Freitag, April 19, 2024

Schwerhörigkeit und Demenz stehen in Zusammenhang

Schwerhörigkeit und Demenz stehen bewiesenermaßen in Zusammenhang. Eine unbehandelte Hörstörung erhöht deutlich das Risiko, dass eine Demenz entsteht.

Jüngste Studien haben einen Zusammenhang zwischen altersbedingtem Hörverlust beziehungsweise Schwerhörigkeit und Hörstörung sowie der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz gezeigt. Es ist jedoch noch nicht bekannt, ob die Korrelation lediglich die Tatsache widerspiegelt, dass diese beiden Störungen gemeinsame Risikofaktoren haben oder ob ein Kausalzusammenhang zwischen ihnen besteht. Die Antwort auf diese Frage hat Bedeutung für die Therapie.

Aufgrund der demographischen Entwicklung leben heutzutage und zukünftig vor allem in den meisten Industrienationen mehr Menschen über 60 Jahre. Die Alters-Schwerhörigkeit stellt schon seit längerem ein beträchtliches Problem dar. Glücklicherweise können verschiedene neu entwickelt Innovationen eine Hörstörung auf unterschiedlichste Art ausgleichen.



 

Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz bewiesen

Mehrere aktuelle internationalen Studien konnten in den letzten Jahren einen Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz nachweisen. Demnach erhöht eine unbehandelte Hörstörung das Risiko einer demenziellen Entwicklung signifikant. Außerdem konnten Wissenschaftler auch zeigen, dass der Einsatz von Hörgeräten einem geistigen Verfall entgegenwirken kann.

Eine gute Hörversorgung fördert die geistigen Fähigkeiten nicht nur indirekt, weil sie dadurch soziale Isolation und Depression verhindert. Das Hörvermögen wird auch direkt verbessert, weil das gutes Hören auch kognitive Reize erzeugt. Forscher konnten hier sogar strukturelle Veränderungen an der Gehirnmasse beobachten.

Maßnahmen gegen Schwerhörigkeit können etwa 10 Prozent der Demenz-Fälle verhindern. Doch leider verwenden nur 6,5 Prozent der betroffenen Patienten ein Hörgerät.

Patienten, die konventionelle Hörgeräte ablehnen oder bei denen diese nicht zufriedenstellend helfen, können vielfältige implantierbare Lösungen zur Wiedererlangung des Hörvermögens in Anspruch nehmen. Denn schließlich unterstützen heutzutage je nach Grad und Art des Hörverlustes Cochlea Implantate, Mittelohrimplantate und Schädelknochenimplantatedie die betroffenen Personen sehr gut im Alltag.



 

Hörversorgung bedeutet auch Versorgung des Gehirns, auch einseitiger Hörverlust beeinträchtigt die Lebensqualität.

Der heutzutage bewiesene Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz hat massive sozialmedizinische Auswirkungen. Die Wichtigkeit der frühzeitigen Versorgung einer Hörstörung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Schließlich muss auch berücksichtigt werden, dass Menschen die geistig fitter sind, öfter dazu neigen, Hörgeräte zu verwenden. Darum ist es so entscheidend, Patienten im höheren Alter mit jener Hörversorgung zu unterstützen, mit der sie persönlich optimal umgehen können.

Auch einseitige Taubheit oder Hörstörung führt zu massiven nachweisbaren Einschränkungen des Lebens. Ein- oder beidseitige Hörstörungen, müssen frühzeitig versorgt werden, um weitere zentrale kognitive Probleme zu verhindern oder hintanzuhalten.




Literatur:

Buchman CA, Gifford RH, Haynes DS, et al. Unilateral Cochlear Implants for Severe, Profound, or Moderate Sloping to Profound Bilateral Sensorineural Hearing Loss. A Systematic Review and Consensus Statements [published online ahead of print, 2020 Aug 27]. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2020;10.1001/jamaoto.2020.0998. doi:10.1001/jamaoto.2020.0998

Füllgrabe C. When hearing loss masquerades as cognitive decline [published online ahead of print, 2020 Aug 27]. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2020;jnnp-2020-324707. doi:10.1136/jnnp-2020-324707

Nadhimi Y, Llano DA. Does hearing loss lead to dementia? A review of the literature [published online ahead of print, 2020 Jul 30]. Hear Res. 2020;108038. doi:10.1016/j.heares.2020.108038


Quelle:

Statement » Schwerhörigkeit und Demenz « von Univ.-Prof. Dr. Wolf Dieter Baumgartner. Geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien/AKH Wien zum österreichischen HNO-Kongress 2018

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