Freitag, April 19, 2024

Auch leicht erhöhte Schilddrüsenwerte können bereits gefährlich sein

Bereits leicht erhöhte Schilddrüsenwerte sind gefährlich, denn sie können das Risiko für Demenz, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen sowie Herztod erhöhen.

Unter dem Strich kann eine Überfunktion der Schilddrüse zu niedrigen TSH-Werten führen. Wobei bereits leicht erhöhte Schilddrüsenwerte das Risiko für Erkrankungen von Herz und Kreislauf, Herzstillstand sowie Demenz erhöhen. Laut rezenter Studien sind übrigens wesentlich mehr Menschen durch erhöhte Schilddrüsenwerte gefährdet, als man das bisher vermutete. Deswegen wird Menschen mit einer Vergrößerung der Schilddrüse zu einem Hormon-Check geraten.

 

Überfunktion der Schilddrüse erhöht Risiken von Erkrankungen

Die Hormone der Schilddrüse bestimmen die Betriebstemperatur des Stoffwechsels. Bei einem Mangel kommt es zu Abgeschlagenheit, Schwäche beim Gedächtnis, depressiven Verstimmungen, Haarausfall, Verstopfung und Zunahmen an Gewicht.

Erhöhte Schilddrüsenwerte durch eine Überfunktion der Schilddrüse und niedrigen Werten an TSH können übermäßiges Schwitzen, Ruhelosigkeit sowie Durchfälle verursachen. Weiter steigt der Blutdruck und der Herzschlag beschleunigt. Zudem kommt es bei einigen Menschen zu Herzrhythmusstörungen. Diese Risiken für Herz und Kreislauf sind jedenfalls bekannt. Deshalb sollte man alle Menschen mit Überfunktion der Schilddrüse unbedingt angemessen behandeln.

Wann in diesem Sinne genau eine Überfunktion der Schilddrüse vorliegt, ist umstritten. Als Gradmesser galt hierzu die Konzentration des Thyreoidea stimulierenden Hormons (TSH). Es wird von der Hirnanhangdrüse gebildet und steigert in der Schilddrüse die Produktion des Hormons T4. Zwischen beiden Hormonen existiert eine negative Rückkoppelung. Beispielsweise bremst ein Anstieg von T4 die Ausschüttung von TSH. Ein niedriges TSH weist deshalb auf eine Überfunktion der Schilddrüse hin. Bisher galten beim Erwachsenen TSH-Werte bis 4,0 mU/l als sicher.




Oberer Schilddrüse-TSH-Wert in der Schwangerschaft ist keine Gefahr für das Baby

Untersuchung der Schilddrüse und der TSH-Werte in der Schwangerschaft. © Goncharov_Artem / shutterstock.com
Untersuchung der Schilddrüse und der TSH-Werte in der Schwangerschaft. © Goncharov_Artem / shutterstock.com

Entwarnung für Frauen in der Schwangerschaft mit gesunder Schilddrüse: ein TSH-Wert im oberen Normbereich stellt keine Gefahr für das Baby dar. Mehr dazu siehe https://medmix.at/oberer-schilddruese-tsh-wert-in-der-schwangerschaft-ist-keine-gefahr-fuer-das-baby/




Werte für TSH in Diskussion

Aktuelle Ergebnisse aus Studien aus den Niederlanden lassen daran Zweifel aufkommen. Forscher der Universität in Rotterdam haben die Daten von mehr als 10.000 Einwohnern ausgewertet. In den ersten neun Jahren starben 261 Teilnehmer an einem plötzlichen Herztod, der in der Regel Folge einer Herzrhythmusstörung ist. Darunter waren auffällig viele Menschen mit leicht niedrigen TSH-Werten.

Diese Fälle hatten noch keine Symptome einer Überfunktion, die T4-Werte lagen noch im Normalbereich – einer latenten Überfunktion. Menschen mit so einer latenten Überfunktion zeigten aber um den Faktor 2,5 erhöhtes Risiko auf einen plötzlichen Herztod.

Unter dem Strich treten die Erkrankungen von Herz und Kreislauf und Störungen der Funkion der Schilddrüse vor allem bei älteren Menschen häufig auf. Allerdings ist wenig darüber bekannt, wie sie die auf die Gesundheit bezogene Lebensqualität beeinflussen. Eine aktuelle Studie zeigt jedenfalls, dass bei diesen Patienten ab 75 Lebensjahren mit stabilen Erkrankungen von Herz und Kreislauf eine Substitution von Levothyroxin (L-T4-Substitution) negativ für die Lebensqualität dieser alten Menschen ist.

 

Menschen mit Überfunktion der Schilddrüse angemessen betreuen

Diese Ergebnisse sind dahingehend besorgniserregend, da man laut Experten Menschen mit latenter Überfunktion der Schilddrüse und niedrigen TSH-Werten derzeit nicht adäquat betreut. Außerdem wird von behandelnden Ärzten bei Patienten, die wegen einer Unterfunktion mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden, ein TSH-Wert angestrebt, der einer latenten Überfunktion entspricht.

 

Ergebnisse zu Schlaganfall

Im Grunde genommen bestehen rezente Hinweise darauf, dass die Behandlung der subklinischen Hypothyreose mit Schilddrüsenhormonen möglicherweise nicht vorteilhaft ist. Und zwar insbesondere bei älteren Menschen. Übrigens sind leicht erhöhte Schilddrüsenwerte bei älteren Personen relativ häufig.

Die derzeit angewandten Referenzbereiche für die Funktion der Schilddrüse  sind in Diskussion. Einerseits gibt es Hinweise, dass die Funktion der Schilddrüse innerhalb des Referenzbereichs mit mehreren Erkrankungen von Herz und Kreislauf zusammenhängt. Andererseits hat man bislang den Zusammenhang mit dem Risiko für einen Schlaganfall zu wenig untersucht. Im Grunde genommen zeigte die aktuelle Datenlage aber, dass höhere TSH-Werte innerhalb des Referenzbereichs das Risiko für einen Schlaganfall verringern können.

Das macht jedenfalls weiterer Forschungen notwendig. Und zwar solche, die sich auf jene klinischen Konsequenzen konzentrieren, die die Unterschiede innerhalb des Referenzbereichs der Schilddrüsenfunktion fokussieren.




Schmerzhafte Schilddrüsenentzündung nach Infekt häufig

Schilddrüsenuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen erfreulicherweise immer häufiger. © AnnaVel / shutterstock.com
Schilddrüsenuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen erfreulicherweise immer häufiger. © AnnaVel / shutterstock.com

Erkältung im Frühling und sowie die Coronavirus-Erkrankung Covid-19 können Auslöser für eine Thyreoiditis sein, denn eine schmerzhafte Schilddrüsenentzündung tritt nach einem Infekt häufig auf. Mehr dazu unter https://medmix.at/schilddruesenentzuendung-nach-infekt/


Literatur:

Ojala AK, Sintonen H, Roine RP, Strandberg TE, Schalin-Jäntti C. Impaired breathing, sleeping, vitality, and depression, and negative impact of L-T4 treatment characterize health-related quality of life in older people with stable CVD. Aging Clin Exp Res. 2020 Oct;32(10):2041-2047. doi: 10.1007/s40520-020-01537-9. Epub 2020 Apr 10. PMID: 32277433; PMCID: PMC7532955.

Ikram MA, Brusselle G, Ghanbari M, et al. Objectives, design and main findings until 2020 from the Rotterdam Study. Eur J Epidemiol. 2020;35(5):483-517. doi:10.1007/s10654-020-00640-5

Leng O, Razvi S. Hypothyroidism in the older population. Thyroid Res. 2019 Feb 8;12:2. doi: 10.1186/s13044-019-0063-3. PMID: 30774717; PMCID: PMC6367787.

Kannan L, Shaw PA, Morley MP, et al. Thyroid Dysfunction in Heart Failure and Cardiovascular Outcomes. Circ Heart Fail. 2018;11(12):e005266. doi:10.1161/CIRCHEARTFAILURE.118.005266

Chaker L, van den Berg ME, Niemeijer MN, et al. Thyroid Function and Sudden Cardiac Death: A Prospective Population-Based Cohort Study. Circulation. 2016;134(10):713-722. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.115.020789

Chaker L, Baumgartner C, den Elzen WP, et al. Thyroid Function Within the Reference Range and the Risk of Stroke: An Individual Participant Data Analysis. J Clin Endocrinol Metab. 2016;101(11):4270-4282. doi:10.1210/jc.2016-2255

Chaker L, Wolters FJ, Bos D, et al. Thyroid function and the risk of dementia: The Rotterdam Study. Neurology. 2016;87(16):1688-1695. doi:10.1212/WNL.0000000000003227

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