Dienstag, Juni 6, 2023

Herzschwäche: Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz noch immer hoch

Trotz vieler Fortschritte ist bei Herzinsuffizienz, Herzschwäche, die Sterblichkeit hoch, zudem müssen Betroffene häufiger ins Krankenhaus wegen akuter Verschlechterung der Krankheit.

Unter dem Strich steigt mit zunehmendem Alter das Risiko einer Herzinsuffizienz. Daher steigen auch die Fallzahlen in unserer immer älter werdenden Bevölkerung. Beispielsweise sind gesamt gesehen etwa ein bis zwei Prozent der Erwachsenen von einer Herzinsuffizienz betroffen. Hingegen leidet bei den über 70-Jährigen bereits jeder Zehnte an Herzschwäche. Bei den über 65-jährigen ist Herzinsuffizienz inzwischen die häufigste Entlassungsdiagnose aus dem Krankenhaus. Zwar überleben dank der modernen Herzmedizin immer mehr Menschen einen Herzinfarkt oder eine Herzklappenentzündung, letztlich mündet das aber immer in einer Schwächung des Herzens.  Für Betroffene bedeutet die Herzschwäche nicht nur eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität, sondern meist auch eine dramatische Verkürzung der Lebenszeit, denn mit einer Fünf-Jahres-Sterblichkeit von 50 Prozent liegt die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz deutlich über jener der meisten Krebserkrankungen.

 

Weiter hohe Sterblichkeit bei Herzschwäche trotz vieler Fortschritte in der Herzinsuffizienz-Therapie

Im Grunde genommen konnte die Medizin in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in der Behandlung der Herzinsuffizienz erzielen. So können beispielsweise heute Mini-Defibrillatoren oder Geräte zur kardialen Resynchronisation implantiert werden. Das bringt schließlich vielen Patientinnen und Patienten zusätzliche Lebensjahre.

Auch die medikamentösen Möglichkeiten wurden vor kurzem mit den sogenannten Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren erweitert, die sehr effektiv sind und die Sterblichkeit wie auch die Krankenhausaufnahmeraten signifikant verbessern können.

Trotz dieser Fortschritte ist die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz nach wie vor hoch und die Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen wegen akuter Verschlechterung der Herzschwäche sogar steigend.

Wenn man heute eine Patientin oder einen Patienten mit der Diagnose Herzinsuffizienz aus dem Krankenhaus entlässt, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffene Person innerhalb von 30 Tagen wieder aufgenommen werden muss, 20 Prozent. Innerhalb der nächsten drei Monate steigt sie weiter auf 40 Prozent und im Zeitraum von einem halben Jahr müssen 50 Prozent der Patientinnen und Patienten wieder ins Krankenhaus.

 

Nicht alle Behandlungsmöglichkeiten kommen bei Patienten an

Unter dem Strich gibt es noch ein großes Verbesserungspotential bei der Behandlung. Aufgrund der derzeitigen Versorgungsstrukturen kommt nicht die gesamte Palette der Behandlungsmöglichkeiten bei allen Patientinnen und Patienten an.

Im Krankenhaus sind die Betroffenen meist in der Phase der Dekompensation, in der die akuten Beschwerden gelindert werden müssen. Für eine nachhaltige Behandlung ist aber eine langfristige Kontrolle und stufenweise Anpassung der Medikation notwendig.

Dafür wiederum fehlt es im niedergelassenen Bereich zum einen an Spezialwissen, zum anderen aber auch an Anreizen. Für eine leitliniengerechte Nachsorge sollte ein Patient in den ersten drei Monaten nach der Diagnose zumindest dreimal von einem Spezialisten untersucht werden.


Literatur:

Adamuz J, Juvé-Udina ME, González-Samartino M, Jiménez-Martínez E, Tapia-Pérez M, López-Jiménez MM, Romero-Garcia M, Delgado-Hito P. Care complexity individual factors associated with adverse events and in-hospital mortality. PLoS One. 2020 Jul 23;15(7):e0236370. doi: 10.1371/journal.pone.0236370. PMID: 32702709; PMCID: PMC7377913.

Voors AA, Ouwerkerk W, Zannad F, van Veldhuisen DJ, Samani NJ, Ponikowski P, Ng LL, Metra M, Ter Maaten JM, Lang CC, Hillege HL, van der Harst P, Filippatos G, Dickstein K, Cleland JG, Anker SD, Zwinderman AH. Development and validation of multivariable models to predict mortality and hospitalization in patients with heart failure. Eur J Heart Fail. 2017 May;19(5):627-634. doi: 10.1002/ejhf.785. Epub 2017 Mar 1. PMID: 28247565.


Quelle:

»Bei Herzinsuffizienz-Patienten kommt derzeit nicht die gesamte Palette an Behandlungsmöglichkeiten an.« Statement von Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Berger, Abteilung Innere Medizin I am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, Leiter der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft

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