Donnerstag, April 18, 2024

Warum böse Viren Erkrankungen wie Covid-19, Influenza und AIDS hervorrufen

Viren verursachen banale Erkältungen, aber auch lebensgefährliche Erkrankungen wie Influenza, Covid-19 und AIDS. Viele Viren gelten zu Recht als böse Viren.

Verschiedene molekular-virologischen Forschungen untersuchen, warum es gute und böse Viren gibt, von denen manche bestimmte Krankheiten wie Covid-19, Aids und Influenza hervorrufen. Und warum manche dieser Viren eben so besonders gefährliche und sogar lebensgefährliche sind, während andere – ganz ähnlich aufgebaute Viren – harmlos sind.

 

Corona-Pandemie: Coronavirus SARS-Cov-2 und Covid-19 halten die Welt in Atem

Ende Dezember wurden in China eine Reihe ungeklärter Fälle von Lungenentzündung gemeldet. Am 12. Januar 2020 nannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesdass neue Virus vorübergehend das neuartige Coronavirus 2019 (2019-nCoV). Am 11. Februar 2020 nannte die WHO die durch das nCoV 2019 verursachte Krankheit offiziell als Coronavirus-Krankheit (COVID-19). Die COVID-19-Epidemie breitet sich mittlerweile auf der ganzen Welt aus. Mit bislang hohen Opferzahlen insbesondere in Nord- und Südamerika, aber auch in Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich.

In Bezug auf Sterblichkeitsraten, Letalität, Todesfällen und Übertragungsraten bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen waren die Ergebnisse verschiedener Studien bisher sehr unterschiedlich. Jedenfalls ist Covid-19 mittlerweile ein globales Problem.

Derzeit gibt es keinen Impfstoff und keine spezifische Behandlung für COVID-19. Die beste Strategie zur Bekämpfung der SARS-CoV-2-Infektionen besteht darin, die Infektionsquellen zu kontrollieren, die anfälligen Personen zu schützen und die Übertragung zu unterbrechen.

Die infizierten Patienten sollten frühzeitig und rasch mittels Testung identifiziert, zeitnah isoliert und optimiert behandelt werden. Die engen Kontaktpersonen sollten bei der Nachverfolgung unter Quarantäne gestellt werden.

Gesunde Menschen sollten sich wiederum der Schwere von COVID-19 bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um sich selbst zu schützen. Beispielsweise möglichst viel zu Hause bleiben, soziale Kontakte einschränken und in der Öffentlichkeit eine Schutzmaske tragen, wenn Abstand halten nicht möglich ist. Ein Risiko sind vor allem auch Massenversammlung und öffentliche Veranstaltungen, speziell Indoor.

Diese Kontrollmaßnahmen sollten COVID-19-infizierten Ländern dabei helfen, die Epidemie in den Griff zu bekommen. Die Forschung konzentriert sich darauf, die Genauigkeit diagnostischer Tests zu verbessern, Impfstoffe zu entwickeln und wirksame, bereits vorhandene Medikamente zu finden. Daher ist die Aufklärung der Pathogenese der SARS-CoV-2-Infektion für die Erreichung dieser Ziele unerlässlich.

 

Warum die Spanische Grippe mit Influenza-Viren Millionen Todesopfer kostete

Bis heute ist zum Beispiel ungeklärt, warum die spanische Grippe durch Infektionen mit dem Influenza-Virus des Typs H1N1 in den Jahren 1918–1920 geschätzte 20 Millionen Opfer kostete. Zum Vergleich: der 1. Weltkrieg kostete 9 Millionen Menschen das Leben. Dazu konnten Wissenschaftler (Goto und Kawaoka 1998) ein 1933 isoliertes Influenza-­Virus untersuchen, das als direkter Nachkomme der spanischen Grippe gilt. Sie hatten festgestellt, dass bei diesem Virus die Neuraminidase – eines der beiden Proteine, die die Oberfläche des Influenza-Virus bilden – mit hoher Affinität das menschliche Protein Plasminogen ­bindet.

Das führt dazu, dass an der Oberfläche des Virus immer ausreichende Mengen der Protease Plasmin verfügbar sind. Plasmin kann das zweite Oberflächenprotein des Influenza-Virus, das Hämag­glutinin, spalten, was eine notwendige Voraussetzung für die Infektiosität des Virus ist. Dieses Virus verwendet also nicht nur eine menschliche Protease, um sich aktivieren zu lassen (das tun alle Influenza-Viren), sondern es sorgt über diesen ­Mechanismus auch noch dafür, daß immer ausreichende Mengen dieser Protease vorhanden sind. Man kann über den Einfallsreichtum der Natur nur staunen. Goto und Kawaoka glaubten, dass dieser Mechanismus die spanische Grippe — aus der Sicht des ­Virus — so besonders erfolgreich gemacht hat.

 

Eine weitere Pandemie vorbeugen

In Hinblick auf die bange Frage, ob und in welcher Form neue Varianten der Coronaviren und der Influenzaviren in Zukunft weitere schwere Pandemie von der Art der spanischen Grippe verursachen können, ist die Aufklärung der Ursachen der Bösartigkeit bestimmter Viren von großer Bedeutung.

 

Gentherapie: Warum selbst böse Viren auch Gutes haben

Entgegen der gängigen Meinung gibt es über Viren aber auch viel ­Gutes zu sagen. Abgesehen von der Bedeutung, die Viren als Überträger genetischen Materials in der Evolution gespielt haben dürften, und neben den zahllosen Beispielen, bei denen die ­Erforschung von Viren wesentliche Einblicke in die Funktionen (und malignen Fehlfunktionen) des Lebens ermöglicht hat, zielt die Forschung der letzten Jahre immer mehr darauf ab, Viren als Vehikel zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten einzusetzen.

Bei der Gentherapie geht es beispielsweise darum, genetisches Material gezielt in bestimmte Zellen des Körpers einzuschleusen. Was könnte für diesen Zweck geeigneter sein als Viren, deren Vermehrung ja gerade auf diesem Vorgang beruht. Nämlich der Einschleusung genetischen Materials in lebende Zellen (Stichwort orale Gentherapie).


Literatur:

Sun P, Lu X, Xu C, Sun W, Pan B. Understanding of COVID-19 based on current evidence. J Med Virol. 2020;92(6):548-551. doi:10.1002/jmv.25722

He F, Deng Y, Li W. Coronavirus disease 2019: What we know?. J Med Virol. 2020;92(7):719-725. doi:10.1002/jmv.25766

Honigsbaum M. The Spanish flu: an interdisciplinary problem. Lancet. VOLUME 391, ISSUE 10139, P2492-2495, JUNE 23, 2018, 2018DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31360-6

JEFFERY K. TAUBENBERGER. The Origin and Virulence of the 1918 “Spanish” Influenza Virus. Proc Am Philos Soc. 2006 Mar; 150(1): 86–112.

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