Donnerstag, April 18, 2024

Unfälle mit Leitern am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich vermeiden

Unfälle mit Leitern passieren häufig – am Arbeitsplatz sowie im privaten Bereich. Rund 85 Prozent der Verletzten sind Männer. Wobei allgemein etwa 75 Prozent der Betroffenen deswegen länger als drei Tage im Krankenstand sind.

Erstens ist im Arbeitsleben das Risiko für Unfälle mit Leitern sehr groß. Zweitens gilt das aber auch für den privaten Bereich und für die Freizeit. Beispielsweise im Freien und Garten beim Sträucher und Bäume schneiden sowie beim Säubern von Dachrinnen. Weiter im Haushalt beim Glühbirnen auswechseln, Vorhänge aufhängen oder Fenster putzen. Jedenfalls sollte man eine Leiter mit dementsprechendem Gefahrenpotenzial benutzen. Keinesfalls sollte man stattdessen unsichere Stühle, wackelige Hocker oder Kisten verwenden.

 

Unfälle mit Leitern am Arbeitsplatz

Wie erwähnt kommt es im Berufsleben recht häufig zu Unfällen mit Leitern. Wobei zu den größten Fehlern für den jeweiligen Verwendungszweck falsch ausgewählte Leitern zählen. Beispielsweise sind das oft zu kurze Leitern. Weiter sind mangelnde Standsicherheit sowie Verlust des Gleichgewichts (bei seitlichem Hinauslehen) häufige Risikofaktoren. Aber auch Abrutschen durch falsches Schuhwerk oder zu große Last in den Händen sind Gefahren. Um viele solcher Unfälle zu verhindern, ist eine deswegen gut durchdachte Vorbereitung hilfreich.

Jedenfalls passieren bei der Arbeit jährlich tausende Unfälle mit Leitern. Wobei von denen rund 75 Prozent zu schweren Verletzungen nebst langem Krankenstand führen. Zu 85 Prozent sind Männer im Alter zwischen 41 und 60 Jahren betroffen. Rund 50 Prozent davon arbeiten am Bau oder im Baunebengewerbe. Typische Verletzungen nach Unfällen mit Leitern sind Wunden und oberflächliche Verletzungen. Es kommt aber auch zu Frakturen, Dislokationen, Verstauchungen sowie  Zerrungen. Dabei sind zu rund 66 Prozent Arme und Beine betroffen.

 

Richtig Vorbereitung beim Einsatz von Leitern

Unter dem Strich gelten Leiter als vergleichsweise „harmlos“ angesehene Hilfsmittel bei Arbeit. stellt sich bei näherer Betrachtung als ziemlich gefährlich heraus. Wichtig ist das „Gewusst wie“ und die richtige Vorbereitung:

  • Welche Leiter ist für meine Arbeit am besten geeignet?
  • Benötige ich eine Aufstiegshilfe oder eine Arbeitsplattform?
  • Wie lang muss sie sein? Wo ist der sicherste Standplatz?
  • Habe ich geeignetes Schuhwerk?“, sagt Ing. Bernd Toplak, stellvertretender Leiter des Unfallverhütungsdienstes der AUVA-Landesstelle Wien.

Unfalluntersuchungen zeigen deutlich, dass die größte Gefahr durch falsche Benutzung entsteht. Relativ selten werden technische Mängel (z.B. Brechen einer Sprosse oder eines Holmes) als Unfallursache festgestellt. Die häufigsten Fehler sind der Einsatz von ungeeigneten Leitern, keine Standsicherheit, Verlust des Gleichgewichts, falsches Schuhwerk (z.B. Abrutschen mit „Schlapfen“).

 

Grundregeln, um Unfälle mit Leitern zu verhindern

Im Grunde genommen schützt das Einhalten weniger, einfacher Grundregeln vor folgenschweren Unfällen.

  • Ein sicheres Arbeiten beginnt bei der Auswahl der richtigen Leiter. Je nach Tätigkeit (Umfang der Arbeit, Höhe, Dauer) kann eine Anlegeleiter, Stehleiter oder Mehrzweckleiter sinnvoll sein. Es könnten aber auch ein Gerüst oder eine Arbeitsbühne nötig sein.
  • Damit die Leiter sicher steht, gilt es den geeigneten Aufstellort zu finden. Dieser muss sauber und rutschsicher, eben, fest und tragfähig sein.
  • Bei Arbeiten auf der Leiter bitte nie seitlich hinauslehnen. Das System „Mensch – Leiter“ ist stabil, wenn der Schwerpunkt des Benutzers zwischen den Holmen liegt.
  • Immer geeignetes Schuhwerk tragen, z.B. Sicherheitsschuhe oder festes geschlossenes Schuhwerk, nie Schuhe mit glatten Sohlen.
  • Leitern dürfen – wenn überhaupt – nur von fachkundigen Personen repariert werden. Nagelungen und das Verlängern der Holme sind verboten!

 

Tipps zur richtigen Verwendung von Anlegeleitern

Schließlich dienen Leitern zum Anlegen in erster Linie als Hilfen für den Aufstieg. Häufig um leicht greifbare Arbeiten von kurzer Dauer und geringem Umfang zu machen. Der richtige Winkel zum Anstellen ist einfach mit der „Ellenbogenmethode“ zu überprüfen. Dabei ist zu beachten:

  • Leitern im richtigen Winkel (65 bis 75 Grad) anlegen. Die Schrägstellung darf nicht flacher als 3:1 und nicht steiler als 4:1 sein.
  • Anlegeleitern müssen mindestens einen Meter höher als die Aus-bzw. Einstiegsstelle sein, wenn man die Standplätze übersteigen soll.
  • Eine Hand sollte immer an der Leiter sein. Mann sollte nur so viel Werkzeug oder Material mitnehmen, damit das gewährleistet ist.
  • Bei schlechtem Wetter, wie Sturm, Regen, etc. sollten Leitern nicht verwendet werden. Ist die Verwendung trotzdem erforderlich, sind geeignete Maßnahmen gegen Umfallen, Wegrutschen, Abrutschen, etc. vorzusehen.

 

Tipps zur richtigen Verwendung von Stehleitern

Stehleitern helfen, Arbeiten mit geringem Kraftaufwand durchzuführen. Es dürfen keine Standplätze überstiegen werden, d.h. eine Stehleiter darf niemals als Aufstiegshilfe verwendet werden:

  • Die Spreizsicherungen (Ketten, Gurt) müssen immer vorhanden und gespannt sein.
  • Bei Arbeiten auf Stehleitern ist die dritte Sprosse von oben die höchste zulässige Standsprosse (Ausnahmen – siehe Betriebsanleitung)
  • Die Leiterholme dürfen am oberen Ende keine Widerlager haben.
  • Ist der Standplatz in mehr als drei Meter Höhe, so dürfen nur mehr kurzfristige Arbeiten im Greifraum durchgeführt werden.

Literatur:

Gielen AC, McDonald EM, Shields W. Unintentional home injuries across the life span: problems and solutions. Annu Rev Public Health. 2015 Mar 18;36:231-53. doi: 10.1146/annurev-publhealth-031914-122722. Epub 2015 Jan 12. PMID: 25581150.

Stewart J. Home safety. J R Soc Promot Health. 2001 Mar;121(1):16-22. doi: 10.1177/146642400112100106. PMID: 11329693.


Quelle: www.auva.at/wien

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