Der Wirkstoff Ivermectin konnte in Studien gute Wirkung gegen COVID-19 in der Corona-Pandemie zeigen. Doch es gibt auch Warnungen vor höheren Dosierungen.
Eine rezente Corona-Peer-Review-Studie zeigte im Frühjahr, dass der rasche weltweite Einsatz von Ivermectin in der COVID-19-Pandemie helfen könnte. Das Peer Review kam von medizinischen Experten, zu denen drei hochrangige Wissenschaftler der US-Regierung gehörten. Die Veröffentlichung erfolgte im American Journal of Therapeutics. Die Metaanalyse zu Ivermectin war damals die umfassendste Überprüfung der verfügbaren Daten aus klinischen, In-vitro-, Tier- und realen Covid-19-Studien in der Corona-Pandemie.
Aktuell bestehen jedoch auch viele Zweifel in der Fachwelt. Wenngleich das Ivermectin im Rahmen der zugelassenen Dosierungen im Allgemeinen gut verträglich ist, so können bei einer höheren als der zugelassenen Dosierung verstärkt Nebenwirkungen auftreten. Allerdings muss man, um Konzentrationen mit antiviraler Aktivität gegen SARS-COV-2 in der Lunge zu erzielen, wesentlich höhere Dosierungen einsetzen. Dann kann Ivermectin toxisch wirken.
Die EMA kam jedenfalls im Frühjahr 2021 zu dem Schluss, dass die Anwendung von Ivermectin zur Vorbeugung oder Behandlung von COVID-19 außerhalb kontrollierter klinischer Studien nicht empfohlen werden kann. Es seien weitere gut konzipierte, randomisierte Studien erforderlich, um bessere Schlussfolgerungen zu ziehen. Und zwar ob das Produkt bei der Prävention und Behandlung von COVID-19 wirksam und sicher ist. Keinesfalls sollte aber eine Anwendung von Ivermectin ohne behandelnden Arzt erfolgen, der den Wirkstoff verschreiben darf. Die Verwendung von tierischem Ivermectin zur Vorbeugung oder Behandlung von COVID-19 beim Menschen kann schließlich gefährlich sein, warnt die FDA.
Ivermectin ist rezeptpflichtig und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht zum Einsatz kommen
Im Grunde genommen ist jedenfalls die Studienlage widersprüchlich. Eine Anwendung des rezeptpflichtigen Medikaments sollte jedenfalls nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Im Grunde genommen konnte allerdings Ivermectin bereits in mehreren in-vitro-Studien zu HIV-1, Flaviviren sowie Influenza-A-Virus positive Wirkung zeigen. Bei der antiviralen Wirkung von Ivermectin geht es vor allem um die Zerstörung gewisser für die Viren lebenswichtiger Komplexe. Darüber hinaus soll Ivermectin ein Potenzial in der Hemmung des Zytokinsturms bei Covid-19-Patienten haben. Unter dem Strich wären weitere umfassende Studien dazu notwendig.
Vor allem Fälle in den USA veranschaulichen die potenziellen toxischen Wirkungen von Ivermectin, wenn sehr hohe, nicht für den Menschen zugelassene Dosen zum Einsatz kommen. Hierzu beobachtete man einschließlich schwere Verwirrtheit, Ataxie, Krampfanfälle sowie Hypotonie. Jedenfalls kann die unsachgemäße Anwendung schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen. Manche Anwender mussten dann sogar im Krankenhaus behandelt werden. Deswegen sollte man Ivermectin keinesfalls in der Selbstbehandlung ohne Arzt einsetzen.
Ivermectin als Prophylaxe und Behandlung für COVID-19
Unter der Leitung der COVID-19 Critical Care Alliance (FLCCC) überprüfte eine Gruppe medizinischer und wissenschaftlicher Experten verschiedene veröffentlichte Peer-Review-Studien, Manuskripte, Metaanalysen von Experten und epidemiologische Analysen von Regionen, die Ivermectin großflächig einsetzten. Alle Studien lassen vermuten, dass Ivermectin eine wirksame Prophylaxe und Behandlung für COVID-19 sein kann.
„Wir haben die Arbeit gemacht, die eigentlich die Gesundheitsbehörden hätten machen sollen. Wir haben die umfassendste Überprüfung der verfügbaren Daten zu Ivermectin durchgeführt“, sagte Pierre Kory, MPA, MD, Präsident und Chief Medical Officer des FLCCC. Die Forscher setzten den altbekannten Wirkstoff ein, um die überprüften Daten zu qualifizieren. Ein Schwerpunkt des Manuskripts lag auf den 27 kontrollierten Studien, die im Januar 2021 verfügbar waren. Von denen waren 15 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs).
In Übereinstimmung mit zahlreichen Metaanalysen zu Ivermectin, die seitdem Experten aus Großbritannien, Italien, Spanien und Japan veröffentlichten, fanden die Forscher bei COVID-19-Patienten, die mit Ivermectin behandelt wurden, eine deutliche Verringerung der Sterblichkeit. Zudem verringerte der Wirkstoff die Zeit bis zur Genesung und der viralen Clearance.
Um die Wirksamkeit von Ivermectin bei der Vorbeugung von COVID-19 zu bewerten, berichteten 3 randomisierte kontrollierte Studien und 5 beobachtungskontrollierte Studien mit fast 2.500 Patienten, dass Ivermectin das Risiko einer COVID-19-Erkrankung bei regelmäßiger Anwendung signifikant verringerte.
Schwere Kritik an größeren Gesundheitsbehörden
Viele Experten auf der ganzen Welt erkennen allerdings inzwischen, dass Ivermectin eine wirksame Prophylaxe und Behandlung für COVID-19 sein könnte. Südafrika, Simbabwe, die Slowakei, die Tschechische Republik, Mexiko und zudem Indien haben das Medikament zur Verwendung durch medizinische Fachkräfte zugelassen. Die Ergebnisse einer rezenten Metaanalyse zeigen, dass die Anwendung von Ivermectin wiederholt zu einem „raschen bevölkerungsweiten Rückgang der Morbidität und Mortalität“ führten.
„Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass Ivermectin bei der Untersuchung der Gesamtheit der Nachweise zweifelsohne als sichere Prophylaxe und Behandlung von COVID-19 hochwirksam ist“, sagte Dr. Paul E. Marik, FCCM, FCCP, Gründungsmitglied des FLCCC und Chefarzt für Lungen- und Intensivmedizin an der Eastern Virginia Medical School. „Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass viele der größeren Gesundheitsbehörden die medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse ehrlich prüfen. Deshalb fordern wir regionale Gesundheitsbehörden und medizinische Fachkräfte auf der ganzen Welt auf, die sofortige Aufnahme von Ivermectin in den Behandlungsstandard zu fordern, damit wir die Corona-Pandemie ein für alle Mal beendet erklären können.“
Literatur:
Quincho-Lopez A, Benites-Ibarra CA, Hilario-Gomez MM, Quijano-Escate R, Taype-Rondan A. Self-medication practices to prevent or manage COVID-19. A systematic review. PLoS One. 2021 Nov 2;16(11):e0259317. doi: 10.1371/journal.pone.0259317. PMID: 34727126; PMCID: PMC8562851.
Segatori VI, Garona J, Caligiuri LG, Bizzotto J, Lavignolle R, Toro A, Sanchis P, Spitzer E, Krolewiecki A, Gueron G, Alonso DF. Effect of Ivermectin and Atorvastatin on Nuclear Localization of Importin Alpha and Drug Target Expression Profiling in Host Cells from Nasopharyngeal Swabs of SARS-CoV-2- Positive Patients. Viruses. 2021 Oct 15;13(10):2084. doi: 10.3390/v13102084. PMID: 34696514; PMCID: PMC8537229.
Low ZY, Yip AJW, Lal SK. Repositioning Ivermectin for Covid-19 treatment. Molecular mechanisms of action against SARS-CoV-2 replication. Biochim Biophys Acta Mol Basis Dis. 2021 Oct 20:166294. doi: 10.1016/j.bbadis.2021.166294. Epub ahead of print. PMID: 34687900; PMCID: PMC8526435.
Temple C, Hoang R, Hendrickson RG. Toxic Effects from Ivermectin Use Associated with Prevention and Treatment of Covid-19. N Engl J Med. 2021 Oct 20:NEJMc2114907. doi: 10.1056/NEJMc2114907. Epub ahead of print. PMID: 34670041; PMCID: PMC8552535.
Zhang C, Jin H, Wen YF, Yin G. Efficacy of COVID-19 Treatments: A Bayesian Network Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Front Public Health. 2021 Sep 28;9:729559. doi: 10.3389/fpubh.2021.729559. PMID: 34650951; PMCID: PMC8506153.
Kory, Pierre MD1,*; Meduri, Gianfranco Umberto MD2; Varon, Joseph MD3; Iglesias, Jose DO4; Marik, Paul E. MD5 Review of the Emerging Evidence Demonstrating the Efficacy of Ivermectin in the Prophylaxis and Treatment of COVID-19. American Journal of Therapeutics: May Jun 2021 – Volume 28 – Issue 3 – p e299-e318 doi: 10.1097/MJT.0000000000001377