Am kommenden GAMED Symposium am 13. und 14. November in Wien soll der Ausdruck „Spiritualität und Medizin“ provozieren.
Am13. und 14. November findet in Wien ein Symbosium der GAMED – Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin – zum provokanten Thema „Spiritualität und Medizin“ statt. Spiritualität kann einerseits Sammelbegriff fragwürdiger Heilungsversprechen sein, die mit seriöser Medizin nicht zusammengehen.
Andererseits steht Spiritualität für eine Dimension der Integrativmedizin auf der Höhe neuester Forschung. Das Symposium „Spiritualität in der Medizin – Chance oder Zumutung“ fragt nach und lotet den Horizont aus – durch Überlegungen, Beiträge aus der Praxis sowie Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme.
Highlights aus dem Programm:
„Warum wir Spiritualität in der Wissenschaft und Medizin brauchen“
Harald Walach. Spiritualität, als erfahrungsmäßige Bezogenheit einer Person auf eine über die Person hinausreichende Dimension der Wirklichkeit, die sich im Fühlen, Denken und Handeln manifestiert, ist nicht Thema des wissenschaftlichen Mainstream-Diskurses. Durch die Assoziation der Wissenschaft mit der Aufklärung wurde nicht nur der theoretische Rahmen der Religion und der Lehre, sondern auch die erfahrungsmäßige Grundlage, Spiritualität, verpönt.
Ich argumentiere dafür, dass wir den erfahrungsmäßigen Kern, Spiritualität, von seiner begrifflichen Repräsentanz trennen und die Erfahrung, die eine menschliche Grundkonstante ist wie etwa Sexualität, zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung machen.
Implizit ist dies in der Medizin bereits geschehen, wo in der Palliativmedizin notwendigerweise die Frage nach den letzten Dingen auftaucht und Menschen mit spirituellen Fragen und oft auch Erfahrungen konfrontiert werden. Wir haben in unseren eigenen Studien versucht, spirituelle Erfahrungen zu erfassen und zu untersuchen, wie sie mit Gesundheit zusammenhängen.
Der Mensch als Wesen des Geistes – Genetik, Epigenetik und Spiritualität im Kontext von Krankheit und Gesundheit
Matthias Beck. Die Medizin ist nach wie vor weithin naturwissenschaftlich geprägt. Sie wird ergänzt durch psychosomatische Zugänge. Die dritte Dimension, nämlich die geistig – geistliche Seite des Menschen wird dabei oft vernachlässigt. Aus der Genetik weiß man, dass Gene aktiviert und inaktiviert werden müssen. Ein geschädigtes Gen macht noch nicht krank, es muss aktiviert werden. Diese Aktivierung und Inaktivierung von Genen werden von sogenannten epigenetischen Einflüssen gesteuert. Diese liegen zum Teil im Genom selbst, aber auch in der Umwelt und im Innenleben des Menschen. Das Innenleben hat wiederum eine psychische Komponente, aber auch eine geistig-spirituelle. Diese ist ausgerichtet auf das Ganze des Lebens, auf den Grund allen Seins sowie auf den Sinn des Lebens. Auch diese Dimension menschlichen Seins hat über das Gehirn, in dem Denken und Fühlen repräsentiert wird, Einfluss auf die genetischen Verschaltungen, das Immunsystem und damit auf Krankheit und Gesundheit.
Spiritual Care: Die Wiederentdeckung des „ganzen“ Menschen
Birgit Heller. In allen religiösen Traditionen wird der Mensch als eine Kombination aus materiellen und seelisch-spirituellen Dimensionen betrachtet. „Seelenheil“ und Heilung von Krankheiten gehören deshalb eng zusammen, weil der Mensch eine Einheit aus Seele, Geist und Körper bildet. Mit dem Aufkommen der modernen naturwissenschaftlichen Medizin hat sich das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit von Heil und Heilung immer stärker aufgelöst. Langsam zeichnet sich wieder ein Paradigmenwechsel ab, der Gesundheit und Krankheit als Phasen eines umfassenden menschlichen Entwicklungsprozesses betrachtet. Aktuelle salutogenetische Gesundheitskonzepte treffen sich im Interesse am „ganzen“ Menschen mit traditionell-religiösen und modernen spirituellen Ansichten. Impulse für die derzeit boomende Spiritual Care, als Teil eines ganzheitlichen Sorgekonzepts, gehen mittlerweile von allen Professionen aus, die im Gesundheitswesen (und insbesondere im Bereich von Palliative Care) tätig sind.
Achtsamkeitstraining – produktiver Umgang mit Stress und Schmerz
Ursula Baatz. Achtsamkeit üben heißt, das Leben in der Gegenwart zu leben, Augenblick für Augenblick, in immer tieferer Fülle. Das aufmerksame, annehmende, nicht urteilende Sich-Zuwenden auf die gegenwärtige Erfahrung beruhigt, zentriert und erlaubt so einen anderen Umgang mit Stress und Schmerz. Durch das wache, achtsame Wahrnehmen unserer Empfindungen, Gedanken und Gefühle können wir immer klarer erkennen, was wir wirklich brauchen, um gemeinsam mit anderen gut zu leben.
Das fehlende „Leben“ seit Descartes
Herbert Pietschmann. Der abendländische Denkrahmen seit dem 17 Jahrhundert fußt wesentlich auf Descartes‘ Erkenntnissen „cogito ergo sum“ und „res extensa versus res cogitans“ („ich denke daher bin ich“ und die Gegenüberstellung von Geist und Materie.) Das hat zu einem rein mechanistischen Denken geführt, das das Abendland geradezu in Geiselhaft genommen hat. Um diese zu überwinden, müssen die beiden Ansätze Descartes‘ neu überdacht und ergänzt oder gar ersetzt werden.
Spiritualität in der chinesischen psychosomatischen Medizin
Lin Cong. Die chinesische psychosomatische Medizin (CPM) hat die Aufgabe, die körperlichen, organischen, seelischen und geistigen sowie kognitiven Probleme zu lösen und die Wege zur psychosomatischen Gesundheit aufzuzeigen. Um diese zu erlangen, sind menschliche Eigeninitiativ-Heilverfahren zur Aktivierung der psychosomatischen Vorgänge auszuführen. Dazu gehören z. B. die fünf Top-Designs, das Beleben des Natur-Hirns und die Meridian Dao Yin-Übungen, etc.
Aus der Sicht der CPM gehört die Spiritualität zu einer psychischen Fähigkeit, die mit der Natur in einem engen Zusammenhang steht. Wie z.B. Weisheit, Gespür, Interozeption(Aufnahme körpereigener Informationen), Auffassungsgabe, Geistesgegenwart, Einsicht, naturnahe Lebenseinstellung, etc. Diese Geistigkeiten sind die wichtigsten Bausteine des Lebensbewusstseins und unerlässliche Grundlage unserer Psyche. Beim Kongress wird der Autor Dr. Lin Cong, der Begründer der CPM, präsentieren, wie man seine Spiritualität mit den bewährten traditionellen Verfahren positiv entwickelt und dadurch die psychosomatische Gesundheit erreichen und Leistungsfähigkeit steigen kann.
5-D-Coaching – eine spirituelle Chance!
Georg Bittmann. Von der Geschichte des Hiobs abgeleitet, werden 5-D-Klienten die fünf Dimensionen vorgestellt, die – unabhängig, ob gläubig oder nicht- universell gültig sind. Jeder bewegt sich in folgenden fünf Dimensionen.
Die psychische und physische Dimension ( = psychosomatische Ebene),
die soziale und materielle Dimension (=lebenspraktische Ebene),
und die spirituelle Dimension (=Sinn-Ebene) bestimmen das Leben eines jeden Menschen.
In der Vorstellung des Coachings werden dem 5-D-Klienten dann die Zusammenhänge aufgezeigt, die zwischen den Dimensionen bestehen. So bewirkt ein körperlicher Schmerz auch seelische Belastung und umgekehrt. Materielle Probleme können zu Beziehungsschwierigkeiten führen. Ein negativ erlebtes Vaterbild kann z.B. bis in die Dimension des Glaubens belastend hinein wirken.
Das 5-D-Coaching hilft einem Klienten sein Leben auszurollen und zu ordnen. In ausführlichen Gesprächen können so Stärken und Schwächen entdeckt, bzw. die notwendigen weiteren Schritte erkannt und definiert werden.
„Maulwurf mit Verstopfung“ – ein psychosomatischer Beitrag der Klostermedizin
Karl-Heinz Steinmetz. Die Klostermedizin kennt sieben Tierbilder – Schwein, Affe, Maulwurf, Bär, Hund, Esel, Löwe – um psychosomatische Komplexe zu veranschaulichen. Am Beispiel Maulwurf lässt sich der Verknüpfung von Verstopfung-Schulterpanzer-Atemprobleme-Habsucht mustergültig studieren und durch spezifische Leibübungen lösen.
Weitere Informationen: http://www.spiritualitaetundmedizin.com/programm/