Donnerstag, März 28, 2024

Seelische Hilfe bei Krebs gewährleisten

Seelische Hilfe bei Krebs ist in jedem dritten Fall erforderlich, wobei die Tumorart eine wichtige Rolle in der psychoonkologischen Behandlung spielt.

Die drei häufigsten psychischen Probleme, mit denen Krebspatienten zu kämpfen haben, sind Angst, Anpassungsschwierigkeiten und Depressivität. Jeder dritte Patient ist davon betroffen, weswegen die seelische Hilfe bei Krebs essenziell ist. Dies ergab eine 2015 von der deutschen Krebshilfe mit 648.000 Euro geförderte Untersuchung, bei der in Deutschland mehr als 4.000 Patienten zwischen 18 und 75 Jahren befragt wurden.

 

Psychologische Betreuung und seelische Hilfe bei Krebs

Seelische Hilfe bei Krebs beziehungsweise die psychologische Betreuung von Krebspatienten hat sich zu einem wichtigen Therapiezweig entwickelt. Diese Betreuung bezeichnet man als Psychoonkologie – zusammengesetzt aus den Worten Psychologie und Onkologie.

Psychische Störung können sich negativ auf denTherapie-Erfolg auswirken. Eine Krebserkrankung ist ein einschneidendes Erlebnis und führen zu Ängste, Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Dies tritt an die Stelle von Sicherheit und Vertrauen. „Durchschnittlich 32 Prozent aller von uns im Rahmen von klinischen Interviews befragten Krebspatienten benötigten psychoonkologische Hilfe“, erläutert Professor Dr. Anja Mehnert, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig und Studienkoordinatorin. „Ein Teil der Patienten hatten sogar mit mehr als einer psychischen Störung zu kämpfen: Etwa sechs Prozent der Befragten litten unter zwei verschiedenen Störungen, während bei eineinhalb Prozent der Teilnehmer sogar drei oder mehr Störungen diagnostiziert wurden.“

 

Angststörungen am öftersten beobachtet

Das Spektrum der psychologischen Belastungen von Krebspatienten ist groß. Angststörungen sind ein häufiger Begleiter der Krebserkrankung: Angst vor der Krankheit, vor der Therapie, vor der Möglichkeit des Sterbens. Jeder siebte Studienteilnehmer litt darunter.  Fast jeder neunte Betroffene hatte mit Anpassungsstörungen – also mit Schwierigkeiten, sich an die neue Lebenssituation anzupassen – zu kämpfen. Am dritthäufigsten waren depressive Störungen, jeder fünfzehnte Patient war davon betroffen. Auch somatoforme Erkrankungen, also körperliche Beschwerden ausgelöst durch den Stress der Erkrankung, Substanzmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit gehörten zum Spektrum der psychischen Störungen.

 

Die Krebsart kann den psychischen Zustand unterschiedlich beeinflussen

Seelische Hilfe bei Krebs ist besonders bei Betroffenen, die an Brustkrebs, Schwarzem Hautkrebs oder einem Tumor des Kopf- oder Halsbereiches erkrankt sind, erforderlich: 42 Prozent aller Brustkrebs-Betroffenen benötigten psychoonkologische Hilfe, bei Kopf- oder Halstumoren waren es 41 Prozent, bei Hautkrebs 39 Prozent. Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (20 Prozent), Magen- oder Speiseröhrenkrebs (21 Prozent) und Prostatakrebs (22 Prozent) waren vergleichsweise weniger häufig betroffen.

„Die Krebsart, an welcher der Betroffene erkrankt ist, spielt eine wichtige Rolle nicht nur bei der medizinischen Therapie, sondern auch bei der psychoonkologischen Behandlung. Auch viele andere Faktoren, wie etwa Alter oder soziales Umfeld müssen berücksichtigt werden“, so Professor Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter der Studie zu seelische Hilfe bei Krebs. „Daher benötigt jeder Patient auch auf seelischer Ebene eine auf ihn maßgeschneiderte Behandlung, die entsprechend der S3-Leitlinie Psychosoziale Onkologie von Information über Beratung bis hin zur Psychotherapie reichen kann.“

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Die psychoonkologische Betreuung ist für die Deutsche Krebshilfe ein elementarer Bestandteil einer adäquaten onkologischen Versorgung. Für eine bedarfsgerechte Versorgung fehlen hierzulande allerdings immer noch die notwendigen Versorgungsstrukturen und deren Finanzierung. Nach wie vor sind hier Gesundheitspolitik und Kostenträger gefordert.“

Publikation: “Four-week prevalence of mental disorders in cancer patients across major tumor entities“, erschienen am 6. Oktober 2014 im ‘Journal of Clinical Oncology’, DOI:10.1200/JCO.2014.56.0086.

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