealgorithmus zusammengefasst, weil die Empfehlungen für diese häufig exazerbierenden Patientengruppen identisch sind.

 

Inhalative Glukokortikoide haben bei COPD an Stellenwert verloren

Inhalative Glukokortikoide (ICS) haben sowohl in der GOLD-Guideline als auch in der aktuellen deutschen Leitlinie an Stellenwert eingebüßt. So sind inhalative Glukokortikoide nicht in der Initialtherapie indiziert, sondern kommen bei Verdacht auf eine asthmatische Komponente zur Anwendung.

Bei Patienten mit reiner COPD kommen Inhalative Glukokortikoide frühestens dann zum Einsatz, wenn die bronchialerweiternde Therapie ausgeschöpft ist. Außerdem kann man sie auch wieder absetzen, wenn die Wirkung ungenügend ist und die Exazerbationen andauern.

 

Weitere Empfehlungen der deutschen Leitlinie

In der Behandlung von COPD-Exazerbationen verschreiben Ärzte bei zu vielen Patienten Antibiotika. Weiters schenkten die Experten der deutschen Leitlinie der außerklinischen Beatmung von COPD-Patienten mit respiratorischer Insuffizienz mehr Bedeutung. Denn mehrere Studien konnten signifikante Überlebensvorteile für die beatmeten Patienten nachweisen. Ein besonderes Augenmerk legt die deutschsprachige Leitlinie auch auf mögliche berufliche Ursachen der COPD.

 

Inhalative Glukokortikoide – Basis der Asthma-Therapie

Asthma gehört mit mehr als fünf Millionen Patienten zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Mehr als 10 % aller Kinder und Jugendlichen und ca. 5 % aller Erwachsenen leiden an Asthma. Zur Epidemiologie der COPD liegen bislang nur wenige Daten vor. Experten schätzen die Prävalenzen der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und Österreich zwischen fünf und zehn Prozent. Diagnose und Therapie der beiden Volkskrankheiten erfolgen in Deutschland auf der Grundlage wissenschaftlicher Leitlinien. Seit Veröffentlichung der letzten Leitlinien gab es viele Evidenz-basierte Neuentwicklungen in Diagnostik und Therapie, die in die Neufassung der beiden Leitlinien eingeflossen sind.

Inhalative Glukokortikoide sind Basis der Asthma-Therapie. Sie sollen die dem Asthma zugrundeliegende Entzündungsprozesse wirksam unterbinden. Ist dadurch keine Asthma-Kontrolle möglich, wird die Behandlung um ein inhalatives langwirksames Beta2-Mimetikum (LABA) ergänzt, das die Bronchien für bis zu 24 Stunden erweitert. Hier steht zur einfachen Behandlung ein Kombinationspräparat zur Verfügung.

Relevante Nebenwirkungen sind durch inhalative Glukokortikoide sehr gering. Die Dauerbehandlung wird durch die Gabe von rasch wirksamen Bronchodilatatoren ergänzt, die nur bei Bedarf inhaliert werden. Bei schwerem Asthma werden inhalative Glukokortikoide und Bronchodilatatoren durch monoklonale Antikörper ergänzt.


Die aktuellen deutschen Leitlinien zu COPD und Asthma:

http://bit.ly/2Gy02Km Langfassung der COPD-Leitlinie

http://bit.ly/2tS9ntV Langfassung der Asthma-Leitlinie

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