Freitag, Oktober 31, 2025

nor-Ursodeoxycholsäure-Therapie für primär sklerosierende Cholangitis

Die medikamentöse Therapie mit nor-Ursodeoxycholsäure (norUrso) für primär sklerosierende Cholangitis bringt wiederholt vielversprechende Studien-Ergebnisse.

Im Grunde genommen ist die primär sklerosierende Cholangitis eine unheilbare Lebererkrankung, wobei die neue Therapie-Strategie mit der nor-Ursodeoxycholsäure (norUrso) erste messbare Erfolge zeigt. Die Forschung konnte deutlich zeigen, dass eine Verbesserung der Bikarbonat-Sekretion in die Gallenflüssigkeit die Entzündungen verringern beziehungsweise verhindern kann. Und dass Bikarbonat-Anionen wie ein Schutzschirm für Gallengangszellen wirken. Zusätzlich hat norUrso direkte entzündungs- und fibrosehemmende Effekte, die derzeit weiter erforscht werden.

 

Die primär sklerosierende Cholangitis

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) – einer derzeit noch unheilbare Lebererkrankung ohne wirksame Therapie – erkranken meist jüngere Menschen. Besonders Männer zwischen 30 und 40 Jahren sind häufig von der an sich seltenen Erkrankung betroffen. Wobei man die Diagnose primär sklerosierende Cholangitis zumeist durch einen Zufallsbefund oder im Verlauf einer Gelbsucht stellt. Gekennzeichnet ist die Erkrankung durch eine Störung der Galleproduktion.

Unter dem Strich ist die primär sklerosierende Cholangitis typischerweise mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung mit erhöhtem Risiko für Dickdarmkrebs assoziiert. Im Verlauf kann sich diese Cholangitis bis hin zur Leberzirrhose und zum Gallengangskrebs entwickeln. Der bisher nicht geklärte Erkrankungsursache wird ein Zusammenhang mit einer Darmentzündung vermutet.

Für die seltene cholestatische Lebererkrankung gibt derzeit keine endgültige Therapie, die den Krankheitsverlauf der primär sklerosierende Cholangitis verändert und den Tod oder die Notwendigkeit einer Lebertransplantation verhindert. Es befinden sich dazu mehrere Wirkstoffe in der Pipeline. Einige davon werden bereits für andere Behandlungsindikationen verwendet. Und zwar einschließlich von Antibiotika wie orales Vancomycin, Metronidazol und Minocyclin. Andere Mittel, einschließlich Obeticholsäure, Nor-Ursodesoxycholsäure sowie monoklonale Antikörperstehen ebenfalls am Prüfstein.

 

nor-Ursodeoxycholsäure (norUrso) verbessert die Leberwerte in allen Dosierungen

Eine internationale multizentrische Phase II-Studie mit 45 involvierten Zentren aus ganz Europa unter Leitung der MedUni Wien konnte unlängst nachweisen, dass es in allen getesteten Dosierungen zu deutlichen Verbesserungen der Leberwerte kam. In der Studie bekamen 161 Patienten und Patientinnen erstmals nor-Ursodeoxycholsäure (norUrso) an verabreicht wurde,

Univ-Prof. Dr. Michael Trauner betont die große Bedeutung der viel versprechenden Ergebnisse und kündigt eine Phase-III-Studie zu Sklerosierende Cholangitis an, die auch die Langzeit-Auswirkungen und die Erkrankungsprogression untersucht.

In Vorarbeiten für diese Studie konnten vorangegangenen jahrelangen Forschungen die Wirkmechanismen in präklinischen Tiermodellen nachweisen. Es zeigte sich, dass norUrso (nor-Ursodeoxycholsäure) direkt am Gallengang wirkt und die Gallenwege durch eine Erhöhung des Bikarbonat-reichen Gallenflusses von Giftstoffen freispült.


Literatur:

Suri J, Patwardhan V, Bonder A. Pharmacologic management of primary sclerosing cholangitis: what’s in the pipeline?. Expert Rev Gastroenterol Hepatol. 2019;13(8):723‐729. doi:10.1080/17474124.2019.1636647

Halilbasic E, Steinacher D, Trauner M. Nor-Ursodeoxycholic Acid as a Novel Therapeutic Approach for Cholestatic and Metabolic Liver Diseases. Dig Dis. 2017;35(3):288‐292. doi:10.1159/000454904

Fickert P, Hirschfield GM, Denk G, et al. norUrsodeoxycholic acid improves cholestasis in primary sclerosing cholangitis. J Hepatol. 2017;67(3):549‐558. doi:10.1016/j.jhep.2017.05.009


Quelle:

Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien

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