Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert die Entscheidung des IQWiG »kein Zusatznutzen« zum Antidiabetikum Empagliflozin mit Nachdruck.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat vor wenigen Tagen dem Wirkstoff Empagliflozin für die antidiabetische Therapie von Typ-2-Diabetes keinen Zusatznutzen zugesprochen und dementsprechend negativ bewertet. Nach Ansicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert, dass das trotz wissenschaftlich belegter Überlebensvorteile geschah. Die DDG-Experten sehen die Behandlungsqualität der Menschen mit Diabetes in Deutschland für gefährdet.
Empagliflozin zeigte bei Typ-2-Diabetiker mit vorbestehender Erkrankung des Herzkreislaufsystems große Vorteile
Neben einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sind Patienten mit Typ-2-Diabetes noch stärker gefährdet, einem plötzlichen Herztod zu erliegen. Vor allem Patienten, die bereits an einer Herzkreislauf-Erkrankung leiden, haben eine besonders schlechte Prognose, wenn sie eine Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz entwickeln: 50 bis 90 Prozent versterben innerhalb der nächsten fünf Jahre.
In einer in München auf der Jahrestagung der europäischen Diabetes-Gesellschaft im vergangenen September präsentierten großen Studie mit tausenden Patienten konnte gezeigt werden, dass das Auftreten des plötzlichen Herztods sowie die Entwicklung und Verschlechterung der Herzinsuffizienz durch die Gabe von Empagliflozin bei Menschen mit vorbestehender Erkrankung des Herzkreislaufsystems dramatisch gesenkt werden konnte. Das relative Risiko wird jeweils um 38 und 35 Prozent reduziert; dadurch sinkt sogar die relative Gesamt-Sterblichkeit um 32 Prozent. Diese Ergebnisse wurden von über 10.000 teilnehmenden Diabetologen als historischer Meilenstein in der Diabetologie gefeiert.
IQWiG kritisierte Studie EMPA-REG-Outcome
Das IQWiG hat die sogenannte EMPA-REG-Outcome Studie nicht berücksichtigt, da sie nicht in das vorgegebene Schema des Prüfauftrages passte. Man sei nicht der Frage nachgegangen, ob weniger Patienten mit Diabetes versterben, wenn sie Empagliflozin verordnet bekommen. „In diesem Fall hätte das IQWiG zu einer anderen Bewertung kommen müssen“, meint Professor Dr. med. Monika Kellerer, Leitlinienbeauftragte der DDG. „Wer falsche Fragen stellt, bekommt falsche Antworten“, so Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Mediensprecher der DDG. Deswegen fordert die DDG sowie viele andere medizinische Fachgesellschaften grundsätzlich eine strukturierte Beteiligung ihrer Experten durch das IQWiG beim Formulieren der Fragestellung fordert.
Die DDG-Experten hoffen nun, “ … dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Unzulänglichkeit des engen methodischen Prüfrahmens des IQWiGs berücksichtigen und sich am Ende medizinischer Sachverstand zum Nutzen der Patienten durchsetzen wird“, so Prof. Kellerer.