Donnerstag, März 28, 2024

Taube Füße bei Diabetes-Patienten als Warnsignal für ein diabetisches Fußsyndrom

Taube Füße sollten für Patienten mit Diabetes ein Warnsignal sein, die Hälfte aller Fuß­amputationen weltweit sind auf das diabetische Fußsyndrom und PAVK zurückzuführen.

Etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung sind Diabetes-Patienten. Dennoch werden bei ihnen die Hälfte aller Fußamputationen durchgeführt. Diabetes-Patienten sind somit die Hochrisikogruppe für Fußamputationen. Die Ursachen dafür sind komplex. Durch den eingelagerten Zucker in den Nervenscheiden entsteht eine diabetische Neuropathie, welche die Reiz-Übertragung an vielen Nerven stört. Deswegen sind taube Füße bei Diabetes häufig, wobei sehr viele Patienten auch ein taubes Gefühl an den Händen haben.

 

Diabetes-Patienten sollten wissen, dass Taube Füße nicht zum barfuß gehen geeignet sind

Im Grunde genommen ist allerdings die verminderte Empfindlichkeit gegenüber Temperatur und Schmerzen noch gefährlicher. Diabetes-Patienten spüren zum Beispiel nicht, wenn sie sich eine Glasscherbe eintreten. Menschen mit tauben Füßen sollten deswegen auch nicht barfuß gehen.

Außerdem haben Diabetes-Patienten oft auch eine verminderte Durchblutung, die sie gleichfalls oft nicht bemerken. Und zwar sowohl in den großen als auch in den kleinen Gefäßen. Während Nichtdiabetiker bei Durchblutungsstörungen stehen bleiben, bis der Schmerz in den Beinen nachlässt, merken sowohl herz- als auch fußkranke Diabetes-Patienten ihre Probleme nicht und übersehen die geringere Durchblutung. Denn die gesamte Schmerzwahrnehmung ist gestört.


Amputationen infolge des diabetischen Fußes vermeiden

Diabetisches Fusssyndrom © solar22 / shutterstock.com
Diabetisches Fusssyndrom © solar22 / shutterstock.com

Experten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin betonen, dass man einen Großteil der Amputationen infolge des diabetischen Fußes vermeiden könnte. Mehr dazu siehe https://medmix.at/amputationen-infolge-des-diabetischen-fusses-vermeiden/


Ein großes Problem beim diabetischen Fußsyndrom ist es auch, dass Wunden schlechter heilen und der Organismus anfälliger für Infektionen durch Keime ist. Die Kombination dieser Benachteiligungen kann sich katastrophal auswirken, wenn es durch taube Füße an den Fußsohlen zu kleinen Verletzungen kommt, die Diabetes-Patienten wegen der mangelnden Schmerzempfindlichkeit nicht spüren. Die in der Folge auftretenden Infektionen rufen Geschwüre am Fuß hervor, die relativ häufig eine Fußamputation notwendig machen.

 

Bedeutung der Vorbeugung und Pflege

Diabetes-Patienten können allerdings selbst viel zur Vorbeugung tun. So sollten täglich taube Füße – inklusive Fußsohlen und besonders die Zehenzwischenräume – auf kleine Verletzungen, Schwielen und Unsauberkeiten untersucht werden. Dabei empfiehlt es sich gegebenenfalls, einen Spiegel zu verwenden.

Menschen mit Diabetes, die unter tauben Füßen leiden, sollten diese täglich mit lauwarmem – aber nicht heißem – Wasser waschen und gut abtrocknen. Die trockenen Füße sollten sie dann mit rückfettenden Pflegesalben eincremen. Weiter sollten Diabetes-Patienten bei der Nagelpflege der Zehennägel sehr achtsam sein und keinesfalls das Nagelbett einschneiden. Zudem empfiehlt es sich, bequemes Schuhwerk zu tragen und keine Hühneraugenpflaster zu verwenden.

Schließlich sollten Diabetes-Patienten aber auch eventuelle Verletzungen sofort sorgfältig versorgen und desinfizieren. Bereits entstandene Wunden müssen mit einem sterilen Verband versorgt und täglich kontrolliert werden. Die Hauptgefahren beim diabetischen Fußsyndrom sind Infektionen, Phlegmonen, Sepsis, Gangrän und Amputationen, wobei das auch für den diabetischen Charcot-Fuß gilt.

Im Grunde genommen sollten Diabetes-Patienten beim Auftreten tauber Füße nicht nur regelmäßig ihre Füße und Schuhe auf Schwielen und Verletzungen untersuchen lassen. Hingegen sollten Patienten mit erhöhtem Risiko neben ihren Füßen auch ihre Durchblutung vom Hausarzt oder in spezialisierten ambulante Einrichtungen kontrollieren lassen.


Kardiovaskuläre Erkrankungen bei Diabetes-Patienten

Immer weniger Spenderherzen. © CLIPAREA l Custom media / shutterstock.com
Immer weniger Spenderherzen. © CLIPAREA l Custom media / shutterstock.com

Diabetes-Patienten haben ein hohes Risiko, kardiovaskuläre Erkrankungen – Herz-Kreislauf-Erkrankungen – zu entwickeln. Mehr dazu siehe https://medmix.at/kardiovaskulaere-erkrankungen-diabetes-patienten/


Literatur:

Sultana R, Ahmed I, Saima S, Salam MT, Sultana S. Diabetic foot ulcer-a systematic review on relevant microbial etiology and antibiotic resistance in Asian countries. Diabetes Metab Syndr. 2023 May 22;17(6):102783. doi: 10.1016/j.dsx.2023.102783. Epub ahead of print. PMID: 37257221.

Walicka M, Raczyńska M, Marcinkowska K, Lisicka I, Czaicki A, Wierzba W, Franek E. Amputations of Lower Limb in Subjects with Diabetes Mellitus: Reasons and 30-Day Mortality. J Diabetes Res. 2021 Jul 24;2021:8866126. doi: 10.1155/2021/8866126. PMID: 34350296; PMCID: PMC8328738.

Rümenapf G, Morbach S, Rother U, Uhl C, Görtz H, Böckler D, Behrendt CA, Hochlenert D, Engels G, Hohneck A, Sigl M; Kommission PAVK und Diabetisches Fußsyndrom der DGG e. V.. Diabetisches Fußsyndrom – Teil 2. Revaskularisation, Behandlungsalternativen, Versorgungsstrukturen, Rezidivprophylaxe. [Diabetic foot syndrome-Part 2: Revascularization, treatment alternatives, care structures, recurrency prophylaxis.] Chirurg. 2020 Nov 25. German. doi: 10.1007/s00104-020-01313-5. Epub ahead of print. PMID: 33237367.

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Quelle:

Diabetic Foot. Medlineplus. https://www.nlm.nih.gov/medlineplus/diabeticfoot.html

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