Donnerstag, April 18, 2024

Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen im Sport

Nach wie vor sind Anamnese und klinische Untersuchung entscheidend in der Diagnostik und Einschätzung von Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen im Sport.

Unter dem Strich kommen Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen im Alltag, in der Freizeit oder im bezahlten Hochleistungssport recht oft vor. Dementsprechend haben viele Menschen, die Sport treiben, bereits aus eigener Erfahrung oder durch ihr direktes Umfeld mit Muskelkater, Muskelverletzungen, Muskelzerrungen, Faser- oder Bündelverletzungen oder sogar schwerwiegenderen Sehnenverletzungen wie einem Sehnenriss zu tun gehabt. Glücklicherweise stellen die meisten dieser Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen (98 Prozent) lediglich Faserverletzungen dar und verlaufen vergleichsweise glimpflich. Nur wenige dieser Verletzungen führen zu längeren Ausfallzeiten oder erfordern sogar eine Operation.

 

Menschen, die sehr aktiv sind und viel und gerne Sport treiben wollen bei Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen rasche die bestmögliche Diagnose

Dennoch haben insbesondere hochaktive Sportler bei Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen von Anfang an das Bedürfnis nach einer bestmöglichen Diagnosestellung sowie einer optimalen Therapie, die zu minimaler Ausfallzeit auch im Sport führt. Am liebsten wäre ihnen eine exakte Vorhersage bis zum genauen Tag.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob eine detaillierte Bildgebung wie beispielsweise ein Kernspintomogramm wirklich erforderlich ist.

Darüber hinaus konfrontiert die Forschung Patienten und Ärzte immer wieder mit neuen Therapiemöglichkeiten, die den genannten Wunsch nach einer optimalen Behandlung in kürzester Zeit erfüllen sollen.

 

Diagnostik und Einschätzung von durch Sport verursachten Muskelverletzungen und Sehnenverletzungen

Im Grunde genommen spielen die Anamnese (Krankheitsgeschichte) und die klinische Untersuchung nach wie vor eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Einschätzung von Muskel-Sehnenverletzungen. Ergänzend kann man einen Ultraschall einsetzen, um das Ausmaß der vermuteten Verletzung weiter zu bestätigen oder einzugrenzen. Anhand dieser Parameter können in den meisten Fällen eine zeitliche Prognose und eine geeignete Therapieentscheidung getroffen werden.

Allerdings gelingt es nicht immer eindeutig, beispielsweise das Ausmaß einer Muskelfaserverletzung in Millimetern genau zu bestimmen und anhand der aktuellen Klassifizierungssysteme zu klassifizieren. In solchen unklaren Fällen oder bei Verdacht auf schwerwiegendere Muskel-Sehnenverletzungen kann eine weiterführende Bildgebung in Form einer Kernspintomografie durchaus sinnvoll sein.

 

Physikalische und infiltrative Therapieansätze

Im Zusammenhang mit physikalischen und/oder infiltrativen Therapien gibt es beispielsweise vielversprechende Forschungsergebnisse bei der Injektion von konditioniertem Blutserum oder anderen Substanzen im Falle einer Verletzung. Allerdings ist nicht eindeutig bestätigt, dass solche Ansätze den Heilungsverlauf beschleunigen oder verbessern können.

Die beste Voraussetzung für einen optimalen Heilungsverlauf besteht jedenfalls nach wie vor in einer fundierten Ersteinschätzung der Verletzung durch erfahrene Fachleute.

Wenn man die biologischen Heilungsphasen berücksichtigt, folgt dieser Verletzungseinschätzung eine schrittweise, an die jeweilige Phase angepasste Rehabilitation.


Quelle:

Statement » Diagnostik und Therapie von Muskel- und Sehnenverletzungen im Sport: Wie groß ist der Einfluss auf Heilung und Prognose? «. Von Privatdozent. Dr. med. habil. Raymond Best Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart, Chefarzt Department Sportorthopädie/Sporttraumatologie Untere Extremität, Facharzt für Orthopädie, Chirurgie, Unfallchirurgie, Notfallmedizin, Sportmedizin, Sportklinik Stuttgart beim Deutschen Kongress  für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), Oktober 2018, Berlin

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