Montag, März 18, 2024

Docosahexaensäure DHA in der Schwangerschaft

Die Gabe von Docosahexaensäure (DHA) in der Schwangerschaft wirkt sich später nicht auf den Intelligenzquotienten bei siebenjährigen Kindern aus.

Australische Wissenschaftler veröffentlichten unlängst ihre Ergebnisse einer Folgeuntersuchung zu einer früheren randomisierten Studie. In dieser waren Schwangere nach Zufallsprinzip eingeschlossen. Die Forscher untersuchten dann die Anwendung eines Nahrungsergänzungsmittels mit Docosahexaensäure (DHA) täglich in der Schwangerschaft. Und zwar im Vergleich zu einem Präparat mit einem Placebo. Sie untersuchten hierzu, wie sich die pränatalen Gabe von Docosahexaensäure (DHA) in der Schwangerschaft auf den IQ – Intelligenzquotienten –  der Kinder später im Alter von 7 Jahren auswirkte. Insgesamt nahmen 543 Kinder an der Nachbeobachtung teil.

 

Keine signifikanten Unterschiede

Die Erstautorin Dr. Jacqueline F. Gould, Ph.D., vom South Australian Health and Medical Research Institute in Adelaide, und ihre Kollegen entdeckten dabei, dass sich der durchschnittliche IQ für die DHA- und Kontrollgruppen nicht unterschied.Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bei bedeutenden untersuchten Parametern wie Sprache, akademischer Leistung sowie ausführende Fähigkeiten. Nur die Ergebnisse für nonverbales Resümieren waren in der DHA-Gruppe signifikant höher.

Im Gegensatz dazu zweigten sich aber auch psychologische Probleme. Denn Eltern in der DHA-Gruppe berichteten von signifikant mehr Verhaltensproblemen und exekutiver Dysfunktion ihrer Kinder als jene in der Kontrollgruppe.

„Diese randomisierte klinische Studie liefert einen starken Hinweis darauf, dass eine DHA-Supplementation keinen Vorteil für den IQ im Alter von 7 Jahren und für die Kognition im Alter von 18 Monaten und 4 Jahren bringt. Und das, obwohl sich in der Kontrollgruppe eine höhere Zahl an frühgeborenen Kindern befindet“, analysierte Jacqueline F. Gould.

Wobei die Tatsache, dass in der Kontrollgruppe mehr Frühgeburten waren, ältere Studienergebnisse bestätigten, dass Frauen, die bei ihrer Ernährung auf die Aufnahme von Docosahexaensäure (DHA) Omega-3 achten, gesündere Schwangerschaften und deren Neugeborene ein höheres Geburtsgewicht hatten. Außerdem ist die Anzahl der Frühgeburten geringer.

 

DHA Omega-3 Docosahexaensäure und der Eisenspiegel in der Schwangerschaft

Da Omega-3-Fettsäuren beim ungeborenen Kind in Interaktion mit dem Eisenstoffwechsel stehen, sollten schwangere Frauen nicht nur auf den Eisenspiegel, sondern auch auf die Omega-3-Fettsäuren-Zufuhr achten. Die DHA Omega-3 Docosahexaensäure führt in der Schwangerschaft dazu, dass das Ungeborene das von der Mutter bereitgestellte Eisen in ausreichendem Mass nutzen kann. Wobei der Eisenbedarf in der Schwangerschaft prinzipiell sehr viel höher ist. Denn das Eisen spielt für die Blutbildung der Babys eine entscheidende Rolle. Bei mangelhaften Eisenspiegel kann sich die Plazenta nicht richtig entwickeln. Schließlich kann das die Eisenversorgung für das Baby beeinträchtigen.

 

Einfluss einer Supplementierung von Docosahexaensäure (DHA) in der Schwangerschaft auf einzelne Verhaltensbereiche bei Kindern im Vorschul- sowie Schulalter

Im Grunde genommen vermutet, dass Docosahexaensäure (DHA) für eine optimale Gehirnentwicklung notwendig ist. Docosahexaensäure (DHA) reichert sich während der Schwangerschaft im fötalen Gehirn an und soll eine Rolle bei der Unterstützung der neurologischen Entwicklung spielen. Beispielsweise soll das DHA die Aufmerksamkeit bei Vorschulkindern verbessern. Wie bei vielen Nährstoffen ist es jedoch möglich, dass es eine Obergrenze für sichere DHA-Spiegel gibt.

Die Gabe von etwa 800 mg Docosahexaensäure (DHA) in der Schwangerschaft pro Tag könnte beispielsweise sogar negative Auswirkungen haben. Und zwar auf das spätere Verhalten der Kinder. Dies zeigte die zitierte Studie. Dabei brachte die pränatale DHA-Supplementierung keine Vorteile im Zusammenhang mit dem Verhalten in der Kindheit. Hingegen zeigte sich eine nachteilige Wirkung auf das Verhalten der Kinder im Schulalter, wie betroffene Eltern dazu berichteten.

Eine neuere Arbeit zeigte, dass die DHA-Gabe Risikoschwangerschaften reduziert und die visuelle Aufmerksamkeit bei Säuglingen während des ersten Lebensjahres verbessert. Allerdings ergaben sich aus den Analysen auch, dass nur wenige positive Langzeiteffekte der DHA-Supplementierung in der Schwangerschaft gibt.


Literatur:

Gould JF, Anderson PJ, Yelland LN, Gibson RA, Makrides M. The Influence of Prenatal DHA Supplementation on Individual Domains of Behavioral Functioning in School-Aged Children. Follow-Up of a Randomized Controlled Trial. Nutrients. 2021 Aug 27;13(9):2996. doi: 10.3390/nu13092996. PMID: 34578873; PMCID: PMC8472059.

Colombo J, Shaddy DJ, Gustafson K, Gajewski BJ, Thodosoff JM, Kerling E, Carlson SE. The Kansas University DHA Outcomes Study (KUDOS) clinical trial: long-term behavioral follow-up of the effects of prenatal DHA supplementation. Am J Clin Nutr. 2019 May 1;109(5):1380-1392. doi: 10.1093/ajcn/nqz018. PMID: 31004139; PMCID: PMC6499507.

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Newberry SJ, Chung M, Booth M, Maglione MA, Tang AM, O’Hanlon CE, Wang DD, Okunogbe A, Huang C, Motala A, Trimmer M, Dudley W, Shanman R, Coker TR, Shekelle PG. Omega-3 Fatty Acids and Maternal and Child Health. An Updated Systematic Review. Evid Rep Technol Assess (Full Rep). 2016 Oct;(224):1-826. doi: 10.23970/AHRQEPCERTA224. PMID: 30307735.

Makrides M, Gould JF, Gawlik NR, Yelland LN, Smithers LG, Anderson PJ, Gibson RA. Four-year follow-up of children born to women in a randomized trial of prenatal DHA supplementation. JAMA. 2014 May 7;311(17):1802-4. doi: 10.1001/jama.2014.2194. PMID: 24794375.

 

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