Donnerstag, April 25, 2024

Pathogene Stämme von Klebsiella pneumoniae in Fleischprodukten

US-Forscher vermuten, dass Fleisch aus dem Einzelhandel ein potenzielle Überträger von pathogenen Stämmen des Klebsiella pneumoniae Bakteriums sein könnten.

Laut einer aktuellen Studie beherbergen Fleischprodukte aus dem Supermarkt von Huhn, Truthahn und Schwein das krankheitserregende Bakterium Klebsiella pneumoniae. Die Untersuchung wurde kürzlich im Fachjournal Clinical Infectious Diseases veröffentlicht und zeigt auf, dass kontaminiertes Fleisch eine wichtige Quelle für Klebsiella-Infektionen beim Menschen sein könnte.

Das U.S. Nahrungsmittelsicherheitssystem hat sich bisher auf altbekannte Erreger, wie Listerien, Salmonellen und Campylobacter konzentriert, die jedes Jahr für Millionen von Lebensmittelvergiftungen verantwortlich zeichen. Die aktuellen Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass Klebsiella auch auf die Liste riskanter Erreger in der Lebensmittelproduktion kommen sollte.

 

Konsument durch kontaminiertes Fleisch potenziell gefährlicher Klebsiella pneumoniae ausgesetzt

„Dies ist die erste Studie, die nahelegt, dass der Konsument durch kontaminiertes Fleisch potenziell gefährlichen Klebsiella-Bakterien ausgesetzt wird“, sagt Dr. Lance B. Price, Erstautor der Studie und Professor für Umwelt- und Arbeitsgesundheit an der Milken Institute School of Public Health (Milken Institute SPH) an der George Washington University. „Die U.S. Regierung überwacht Nahrungsmittel nur in Hinsicht auf eine limitierte Anzahl von Bakterienspezies, aber diese Studie zeigt, dass die Überwachung der ‚üblichen Verdächtigen‘ nicht die gesamte Bandbreite von pathogenen Keimen umfasst, die Nahrungsmitteln entstammen können.“

Die multizentrische Studie stand unter der Führung von Price und Wissenschaftern des Milken Institute SPH. Weitere Autoren der Studie kamen vom Translational Genomics Research Institute, dem Flagstaff Medical Center, dem  VA-Healthcare System-Minneapolis, dem Statens Serum Institut in Kopenhagen, der University of Minnesota und der Johns Hopkins University School of Medicine.

 

Bedeutung ernährungsinduzierter Klebsiella pneumoniae Infektionen

Um die Bedeutung ernährungsinduzierter Klebsiella pneumoniae Infektionen besser verstehen zu können, hat das multizentrische Forscherteam die K. pneumoniae-Stämme aus Fleischprodukten isoliert und mit klinisch bekannten Stämmen mittels kompletter Genom-Sequenzierung verglichen.

2012 wurden erstmals Truthahn-, Huhn- und Schweinefleischprodukte untersucht, die in neun großen Lebensmittelgeschäften in Flagstaff, Arizona, verkauft wurden. Weiters untersuchte das Team Urin- und Blutproben von Bewohnern von Flagstaff und Umgebung, die zur selben Zeit an Infektionen litten.

Price und seine Kollegen fanden heraus, dass 47% der 508 untersuchten Fleischprodukte Klebsiella-Bakterien beherbergten, und viele der enthaltenen Stämme auch noch Antibiotika-Resistenzen entwickelt hatten. In der Landwirtschaft ist es üblich Schlachttiere mit Antibiotika zu behandeln um Krankheiten vorzubeugen und damit das Wachstum der Tiere zu beschleunigen. Diese Vorgehensweise schafft allerdings ideale Vorraussetzungen für die Anzucht Antibiotika-resistenter Stämme von Klebsiella pneumoniae, sagt Price.

 

Klebsiella pneumoniae auch für Harnwegs- oder Blutinfektionen verantwortlich

Gleichzeitig fand das Team heraus, dass Klebsiella pneumoniae, inklusive resistenter Stämme, für 10% der 1.728 positiven Kulturen von Patienten aus Flagstaff und Umgebung verantwortlich war, die an einer Harnwegs- oder Blutinfektion gelitten haben. Die Forscher fanden mittels DNA-Vergleich der gesamten Genome heraus, dass die Genompaare der aus Fleisch isolierten Klebsiella-Kulturen und die aus Patienten-Proben so gut wie identisch waren.

„Als Infektiologe bin ich Klebsiella pneumoniae bei meinen Patienten schon begegnet. Wir neigen dazu zu denken, dass dieser Organismus ein natürlicher Bestandteil unserer Darmflora ist, bzw. auf anderem Wege über die Umgebung aufgenommen wird“, sagt Dr. James R. Johnson, Co-Autor der Studie und Professor der Medizin an der University of Minnesota. „Diese Untersuchung legt allerdings nahe, dass wir dieses Bakterium auch über unsere Nahrung aufnehmen können.“

 

Klebsiella pneumoniae Antibiotika resistent

Price, der zuletzt an der Gründung des Antibiotic Resistance Action Center (ARAC) an der Milken Institute SPH  beteiligt war, fügte hinzu, dass „wir nun einen weiteren Antibiotika-resistenten pathogenen Keim in der Nahrungsmitelversorgung haben, der die gesundheitlichen Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Anwendung von Antibiotika in der Schlachttier-Produktion unterstreicht. Diese Studie ist einer der vielen Gründe, warum wir ARAC gegründet haben. Wir wollen das Verhältnis von Antibiotika-Nutzung in der Landwirtschaft zu Antibiotika-resistenten Infekten beim Menschen quantifizieren. Bis dahin gibt es nur eine Möglichkeit die menschliche Gesundheit vor Antibiotika-resistenten Bakterien aus Nahrungsmitteln zu schützen: Stoppt den inflationären Einsatz von Antibiotika in der Schlachttier-Produktion.“

Das Vorhandensein von Klebsiella pneumoniae – dem anaerobe, gramnegative Stäbchenbakterium – im Magen-Darm-Trakts und der Mundflora ist eigentlich normal und ungefährlich. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem oder mit akuten Infektionen kann Klebsiella pneumoniae aber auch ein Krankheitserreger sein.

Etwa zur Jahrtausendwende wurde beobachtet, das Klebsiella pneumoniae-Stamm eine sogenannte Carbapenemase – carbapenem-hydrolyzing beta-lactamase – bildet. Dies bewirkt eine Resistenz der Klebsiellen gegenüber bestimmten Antibiotika, den Carbapenemen wie Imipenem und Meropenem. Klebsiella pneumoniae entwickelt aber auch eine Resistenz gegen alle Cephalosporine und Aztreonam und ist damit weitgehend unempfindlich gegen viele moderne Antibiotika.

Quelle:

http://publichealth.gwu.edu/content/research-suggests-retail-meat-potential-vehicle-disease-causing-klebsiella

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