Die Prognose hinsichtlich Dauer einer Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit ist schwierig zu stellen. Meist schaffen Betroffene die Abstinenz nicht.
Die Drogentherapie ist nicht ausschließlich abstinenzorientiert. Denn eine Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit muss wie bei einer chronischen Behandlung manchmal auch lebenslang erfolgen. Die ist eben oftmals notwendig, um die Suchtkrankheit und ihre Begleiterscheinungen wie Hepatitis, HIV und das Non-Hodgkins-Syndrom in den Griff zu bekommen. Erfolgreich zeigen sich angewandte integrative Konzepte, die eine Drogentherapie in medizinischen und sozialen Netzwerken vorsehen. Und die beschränken sich auch nicht ausschließlich auf Spezialeinrichtungen. Übrigens muss man natürlich auch den Missbrauch von Substitutionsmedikamenten als wichtiges Problem an. Aktuelle Studien zeigen aber, dass der derzeitige Missbrauch nur bei einer Minderheit der Patienten oft geschieht.
Die Betreuungseinrichtungen der Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit
Die betroffenen Personen erscheinen entweder freiwillig beim Arzt (normalerweise in der Kassenpraxis) oder kommen einer gerichtlichen Verpflichtung zur Drogentherapie nach. Bestandteile eines Netzwerkes von Betreuungseinrichtungen sind niedergelassene Ärzte, Drogeneinrichtungen an Krankenanstalten, Amtsärzte und spezielle Einrichtungen der jeweiligen Gemeinde und auch Apotheken.
Psychosoziale Behandlungskomponente von Kindern Drogenabhängiger
Im Zusammenhang mit der Betreuung von Kindern drogenabhängiger Mütter ist es häufig erstaunlich, dass bei diesen Kindern die biologischen Risiken in der Zeit nach der Geburt gering sind, wenn eine entsprechende Entzugsbehandlung sofort post partum eingeleitet wird.
Mehr Bedeutung ist der psychosozialen Behandlungskomponente einzuräumen, zu der auch die Abnahmeentscheidung des Jugendamtes zählt. Dabei kann mit dem Wissen von Arzt – Klinik – Sozialhelfer ein Situationsbild gezeichnet werden, das eher der Realität entspricht, als wenige Kontakte von Mitarbeitern des Jugendamtes oder Sozialarbeitern.
Substitutiontherapie und Psychotherapie
Die rechtlichen Grundlagen der Substitutionstherapie erlauben eine Opioidabhängigkeit in kontrollierbarer Form nach einem entsprechenden Behandlungskonzept – häufig bildet dabei Methadon und Morphin die medikamentöse Basis bilden. Suchtgiftmissbrauch ist ein Phänomen, das in allen sozialen Schichten zu finden ist und häufig von psychischen Leiden, Infektionskrankheiten und sozialen Problemen begleitet wird.
Eine Psychotherapie begleitend zur Substitutionstherapie wird grundsätzlich zu selten gemacht. Das liegt einerseits an beschränkten Angeboten, andererseits auch an den Betroffenen, da viele Patienten, die einer Psychotherapie zugewiesen werden, an der Substitutionstherapie hängen und sich diese nicht wegnehmen lassen wollen.
Dementsprechend verweigern sie die Behandlung, die eigentlich als Lebenshilfe zu sehen ist, betonen hier Experten und fordern bessere Aufklärung. Es ist für Abhängige aber oft auch schwierig, einen Psychotherapeuten zu finden, da zu wenige auf Krankenschein arbeiten.
Schadensminderung als Strategie
Zusätzlich zur Substitutionstherapie beinhaltet die sogenannte Harm reduction (Schadensminderung als Strategie) zum Beispiel prophylaktische Hepatitis A- und B-Impfungen, die Endokarditisprophylaxe sowie die Abgabe von Spritzen in Hilfseinrichtungen an.
Weiter wirken speziell eingerichtete Konsumräume, um die Drogen einzunehmen, in hygienisch optimierten Räumlichkeiten schadensbegrenzend und gegen verschiedene negative Begleiterscheinungen. Begleitet von niederschwelliger sozialarbeiterischer Hilfestellung.
Literatur
Klein JW. Pharmacotherapy for Substance Use Disorders. Med Clin North Am. 2016 Jul;100(4):891-910. doi: 10.1016/j.mcna.2016.03.011. Epub 2016 Apr 20.
Bleckwenn M , Heister L, Weckbecker M, Weckbecker K, Mücke M. Misuse of Substitution Drugs in the Substitution-Based Therapy. Eur Addict Res. 2016;22(6):322-328. Epub 2016 Aug 10.