Montag, Juni 16, 2025

Verantwortliches Gen für Brustkrebs-Metastasen

Bildung von Brustkrebs-Metastasen – das verantwortliche Gen wurde identifiziert.

Eine bestimmte menschliche Genvariante macht Brustkrebszellen aggressiver. Diese sind nicht nur resistenter gegen Chemotherapien, sondern sie verlassen auch den Primärtumor und lassen sich in anderen Körperregionen in Form von Metastasen nieder. Ein dafür wesentlich verantwortliches Gen, AF1q, wurde nun von einer internationalen Forschungsgruppe rund um Lukas Kenner von der MedUni Wien identifiziert und als möglicher Ansatzpunkt für genauere Diagnosen und mögliche zielgerichtete Therapieansätze erkannt.

Das menschliche Gen AF1q wurde ursprünglich in einer chromosomalen Abnormalität entdeckt und als wichtiger Faktor bei der Entstehung von Leukämien erkannt. In besonders aggressiven Formen von akuter myeloischer Leukämie (AML) fand man auch erhöhte Af1q-Spiegel.

Die genaue Funktion von AF1q im Körper ist noch nicht vollends geklärt, aber die Studie zeigt, dass AF1q ein entscheidendes Schlüsselprotein im TCF7/Wnt-Signalweg darstellt und das Verhalten von Krebszellen steuert. Erweiterte AF1q-Expression fördert die Entstehung und das Wachstum von Tumorzellen und verhindert den natürlichen Zelltod. An Brustkrebs erkrankte Menschen mit ausgeprägter AF1q-Expression haben eine weit schlechtere Prognose als jene ohne sie. Weiters sind AF1q-„positive“ Krebszellen resistenter gegenüber Chemotherapien.

Tumorzellen gehen auf Wanderschaft und bilden Brustkrebs-Metastasen

In Modellversuchen wurde weiters gezeigt, dass gesteigerte Expression von AF1q in Brustkrebszellen die Metastasenbildung in der Leber wie auch in der Lunge fördert. Als die Forschungsgruppe Proben vom Primärtumor mit Proben von Metastasen verglich, stellte sie fest, dass AF1q-positive Krebszellen den Primärtumor verlassen hatten und sich in anderen Körperregionen als Brustkrebs-Metastasen angesiedelt hatten. „Es weist viel darauf hin, dass Krebszellen mit hyperaktiver AF1q-Expression als eine Art Gründungszellen für Metastasen wirken“, beschreibt Lukas Kenner, „sie besitzen die Fähigkeit, in andere Körperregionen abzuwandern, sich dort festzusetzen und auszubreiten.“

Da die gesteigerte Existenz von AF1q auf eine schlechtere Prognose hinweist, kann diese Erkenntnis zukünftig für eine verbesserte Diagnostik dienen. AF1q kann aber auch als Ansatzpunkt für zielgerichtete Therapien verwendet werden. So könnte in Zukunft die Bildung von Brustkrebs-Metastasen reduziert oder sogar ganz verhindert werden.

Lukas Kenner leitet die Abteilung für Labortierpathologie am Klinischen Institut für Pathologie an der MedUni Wien und der Vetmeduni Vienna und ist Deputy Director am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung.

Latest Articles

Folgt uns auf Facebook!

Fokus Kinder

Depressionen bei Kindern und im Jugendalter erkennen

Traurigkeit ist häufig ein Anzeichen für Depressionen bei Kindern: Bis zu 2,5 Prozent der Kinder und bis zu 8,3 Prozent im Jugendalter leiden daran,...
- Advertisement -

Related Articles

Oft leiden Babys, wenn die ersten Zähnchen kommen

Wenn die ersten Zähnchen kommen, fühlen sich Babys häufig unwohl. Dann sind sie unruhig, schlafen schlecht und leiden auch oft unter Schmerzen. Die ersten Zähnchen brechen bei...

Struma und Kropf: Ein Wiederaufleben?

Nach Jahrzehnten der Einführung der Jodsalzprophylaxe ist in den letzten Jahren das Risiko für Struma und Kropf bei Kindern wieder gestiegen. In den letzten Jahren...

Einnässen bei Kindern: Ursachen abklären, seelische Belastung verringern

Ursachen für nächtliches Einnässen bei Kindern frühzeitig medizinisch abklären, um seelische Belastungen wie Scham, Ängste und Sorgen zu verringern. Unter dem Strich ist Einnässen bei...