Freitag, Oktober 31, 2025

Anti-TNF-Therapie bei Morbus Crohn

Seit der Entwicklung der Anti-TNF-Antikörper haben Biologika die Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn sehr verändert.

Seit der Entwicklung des chimären monoklonalen Anti-TNF-(Tumor-Nekrosefaktor-)Antikörpers Infliximab im Jahr 1989 – hat dieses erste für chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) zugelassene Biologikum die Therapie der CED wie Morbus Crohn dramatisch verändert und revolutioniert. Ursprünglich hoffte man sogar auf eine Heilung des Morbus Crohn mit einer einmaligen Infusion.



 

Anti-TNF-Therapie mit Infliximab

Durch eine Induktionstherapie in Abstand von 0, 2, 6 Wochen mit einer Dosis von 5mg/kg KG i.v. lässt sich bei über 60% der Morbus Crohn-Patienten eine deutliche Reduktion der Entzündungsaktivität bewirken und bei etwa 30% eine Remission (CDAI = Crohn-Aktivitätsindex < 150) erzielen.

Durch regelmäßige, alle acht Wochen stattfindende Infusionen in der gleichen Dosis kann bei einem Großteil der Patienten diese Remission erhalten werden.

Bei einem randomisierten Vergleich einer konventionellen »step-up« (stufenweiser Therapieaufbau von Steroiden über Azathioprin bis zu Infliximab nach Aktivität) mit einer progressiven »top-down« Strategie (primärer Einsatz von Infliximab), zeigte sich langfristig der größte Vorteil in einer kompletten endoskopischen Heilung bei 73% der primär mit Infliximab behandelten Patienten.

Auch für den perianalen fistulierenden Morbus Crohn zeigte Infliximab nach obigem Schema eine signifikante Wirkung zur Fistelreduktion bzw. -abheilung, wenn auch nicht in gleich starker Wirkung wie beim luminalen Morbus Crohn.

Vor dieser Therapie müssen jedoch unbedingt Retentionen erkannt (z.B. NMR des kleinen Beckens) und chirurgisch drainiert werden, da sonst ein beträchtliches Abszessrisiko unter Therapie besteht.



 

Zulassung bei schweren Verläufen

Infliximab kann ähnlich wie andere TNF-α-Blocker zu schweren Nebenwirkungen führen. Daher wird der Wirkstoff dann eingesetzt, wenn vorangegangene medikamentöse Therapien Behandlungsoptionen mit einem Corticosteroid und / oder einem Immunsuppressivum erfolglos waren.

Dementsprechend bestehen heute in der Europäischen Union für die Behandlung mit Infliximab folgende Zulassungen:

  • Morbus Crohn (auch bei Kindern)
  • Fistelbildungen bei Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Rheumatoide Arthritis
  • Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
  • Psoriasis-Arthritis
  • Psoriasis (Schuppenflechte)

Die Behandlung sollte von qualifizierten Ärzten überwacht werden, die in den erwähnten Indikationsgebieten Erfahrung haben. Infliximab ist schon oben erwähnt intravenös zu verabreichen.

 

TNF-α bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Es ist gewiss, dass TNF-α – abgekürzt für den sogenannten Tumor-Nekrose-Faktor alpha, einer körpereigenen Substanz der Gruppe der Zytokine zugehörig – eine wichtige Rolle in der Entzündungsvermittlung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen spielt.

Unklar ist jedoch die wesentliche Wirkungsweise der Anti-TNF-Antikörper – ob über einen apoptotischen Mechanismus oder einen anderen Pathway.




Literatur:

Adegbola SO, Sahnan K, Warusavitarne J, Hart A, Tozer P. Anti-TNF Therapy in Crohn’s Disease. Int J Mol Sci. 2018;19(8):2244. Published 2018 Jul 31. doi:10.3390/ijms19082244


Quelle:

Anti-TNF-Therapie in der ­Gastroenterologie. Univ.-Prof. DI. Dr. Harald Vogelsang. MEDMIX 1-2/2008

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000240/WC500050888.pdf

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