Donnerstag, März 28, 2024

GBD 2017 – Global Burden of Disease zeigt Warnsignale

Der Global Burden of Disease (GBD) zeigte seit seiner Erstveröffentlichung jährlich eine gesündere Weltbevölkerung. Doch der GBD 2017 ist ein dringendes Warnzeichen.

Vor über zehn Jahren hat das Fachmagazin The Lancet die erste Studie Global Burden of Disease (GBD) veröffentlicht. Seitdem verbesserten kontinuierlich ihre Instrumenten und optimierten Datenqualität und Datenmenge. Jahr für Jahr zeigt sich auch eine immer gesünder werdende Weltbevölkerung. Jedoch zeigt nun die sorgfältige Lektüre der Ergebnisse der GBD 2017 einige beunruhigende Trends.

 

GBD 2017: Epidemien, Gesundheitsdefizite und hohe Sterblichkeit

Diesmal blieb die weiterhin erwartete Verbesserung der weltweiten Gesundheit aus. Stattdessen zeigt der GBD 2017 mehr Epidemien und dramatische Gesundheitsdefizite sowie eine hohe Mortalitätsrate. Wenngleich die weltweite Sterblichkeitsrate für Erwachsene allgemein gesunken ist, so ist die Mortalität in einigen Fällen auch gestiegen.

Für den Anstieg waren beispielsweise politische beziehungsweise kriegerische Konflikte sowie Terrorismus verantwortlich. Diese Todesursachen sind nun weltweit die am schnellsten wachsenden. Schließlich gab es einen Anstieg von 2007 bis 2017 von 118%.

Neben dieser alarmierenden Zunahme der Gewalt werden Epidemien wie Opioidabhängigkeit, nichtübertragbare Krankheiten, Depressionen und Dengue-Fieber immer problematischer. Die Opioidabhängigkeit ist mit 4 Millionen neuer Fälle im Jahr 2017 und 110.000 Todesfällen enorm angewachsen. Nicht übertragbare Krankheiten machten im Jahr 2017 weltweit 73% aller Todesfälle aus. Dabei waren mehr als die Hälfte aller Todesfälle, 28,8 Millionen, auf vier Risikofaktoren zurückzuführen:

  • Bluthochdruck,
  • Rauchen,
  • hoher Blutzuckerwert und
  • hoher Body-Mass-Index.

Die Prävalenz der Adipositas hat in fast jedem Land der Welt zugenommen. Depressionsstörungen waren nach Rückenschmerzen und Kopfschmerzstörungen 2017 die dritthäufigste Ursache für Behinderungen und Einschränkungen. Mehr als eine Million Todesfälle verursacht Typ-2-Diabetes und eine halbe Million eine Diabetes-assoziierte chronische Nierenerkrankung. Weiters standen 180.000 Todesfälle im Zusammenhang mit einer nichtalkoholischen Steatohepatitis. Die Anzahl an Todesfällen durch Dengue-Fieber nahmen in den meisten tropischen und subtropischen Ländern erheblich zu. Der weltweite Anstieg betrug von 24.500 Todesfälle im Jahr 2007 auf 40.500 im Jahr 2017.

 

Geschlechtsspezifische Analyse der Daten im GBD 2017

Die geschlechtsspezifische Analyse der Daten in der GBD 2017 zeigt erhebliche gesundheitliche Unterschiede bei Männern und Frauen. Während die Lebenswertung bei erwachsenen Männern in vielen Teilen der Welt stagniert und in einigen Regionen die Sterblichkeit sogar zugenommen hat, leben Frauen heute länger. Allerdings erleben sie mehr Jahre bei schlechter Gesundheit.

 

Ungleiche Verteilung von Gesundheitspersonal

Zum ersten Mal in der Geschichte der Global Burden of Disease-Studie wurden Daten zum Gesundheitspersonal erhoben. Diese zeigen, dass der weltweit vielerorts bestehende Mangel und die ungleiche Verteilung von Gesundheitspersonal großen Handlungsbedarf ergibt.

Die Studienautoren schätzen, dass nur die Hälfte aller Länder über genügend Gesundheitspersonal verfügt, um qualitativ hochwertige Gesundheitsleistungen erbringen zu können. Dazu sollten 30 Ärzte und 100 Krankenschwestern oder Hebammen sowie fünf Apotheker pro 10.000 Einwohner im Dienst sein.

Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern, in denen Gesundheitspersonal mit ausreichend Ressourcen zur Verfügung steht, zeigen Länder in Afrika südlich der Sahara, Südostasien, Südasien und einige Länder in Ozeanien die größten Defizite.

 

Beunruhigende Zahlen der GBD 2017

Oberflächlich betrachtet geht es mit der Gesundheit der Menschheit allgemein bergauf. Die Lebenserwartung ist bei den Männern seit 1950 von 48,1 im Durchschnitt auf 70,5 Jahre angestiegen. Bei Frauen stieg sie von 52,9 Jahren im Jahr 1950 auf 75,6 Jahre an. Schließlich gibt es gibt aber enorme regionale und geschlechtsspezifische Unterschiede. Beispielsweise beträgt die Lebenserwartung der Männer in der Zentralafrikanischen Republik im GBD 2017 49,5 Jahren. Hingegen leben Frauen in Singapur im Durchschnitt 87,6 Jahre.

Grundsätzlich sind viele Daten der GBD 2017 beunruhigend. Die globalen Zahlen zur Gesundheit stagnieren und weisen daraufhin, das im Detail beträchtliche Probleme bestehen und sogar anwachsen. Der GBD 2017 erinnert auch daran, dass Fortschritt ohne Wachsamkeit und ständige Anstrengungen leicht wieder rückgängig gemacht werden kann.

Doch die aktuelle Global Burden of Disease-Studie mit ihren vielen Detailanalysen kann auch als Ermutigung angesehen werden. Denn durch das Aufzeigen von Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung können eher maßgeschneiderte Verbesserung entwickelt werden. Deswegen sollte der GBD 2017 nationalen Regierungen und internationalen Institutionen dazu veranlassen, verschiedenste Anstrengungen zu vergrößern. Schließlich sollen auch die in Jahrzehnten erarbeiteten Verbesserungen nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Quelle:

The Lancet – GBD 2017: eine fragile Welt.
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)32858-7/fulltext.

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