Asthma und COPD weisen ähnliche Symptome auf; Unterschiede, Differenzialdiagnose, und die richtige Diagnose sind für eine wirksame Therapien entscheidend.
Patienten mit Asthma und COPD haben ähnliche Beschwerden. Beides sind entzündliche Erkrankungen der Lunge, die mit einem strukturellen Umbau des Gewebes und einer fortschreitenden Einschränkung der Lungenfunktion einhergehen. Während die chronische Bronchitis – COPD – in aller Regel im Alter über 40 auftritt, kommt Asthma bronchiale überwiegend bei Kindern und Jugendlichen vor. Der sogenannte Bronchospasmolyse-Test fällt beim Asthma positiv, bei COPD fast immer negativ aus. Beim Asthma wechseln sich symptomatische und Symptom freie Intervalle ab, die COPD schreitet schleichend voran. Dabei kommt es zunächst nur unter Belastung zur Atemnot, später dann aber auch in Ruhe. Jedenfalls sind das Erkennen der Unterschiede von Asthma und COPD, die Differenzialdiagnose und schließlich die richtige Diagnose entscheidend, um eine wirksame Therapie einleiten zu können.
Zuallererst: Befragung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Im Grunde genommen ist als erster Schritt zur Unterscheidung die Befragung des Patienten von großer Bedeutung. Darüber sind sich die Experten einig. Die Befragung ist der erste, richtige, notwenige Schritt.
Unter dem Strich ist es für die Praxis außerordentlich wichtig, dass man Asthma und COPD voneinander abgrenzt. Denn es gibt unterschiedliche Behandlungsstrategien sowie auch unterschiedliche Kontrollstrategien.
In etwa 10% der Fälle ist allerdings die Differenzialdiagnose nicht möglich. Es gibt Übergänge und Mischformen. Zum Beispiel dass ein Asthmatiker raucht, oder einen COPD-Patient allergisch ist. Allerdings kommt die Mischform auch nicht so häufig vor, wie man es früher angenommen hat.
Vibrationstraining auf Vibrationsplatten: Übungen auch bei schwerer COPD effektiv
Ganzkörper-Übungen in Form von Vibrationstraining auf Vibrationsplatten kann bei Menschen mit schwerer COPD allgemein die körperliche Belastbarkeit steigern. Mehr dazu unter https://medmix.at/vibrationstraining-vibrationsplatten-schwerer-copd/
Fragenkataloge
Es gibt verschiedene Fragenkataloge, die alle in dieselbe Richtung gehen. Alter, Rauchergewohnheiten, Allergien, Husten und Atemnot. Sind Sie Raucher oder Ex-Raucher? Sind Sie älter als 40? Haben Sie einen dauerhaften Husten? Leiden Sie unter Atemnot beim Treppensteigen? Haben Sie häufig Husten und Erkältung im Winter? Wenn Betroffene diese wenigen Fragen mit »JA« beantworten, dann heißt die Verdachtsdiagnose COPD.
Folgende vier Fragen haben Lungenfachärzte dazu als sehr wichtig identifiziert:
– Wie alt sind Sie?
– Haben Sie eine Allergie?
– Wie hoch ist der Zigarettenkonsum?
– Wann tritt der Husten auf und ist er trocken oder produktiv?
Mit einer Genauigkeit von 87% (jeweils 87% Sensitivität und Spezifität) führen die Antworten im Sinne der Differentialdiagnose zur Verdachtsdiagnose Asthma oder COPD.
Unterschiede, Differentialdiagnose und Diagnose von Asthma und COPD
Es gibt verschiedene deutliche Unterschiede für die Asthma Copd Differentialdiagnose. Die typischen Beschwerden der COPD sind einerseits Husten sowie Auswurf. Weiter vor allem eine im Verlauf der Krankheit immer stärker werdende Atemnot. Damit verbunden ist schließlich eine massive Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Beim Asthma kommen die Beschwerden Husten und Atemnot anfallsweise und in unterschiedlicher Stärke vor.
Im Mittel sind Patienten mit COPD älter als Asthmatiker. Zumindest im Frühstadium der COPD tritt die Atemnot ausschließlich beziehungsweise vor allem abhängig von der Belastung auf. Beim Asthma tritt Atemnot charakteristischerweise anfallsartig und bevorzugt in den frühen Morgenstunden auf.
Risiko der COPD auch ohne Rückgang der Lungenfunktion
Eine bahnbrechende dänische Studie konnte unlängst zeigen, dass sich eine COPD nicht nur dann entwickelt, wenn ein Rückgang der Lungenfunktion gegeben ist. Mehr dazu unter https://medmix.at/risiko-der-copd-auch-ohne-rueckgang-der-lungenfunktion/
Unter dem Strich kommen beim noch ungenügend behandelten Asthma bronchiale typischerweise zirkadiane Schwankungen der Lungenfunktion vor. (»Morning Dip«). Hingegen treten diese bei der COPD nur in viel geringerem Ausmaß auf.
Weiter kommen relativ rasche symptomatische Verschlechterungen bei COPD in der Regel nur im Rahmen von Exazerbationen vor. Dabei sind diese dann meist viral oder bakteriell bedingt. Hingegen treten diese bei Asthma wiederum auch ohne erkennbare Ursache auf.
Zudem ist der typische Asthmatiker relativ jung und reagiert allergisch auf bestimmte Noxen. Außerdem raucht er nicht oder relativ wenig und hat trockenen Husten, vorwiegend morgens. Wenn die Spirometrie eine Sekundenkapazität von unter 80 Prozent zeigt, bestätigt sich die Verdachtsdiagnose »obstruktive Atemwegserkrankung«.
Spirometrie und Reversibilitätstest
Nach der Befragung des Patienten führt man jedenfalls sofort die Spirometrie durch. Sowohl Asthma als auch die COPD sind Erkrankungen, die mit einer Verengung des Bronchialsystems einhergehen. Um den Verdacht einer Störung der Lungenfunktion zu quantifizieren, muss man deswegen sofort die Lungenfunktion messen. Weiters wird ein Röntgenbild angefertigt, wenn das im letzten halben Jahr nicht geschehen ist. Auch um ein Karzinom auszuschließen. Es folgt ein Allergietest sowie eine adäquate klinische Untersuchung.
Durch den Reversibilitäts-Test mit einem Betamimetikum oder einem inhalierbaren Kortikoid erreicht der Asthmatiker jedenfalls eine fast normale Lungenfunktion. Hingegen spricht der COPD-Kranke darauf jedoch kaum oder gar nicht an. Bei Verdacht auf Asthma folgt schließlich der Allergietest. Während bei der COPD zur Beurteilung der Schädigung des Lungengewebes möglichst die Plethysmographie erfolgen sollte.
Asthma-COPD-Überlappung
Schließlich bezieht sich eine Überlappung von Asthma und COPD auf eine Gruppe schlecht untersuchter und charakterisierter Patienten. Und zwar solche, die über Krankheitsbilder von Asthma und COPD berichten. Für die behandelnden Ärzte entwickelt sich dadurch die Diagnose sowie auch die Therapie sehr schwierig. Diese Betroffenen weisen im Vergleich zu Patienten mit nur Asthma oder COPD eine höhere Belastung hinsichtlich Mortalität und Morbidität auf.
Die Volkskrankheit COPD maßgeschneidert behandeln
Bei der Volkskrankheit COPD profitieren die Patienten zunehmend vom gezielten Einsatz von Therapien und einer maßgeschneiderten Behandlung. Mehr dazu unter https://medmix.at/volkskrankheit-copd/
Literatur:
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Quellen:
Differentialdiagnose Asthma und COPD, Interview mit Univ.-Prof. Dr. Hartmut Zwick (†2011); MEDMIX 06/2004.