Zika hat globale Dimensionen, auch Europa muss sich auf die kaum aufzuhaltende Ausbreitung – durch importierte Infektionen vorbereiten, fordern Neurologen.
Bald reisen tausende europäische Athleten und Fans zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro, einer von Zika besonders schwer betroffenen Region. Damit kommt ein ganz besonderes epidemiologisches Risiko auf Europa zu. Denn dadurch wird es zweifelslos viel mehr importierte Zika-Fälle erleben, wenn tausende Athleten und Fans wieder aus Brasilien zurückkommen. Experten forderten nun beim Kongress der European Academy of Neurology in Kopenhagen mehr Aufklärung über präventive Maßnahmen. Denn die Zeit arbeitet für das Zika-Virus und seinem enormen Potenzial im Sinne der globalen Ausbreitung.
Neurologische Expertise bei Zika gefragt
Nach wie vor gibt es zahlreiche Missverständnisse und Fehleinschätzungen, was das wahre Ausmaß der Risiken der Infektionen betrifft. Denn viele Menschen glauben, dass nur Schwangere und die ungeborenen Kinder ein hohes Risiko haben, da eine Infektion während der Schwangerschaft besonders tragischzu schweren Missbildungen beim Fötus führen kann, über die bekannte Mikrozephalie wurde hierzu schon hinreichend berichtet.
Schwerwiegende neurologische Erkrankungen bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen kann eine Zika-Infektion zu schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen führen – beispielsweise zum Guillain-Barré-Syndrom (GBS), zu Rückenmark- oder Knochenmarksentzündungen – der Myelitis – oder einer Gehirnhautentzündung. Zwar sind die negativen Wirkungen auf das Nervensystem noch nicht im Detail geklärt, aber es werden vermehrt Forschungsergebnisse veröffentlicht. So zeigte etwa eine kürzlich im Lancet veröffentlichte brasilianische Studie, dass Kontakt mit dem Zika-Virus das Risiko, an Guillain-Barré-Syndrom zu erkranken, um das 60fache erhöht.
Guillain-Barré-Syndrom führt aufgrund von immunologischen Effekten des Virus zu Lähmungen. Es ist grundsätzlich eine Erkrankung der Nervenbahnen, die vom Rückenmark zu den Muskeln oder anderen Organen bzw. von Haut und Organen zum Rückenmark ziehen. Besonders betroffen sind häufig die längsten Nervenbahnen, die zum Bein ziehen. Neben Lähmungen sind Gefühlsstörungen häufig. Ohne unterstützende Therapien versterben etwa fünf Prozent der Betroffenen.