Dienstag, April 16, 2024

Kalkschulter mit Ultraschall behandeln – extrakorporale Stoßwellentherapie

Bei Kalkansammlungen in einer Sehne in der Schulter kann man mittels Stoßwellentherapie effektiv die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) mit Ultraschall behandeln.

Die Kalkschulter – Tendinosis calcarea – kann der Grund dafür sein, dass die Schulter in der Nacht schmerzt. Die Schmerzen halten dann vom Schlafen ab, Alltagstätigkeiten wie Haare kämmen scheinen nahezu unmöglich zu sein. Der Ultraschall kann aber auch bei der Diagnose sehr hilfreich sein. Mittels Einsatz von Stoßwellen können Experten erfolgversprechend die Kalkschulter mit Ultraschall behandeln. Diese Therapie gegen eine Kalkschulter nennt man auch extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Wobei der Ultraschall den Arzt aber auch bei der Diagnose der Kalkschulter unterstützen kann.

 

Kalkansammlungen in der Schulter

Man spricht von der Kalkschulter, wenn sich Kalkansammlungen in einer Sehne in der Schulter gebildet haben. Wobei oft mechanische Faktoren sowie lokale Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen diese verursachen. Infolge verursachen Bewegungen über dem Kopf, nach hinten sowie zur Seite mit Belastung Schmerzen.

Wobei sich die Beschwerden durch die Kalkschulter sehr vielfältig darstellen können. Deswegen sprechen die Mediziner auch vom Chamäleon Kalkschulter. Jedenfalls können die Patienten wegen der starken Schmerzen ihre Arme oft kaum noch bewegen. Außerdem wird das Liegen auf der betroffenen Schulter zur Qual. Infolge kann es durch eine schonende Fehlhaltung sogar zur Versteifung der Schulter kommen.

Im Grunde genommen bekommen vor allem Menschen zwischen 35 und 50 Jahren, und hiervon zwei Drittel Frauen, eine Kalkschulter. Die Kalkansammlungen werden meistens erst recht spät entdeckt, denn solange die Ablagerungen klein sind, verursachen sie keine Symptome.

Im Grunde genommen gehen die Experten davon aus, dass ein nicht symptomatischer Kalkherd mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 40 Prozent zukünftig Beschwerden verursacht.

Wenn eine Verdachtsdiagnose aufgrund des Beschwerdebildes und der Einschränkung der Bewegung besteht, so kann der Arzt mit Hilfe des Ultraschallverfahrens und einer Röntgenuntersuchung hier die Diagnose bestätigen. Die Kombination der beiden Verfahren ist im Vergleich zur Kernspintomographie von hoher Treffsicherheit, schnell und kostengünstiger.

 

Maßnahmen bei Kalkschulter

Jedenfalls ist noch nicht endgültig geklärt, warum sich die Kalkansammlungen bilden. Eine Ursache könnte eine Mangeldurchblutung und damit ein Sauerstoffmangel in den Schultersehnen sein. Deshalb gehört zu den ersten therapeutischen Maßnahmen die Aktivierung des Stoffwechsels und somit auch der Durchblutung durch gezielte Bewegung. Hierzu gibt es spezielle Dehnübungen, die dabei helfen, den Schmerz zu lindern.

Bei Bedarf verordnet der Arzt zudem noch Medikamente gegen Schmerzen oder Entzündungen. Damit will er die betroffenen Patienten entlasten, um Alltag und Beruf kurzfristig meistern zu können. Manchmal setzen auch Physiotherapeuten therapeutischen Ultraschall unterstützend zur Schmerzbehandlung ein.

Solange die Beschwerden nicht zu heftig sind, kann man auf einen meist gutartigen Verlauf hoffen. Denn oft lösen sich die Verkalkungen im Laufe der Zeit wieder von allein auf. Allerdings, das kann mehrere Monate lang dauern und mit starken Schmerzen verbunden sein.

Bei großen Kalkansammlungen kann manchmal auch eine Operation Sinn machen. Eine schonende Alternative kann bei der Kalkschulter jedoch die extrakorporale Stoßwellentherapie sein. Der Nutzen der Behandlung in Bezug auf eine Besserung der Symptome und Verkleinerung der Kalkdepots ist inzwischen in vielen Studien nachgewiesen.

Unter dem Strich ist die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) eine schonende Alternative, bei der der Spezialist mit einem Ultraschallgerät gezielt energiereiche Stoß- oder Druckwellen auf die betroffene Schulter richtet.

 

Extrakorporale Stoßwellentherapie gegen die Kalkschulter

Bei der fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie werden mit Hilfe der sogenannten Piezoelektrik außerhalb des Körpers Impulse erzeugt, die innerhalb des Körpers beispielsweise gegen die Kalkschulter wirksam werden.

Bei dieser Therapie der Kalkschulter richtet der Arzt fokussierte Stoßwellen gezielt auf das Kalkdepot in der Schultersehne. Dieser Fokus lässt sich berechnen und das Gerät je nach Position des Kalkdepots adaptieren. Die Stoßwellenwirkung kann dann exakt auf die gewünschte Zone ausrichtet werden. Das Gewebe um die Kalkansammlung – also die Haut, die Muskulatur und das Bindewebe – wird somit nicht beeinträchtigt.

Oft wird angenommen, die Stoßwellen würden das Kalkdepot der Kalkschulter zerstören. Dies ist aber nicht richtig. Vielmehr bewirkt der Druckimpuls die Induktion zellulärer Reaktionen. Die vermehrte Durchblutung mit Gefäßneubildungen im betroffenen Areal führt danach zur Auflösung der Kalkdepots.

 

1 bis 3 Behandlungen mit Stoßwellentherapie helfen meistens schon bei Kalkschulter!

  • Ein bis drei Behandlungen, die jeweils etwa zehn Minuten dauern, reichen bei der fokussierten Stoßwelle meistens aus.

  • Die Nebenwirkungen sind gering, die Patienten werden durch dieses schonende Verfahren häufig wieder schmerzfrei und in der Schulter beweglich. Die Krankheitsdauer wird verkürzt und eine Operation in der Regel vermeidbar.

  • Mit vorheriger Lokalisierung des Kalkdepots mittels Sonografie kann man die extrakorporale Stoßwellentherapie gegen Kalkschulter exakter durchführen.

  • Alternativ gibt es die kostengünstigere radiale Stoßwellentherapie. Sie arbeitet meist mit Druckluft. Durch den Aufschlag eines Projektils auf einen Applikator werden hier die nicht fokussierten Druckwellen erzeugt. Allerdings ist die Effektivität dieses niederenergetischen Verfahrens geringer. Deswegen ist die Anzahl der notwendigen Behandlungen damit vorwiegend höher.


Literatur:

Hakimi R. Ist die Behandlung einer Tendinitis calcarea mittels extrakorporaler Stoβwellentherapie im Notlagentarif erstattungsfähig?. Versicherungsmedizin. 2016;68(1):34–35.

Diercks R, Bron C, Dorrestijn O, et al. Guideline for diagnosis and treatment of subacromial pain syndrome. A multidisciplinary review by the Dutch Orthopaedic Association. Acta Orthop. 2014;85(3):314–322. doi:10.3109/17453674.2014.920991

F. Dehlinger, T. Ambacher. Die Kalkschulter. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date. 2014; 439–458


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

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