Donnerstag, April 25, 2024

Skorpiongift könnte möglicherweise gegen Krebs effektiv sein

Das in der traditionellen chinesischen Medizin und anderen naturmedizinischen Heillehren schon länger bekannte Skorpiongift könnte eine gute Wirkung gegen Krebs zeigen.

Die Proteine und Peptide aus dem Skorpiongift könnten neben verschiedenen anderen Anwendungsgebieten auch eine vielversprechende Wirkung gegen Krebs haben. Unter dem Strich kommen Skorpion-Öl und Skorpiongift in der traditionellen chinesischen Medizin und anderen naturmedizinischen Heillehren bereits seit langem zum Einsatz.

Als bekanntes medizinisches Mittel in der traditionellen chinesischen Medizin werden Skorpione, auf Chinesisch allgemein als Quanxie bezeichnet, seit mehr als tausend Jahren häufig zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Apoplexie, Epilepsie und chronischen Schmerzen eingesetzt.

Außerdem sind Naturstoffe der Skorpione seit dem Jahr 1963 auch im Arzneibuch der Volksrepublik China registriert. Wobei man in rezenten Untersuchungen deutliche regionale Unterschiede in den Zusammensetzungen und Wirkungen der Toxine entdecken konnte.

 

Skorpiongift analysiert: Wirkung auch gegen Krebs bei Hirntumoren

Skorpiongift besteht aus Scorpaminen – neurotoxisch wirkende Polypeptid-Toxinen –, die aus zahlreichen basischen und aromatischen Aminosäuren bestehen.

Neben den Scorpaminen und den basischen und aromatischen Aminosäuren wurde in Skorpiongift weiland auch proteolytische und hämatolytische Enzyme (Phospholipasen A, Acetylcholin-Esterasen, Ribonucleasen und Hyaluronidasen) und biogene Amine (Serotonin, Tryptamin und Histamin) gefunden.

Nach vielen Jahrzehnten des Zweifelns am Nutzen der traditionellen chinesischen Heilkunst konnte man inzwischen mehrere dieser Therapieansätze in ihrer Wirksamkeit bestätigen. Dazu gehört zum Beispiel auch die Akupunktur.

Forscher am Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben unlängst Skorpiongiftextrakte unter die Lupe genommen. Es zeigte sich, dass damit bei der Behandlung von besonders heimtückischen Hirntumoren überraschende positive Ergebnisse erzielt werden konnte.

 

Skorpiongift und Skorpion Öl in der Volksmedizin

Bereits seit dem Altertum werden die giftigen Skorpion in der Volksmedizin eingesetzt. So sollten beispielsweise in Wein getrunkene Skorpion-Asche gegen giftige Stiche helfen. Skorpion-Galle wurde gegen Augenleiden und zur Hautpflege eingesetzt



Verschiedene Wirkungen sollte vor allem Skorpion-Öl haben. Um Skorpion-Öl zu gewinnen, erhitzt man lebende Skorpione in Olivenöl. Das Öl sollte einerseits gegen giftige Stiche von Bienen, Wespen sowie auch Schlangen und eben Skorpionen wirken. Andererseits sollte es auch bei verschiedenen anderen Beschwerden helfen. Das sind Wunden, Koliken, Gicht und Ohrenschmerzen sowie sogar bei Beschwerden der Harnwege.

 

Zwei Wirkstoffe aus Skorpiongiftextrakte identifiziert

Skorpiongiftextrakte aus dem Gift des Chinesischen goldenen Skorpions (Mesobuthus martensii) gelten in der chinesischen Heilkunst als wirksames Mittel gegen neurologische Leiden. Dazu zählt man chronische Schmerzen, Lähmungen, Schlaganfälle sowie Epilepsie.

Europäische Mediziner konnten gemeinsam mit chinesischen Mikrobiologen auf der Basis von diesem Skorpiongift – beziehungsweise dem Peptidmolekül Chlorotoxin – zwei neue Wirkstoffe identifizieren. Mit diesen wollen sie bisher nur schwer behandelbare Hirntumore, sogenannte Gliome, stoppen.

Die Forscher konnten zeigen, dass die beiden Stoffe mit den kryptischen Namen CA4 und CTX-23 Hirntumore an der schnellen Zellteilung hindern. Und weiter blockieren sie deren Gefäßbildung.

Die beiden Skorpiongift-Derivate, deren Wirkung die Wissenschaftler analysiert hatten, sind ein gutes Beispiel für eine sinnvolle, mögliche Verbindung der traditionell-chinesischen Heilkunst mit der Schulmedizin. Hier könnten zukünftig vielversprechende Therapeutika für Patienten entstehen.

 




Literatur:

Li M, Shao X, Wu C, Lu D, Liu K, Wang W, Liu J, Li H, Su W, Fang L. Chlorotoxin-derived bicyclic peptides for targeted imaging of glioblastomas. Chem Commun (Camb). 2020 Aug 19;56(66):9537-9540. doi: 10.1039/d0cc01089h. PMID: 32691026.

Xu, T., Fan, Z., Li, W. et al. Identification of two novel Chlorotoxin derivatives CA4 and CTX-23 with chemotherapeutic and anti-angiogenic potential. Sci Rep 6,19799 (2016) doi:10.1038/srep19799

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