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Heidelberger Interdisziplinäres Forum Intensivtherapie (HIFIT)

Heidelberger Interdisziplinäres Forum Intensivtherapie (HIFIT) vom 11. bis 14. Januar 2017 / Gastvortrag des Bergsteigers Reinhold Messner.

Welche neuen Forschungsergebnisse gibt es zur gefürchteten Blutvergiftung? Wie können resistente Keime auf Intensivstationen eingedämmt werden? Wie lässt sich der Einsatz von Bluttransfusionen verringern? Diese und viele weitere Fragen diskutieren Ärzte und Pflegende vom 11. bis 14. Januar 2017 beim „Heidelberger Interdisziplinäres Forum Intensivtherapie“, zu dem die Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg in die Print Media Academy einlädt. Das Weiterbildungsformt wendet sich an Neueinsteiger und Experten aller Fachdisziplinen. „Anhand von Fallbespielen wollen wir uns kritisch mit aktuellen Forschungsergebnissen, Innovationen und Trends in der Intensivmedizin auseinandersetzen“, sagt Professor Dr. Markus Weigand, Ärztlicher Direktor der Klinik  für Anästhesiologie. „Wichtig ist uns insbesondere die fachübergreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und Fachkrankenpflegern, ohne die eine umfassende Patientenversorgung nicht möglich ist.“ Einen Ausblick in die eine andere Welt der Extreme und Entscheidungsvorgänge bietet der Bergsteiger Reinhold Messner in seinem einstündigen Gastvortrag am Freitag, 13. Januar, ab 12 Uhr.

Journalisten sind herzlich zu den Vorträgen des Symposiums eingeladen. Gerne stehen Ihnen die langjährigen Organisatoren des HIFIT, Prof. Dr. med. Markus A. Weigand (Ärztlicher Direktor der Klinik  für Anästhesiologie; Universitätsklinikum Heidelberg) sowie Prof. Dr. med. Stefan Hofer (Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie; Westpfalzklinikum Kaiserslautern) für Interviews im Vorfeld der Veranstaltung und während des Symposiums zur Verfügung.

Das Thema Blutgerinnung und Transfusionen beschäftigt die Experten am ersten Kongresstag: Ist die Blutgerinnung gestört, kann es während einer Operation es zu gefährlichen Blutverlusten kommen. Lebensrettend können dann Transfusionen mit Fremdblut sein. Doch diese können auch Nebenwirkungen mit sich bringen, wie z.B. schwerwiegende Reaktionen des Immunsystems, ähnlich einer allergischen Reaktion. „In Heidelberg und Kaiserslautern steht rund um die Uhr eine umfangreiche Gerinnungsdiagnostik nicht nur durch das Zentrallabor, sondern auch direkt in den Operationssälen und auf den Intensivstationen zur Verfügung“, so Professor Hofer. Damit kann möglichst schnell festgestellt werden, welche Substanzen dem Patienten fehlen, um diese dann gezielt verabreichen zu können. Unnötige Transfusionen lassen sich so vermeiden. Durch eine eigens eingerichtete Spezialsprechstunde sollen bestimmte Patientengruppen auch schon vor einer Operation betreut werden. Ziel ist es, die Blutgerinnung bei Bedarf schon vor dem Eingriff durch die Gabe bestimmter Präparate zu optimieren und somit die Gefahr von Blutungen einzudämmen, damit es erst gar zu einer Transfusion kommen muss. Diese Möglichkeit ist eine wichtige Säule im so genannten Patient Blood Management. Wobei hierbei auch verschiedene Maßnahmen während der Operation dazu beitragen Blutverluste so gering wie möglich zu halten. So kann z.B. Blut, das die Patienten verlieren, gereinigt und zurückgeführt werden. „Jeder Tropfen Blut zählt“, betont Hofer.

Ein Heidelberger Forschungsschwerpunkt, zu dem Professor Weigand am Donnerstag, 12. Januar, referieren wird, ist die Sepsis, umgangssprachlich Blutvergiftung genannt. Jährlich erkranken in Deutschland rund 180.000 Menschen, meist sehr geschwächte Patienten auf Intensivstation an den lebensgefährlichen Entzündungsreaktionen der Sepsis. „Nur wenn Pflegende und Ärzte schnell und richtig reagieren, können sie Patienten vor bleibenden Schäden bewahren.“ Mit eigens ausgearbeiteten und ständig aktualisierten Leitfäden („Heidelberger Sepsis Pathway“) ist das Universitätsklinikum Heidelberg eines der deutschlandweit führenden Zentren in der Behandlung der Sepsis. Trotz aller Bemühung endet die Sepsis für etwa ein Drittel der Betroffenen tödlich. „Dafür gibt es drei Hauptgründe: es treten zunehmend aggressive Krankheitserreger auf, gleichzeitig werden weniger neue Antibiotika entwickelt. Darüber hinaus sind die Krankheitsmechanismen bislang nicht vollständig verstanden“, sagt Weigand. Die Heidelberger Wissenschaftler erforschen daher die immunologischen Grundlagen der Sepsis: Neue Erkenntnisse über körpereigene Botenstoffe, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind, könnten zukünftig neue Ansätze für die Therapie bieten.

Ebenfalls am zweiten Kongresstag steht die Infektiologie im Fokus der Mediziner. So diskutieren die Heidelberger Experten aus Intensivmedizin und Krankenhaushygiene fachübergreifend über verschiedene infektiologische Fallbeispiele aus der Praxis. Bakterien, denen die gängigen Antibiotika nichts anhaben können, sind inzwischen weit verbreitet und ein zunehmendes Problem in Kliniken. Für Patienten mit einem geschwächten Immunsystem können sie zu einer echten Gefahr werden. „In den meisten Fällen gibt es zwar noch wirksame Reserve-Antibiotika, doch diese müssen sehr gezielt eingesetzt werden“, sagt Weigand. Am Universitätsklinikum Heidelberg gibt es auf den Intensivstationen eine wöchentliche gemeinsame Visite von Anästhesie und Vertretern und Krankenhaushygiene und Klinikapotheke. „Mit der Kooperation wollen wir multiresistenten Erregern entgegen wirken. Unser Ziel ist es, Antibiotika möglichst selten und nur gut angepasst einzusetzen.“

Weitere Informationen im Internet:

Heidelberger Interdisziplinäres Forum Intensiv Therapie (HIFIT)

Anästhesiologische Klinik, Universitätsklinikum Heidelberg

Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin 1, Westpfalz-Klinikum GmbH

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