Mittwoch, März 19, 2025

Wenn man stumme Hirninfarkte nicht bemerkt

Auch wenn sie oft unbemerkt auftreten, sind stumme Hirninfarkte und ihre Symptome wie Lähmungen und Gedächtnisverlust nicht harmlos.

Im Grunde genommen sind die Folgen eines diagnostizierten Schlaganfalls häufig gravierend. Er ist in der Regel ein einschneidendes Erlebnis, die Symptome wie Sprach- und Sehstörungen, Lähmungserscheinungen verändern das Leben der Betroffenen und auch ihrer Angehörigen beträchtlich. Ein Hirninfarkt kann aber auch unbemerkt verlaufen. Und unter dem Strich können stumme Hirninfarkte ebenfalls schwerwiegende Symptome wie Lähmungen und Gedächtnisverlust verursachen.

Nach mehreren Ereignissen dieser Art kann die Gedächtnisleistung der betroffenen Person stark leiden. Zudem erhöhen stumme Hirninfarkte das Risiko erheblich, erneut eine Durchblutungsstörung und andere Symptome zu erleiden. Deswegen muss man solche Ereignisse ernst nehmen und unbedingt professionell behandeln.

 

Stumme Hirninfarkte, »silent strokes«

Stumme Hirninfarkte, auch als „silent strokes“ bezeichnet, sind Infarkte, die keine offensichtlichen Symptome verursachen. Obwohl sie keine offensichtlichen Symptome verursachen, können stumme Hirninfarkte dennoch das Gehirn schädigen und langfristige Auswirkungen auf die kognitive Funktion haben.

Die Schwere der Auswirkungen hängt von der Größe und Lage des betroffenen Bereichs ab. Einzelne kleine stumme Hirninfarkte können möglicherweise keine spürbaren Auswirkungen haben. Während größere oder wiederholte Infarkte das Risiko für eine Demenz, Lähmungen und andere kognitive Beeinträchtigungen erhöhen können.

Es ist wichtig zu beachten, dass viele Menschen stumme Hirninfarkte haben und möglicherweise keine langfristigen Auswirkungen bemerken. Es ist jedoch auch wichtig, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Vorhofflimmern zu kontrollieren, um das Risiko für stumme Hirninfarkte und ihre Auswirkungen zu verringern.

 

Stummer Hirninfarkt und mögliche Symptome

Mehr als tausend Liter Blut fließen täglich durch das Gehirn, damit es seine Funktionen erfüllen kann. Wenn ein Blutgefäß jedoch durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft, dann wird das dazugehörige Hirnareal nicht mehr durchblutet und es kann seine Aufgabe nicht mehr ausführen. Dann kommt es zu einem Schlaganfall.

Wenn das Sprachzentrum oder das Areal im Gehirn davon betroffen sind, das für die Bewegung verantwortlich ist, dann kommt es häufig zu massiven Folgen wie Sprach- oder Lähmungserscheinungen.

Allerdings, wenn ein stummer Hirninfarkt einen unauffälligeren Bereich im Gehirn betrifft, dann können die Symptome viel unspezifischer sein. Dazu gehören etwa diffuser Schwindel, Kribbel-Missempfindungen und Koordinationsstörungen. Häufig werden diese Beschwerden gar nicht als Symptome eines Schlaganfalls wahrgenommen. Manchmal spüren die Betroffenen auch gar keine Symptome, vor allem wenn diese nur kurzzeitig oder während des Schlafes auftreten.

 

Zufallsbefund

Oft entdeckt man sie zufällig durch Bildgebung des Gehirns. In diesem Sinne werden stumme Hirninfarkte meistens erst als Zufallsbefund bei einer Computertomografie (CT) oder bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes entdeckt.

Jedenfalls sind stumme Hirninfarkte gar nicht so selten und auch gefährlich. Denn sie erhöhen das Risiko für einen weiteren Hirnschlag. Neben dem Alter gelten vor allem Bluthochdruck und Vorhofflimmern, aber auch Rauchen, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, Übergewicht, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte als Risikofaktoren.

Studienergebnisse zeigen übrigens auch, dass nach stummen Schlaganfällen die intellektuellen Leistungen der betroffenen Menschen abnehmen. Typische Folge ist beispielsweise eine vaskuläre Demenz. Diese hat andere Ursachen als die Alzheimer-Demenz. Aber auch eine vaskuläre Demenz verursacht Konzentrationsschwierigkeiten und andere geringeren kognitiven Leistungen.


Literatur:

Jiménez-Balado J, Riba-Llena I, Nafría C, Pizarro J, Rodríguez-Luna D, Maisterra O, Ballvé A, Mundet X, Violan C, Ventura O, Montaner J, Delgado P. Silent brain infarcts, peripheral vascular disease and the risk of cardiovascular events in patients with hypertension. J Hypertens. 2022 Aug 1;40(8):1469-1477. doi: 10.1097/HJH.0000000000003154. Epub 2022 Jul 5. PMID: 35881448.

Kühne M, Krisai P, Coslovsky M, Rodondi N, Müller A, Beer JH, Ammann P, Auricchio A, Moschovitis G, Hayoz D, Kobza R, Shah D, Stephan FP, Schläpfer J, Di Valentino M, Aeschbacher S, Ehret G, Eken C, Monsch A, Roten L, Schwenkglenks M, Springer A, Sticherling C, Reichlin T, Zuern CS, Meyre PB, Blum S, Sinnecker T, Würfel J, Bonati LH, Conen D, Osswald S; Swiss-AF Investigators. Silent brain infarcts impact on cognitive function in atrial fibrillation. Eur Heart J. 2022 Jun 6;43(22):2127-2135. doi: 10.1093/eurheartj/ehac020. PMID: 35171989; PMCID: PMC9170478.


Quelle: Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

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