Samstag, November 1, 2025

Interleukin-29 schützt vor Virusinfektionen

Die therapeutische Gabe von Interleukin-29 oder in seiner Wirkung ähnliche Substanzen kann möglicherweise Patienten vor Virusinfektionen steigern.

Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben unlängst entdeckt, dass Psoriasis-Patienten weniger anfällig für Virusinfektionen sind als Patienten, die an Neurodermitis erkrankt sind. Grund hierfür scheint die größere Menge an Interleukin-29 in der an Schuppenflechte erkrankten Haut, was die Vermehrung von Viren hemmt.

 

Psoriasis und Neurodermitis

Psoriasis und Neurodermitis sind die zwei häufigsten chronischen Hauterkrankungen. Die permanent sichtbaren Hautveränderungen beeinträchtigen die Lebensqualität der betroffenen Patienten sehr stark. Die geschädigte Hautbarriere erleichtert es aber auch Krankheitserregern, in die Haut einzudringen und sich zu vermehren. Allerdings sind nur bei Neurodermitis-Patienten vermehrt virale Infektionen der Haut zu beobachten, die den Verlauf der Neurodermitis erschweren und die sogar lebensbedrohlich werden können, wenn sie nicht behandelt werden.

Die Autoren der zitierten Studie zeigen, dass in der Haut von an Neurodermitis Erkrankten eine vielfach geringere Menge sogenannter antiviraler Proteine produziert wird, die die Virusvermehrung hemmen, als in der Haut von Patienten mit Schuppenflechte. Bei der Suche nach dem Auslöser für die unterschiedlich hohe Produktion dieser Proteine bei den beiden Hauterkrankungen ist das Forscherteam auf den Immunbotenstoff Interleukin-29 gestoßen. Von den über dreißig Botenstoffen der Immunzellen, die wir bei der Schuppenflechte untersucht haben, gab es einzig mit Interleukin-29 einen Zusammenhang mit den Mengen der antiviralen Proteine. Tatsächlich ist Interleukin-29 zwar in psoriatischer Haut, nicht jedoch in Haut mit Neurodermitis vorhanden.

Durch Wegfangen dieses Botenstoffes in Hautproben von Patienten mit Schuppenflechte ließ sich die dortige Menge der antiviralen Proteine verringern. Mit Hilfe von Experimenten mit gesunder Haut, künstlichen Hautmodellen und isolierten Zellen aus der oberen Hautschicht konnte das Team außerdem zeigen, dass Interleukin-29 in der Lage ist, die Produktion antiviraler Proteine anzuregen und so die Hautzellen vor Virusinfektionen zu schützen. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass Interleukin-29 insbesondere durch eine spezielle Population von Immunzellen produziert wird, den Th17-Zellen.

Die therapeutische Gabe von Interleukin-29 oder von Substanzen, die seine Wirkung nachahmen, kann die lokale Virusabwehr von Patienten steigern. Das gilt nicht nur für Neurodermitis, sondern auch für andere chronische entzündliche Erkrankungen, die sich an Epithelien abspielen wie beispielsweise einige Lungenerkrankungen, bei denen virale Infektionen einen Kofaktor darstellen.

Literatur: Science Translational Medicine, 25 September 2013, Vol. 5, Issue 204, p. 204ra129, Sci. Transl. Med. doi: 10.1126/scitranslmed.3006245

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