Ein scharfer Grashalm im Garten oder eine kleine Unachtsamkeit in der Küche – kleine Schnittwunden passieren im Alltag schnell. Richtig versorgt, heilen sie bald. Tiefe Schnittwunden nach größeren Unfällen können dagegen ein Fall für den Arzt sein, damit sie ohne Komplikationen wieder verheilen.
Kleine Schnittwunden selbst behandeln
Im Alltag lassen sich vor allem kleine Schnittwunden selbst behandeln. Direkt nach dem Schnitt blutet die Wunde – ein natürlicher Reinigungseffekt, da Keime ausgespült werden, die mit dem verletzenden Gegenstand in den Körper gelangt sind. Diese Blutung sollte für einige Minuten nicht unterbrochen werden.
Erst danach die Schnittwunde mit sauberem Zellstoff oder einer Kompresse abdecken und die Blutung durch Druck stillen. Lässt sich die Wunde oberhalb des Herzens lagern, unterstützt das das Stillen der Blutung.
Erst jetzt folgt bei Bedarf die Reinigung der Wunde unter fließendem Leitungswasser oder mit einer Wundspüllösung. Danach wird sie mit frischem Zellstoff oder einer sterilen Kompresse trockengetupft. Das Tupfen ist wichtig, da Reiben die Schnittwunde erneut bluten lassen kann. Das Ablecken der Schnittwunde sollte unbedingt vermieden werden – auch wenn es im Volksglauben als heilend gilt, insbesondere wenn der Finger pocht. Das Gegenteil ist der Fall: In der Mundhöhle leben viele Keime, die die Wunde infizieren und die Heilung so sogar verzögern können.
Je nach Größe der Schnittwunde genügt das Abdecken der Verletzung mit einem Pflaster oder einem kleinen Verband. Vor dem Anlegen sollten die Hände gründlich gereinigt werden, um eine Übertragung von Keimen auf die Wunde zu vermeiden. Die Abdeckung sollte so lange die Wunde schützen, bis sie sich geschlossen hat. Natürlich muss der Wundschutz zwischendurch gewechselt werden, wenn er feucht, blutig oder verschmutzt ist.
Tiefe Schnittwunden versorgen
Prinzipiell wird auch eine tiefe Schnittwunde nach obigem Schema behandelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass größere Gefäße verletzt werden, ist bei tiefen Wunden allerdings größer. Daher können diese Schnittwunden deutlich stärker und länger bluten. Dann ist ein Druckverband sinnvoll, um die Blutung zu stillen.
Dafür wird zuerst eine sterile Wundauflage auf den frischen Schnitt gelegt. Nun folgt das Druckpolster. Das kann eine aufgerollte Bandage oder ein anderer weicher, sauberer Gegenstand sein. Darüber die Fixierbinde angelegen, die die Wundauflage und Druckpolster an Ort und Stelle hält und durch die straffe Wicklung über das Polster Druck auf die Schnittwunde ausübt. Verschlossen wird die Binde mit Klebeband, Sicherheitsnadeln oder einer Schleife im aufgeschnittenen Ende der Binde. Der Verband bleibt an Ort und Stelle, bis die Wunde nicht mehr blutet.
Wichtig: Druckverbände an Extremitäten nicht zu fest anlegen, damit die Blutzufuhr zum betroffenen Arm oder Bein nicht unterbunden wird. Erst wenn die Blutung gestillt ist, kann die Schnittwunde weiter versorgt werden. Sie wird gereinigt, bei Bedarf noch einmal desinfiziert und mit einer geeigneten Wundauflage abgedeckt.
Wann mit einer Schnittwunde zum Arzt
Die meisten Schnitte im Alltag kommen ohne medizinische Versorgung aus. Sehr tiefe oder große Schnittwunden sollten jedoch ärztlich abgeklärt werden. Nur so kann der Arzt entscheiden, wann Nähen oder Kleben mittels Hautkleber sinnvoll ist. Vor allem, wenn die Wundränder auseinander klaffen oder die Wunde generell sehr groß ist, heilt sie schneller und besser, wenn die Wundränder durch medizinisches Personal geschlossen werden.
Wann die Wunde zum Notfall wird:
Umgehend in ärztliche Versorgungen gehören diese Verletzungen:
- Stark blutende Schnittwunden oder solche, bei denen sich die Blutung einfach nicht stillen lässt
- Der betroffene Körperteil fühlt sich nach der Verletzung taub an, ist in seiner Bewegung eingeschränkt oder gar nicht mehr beweglich
Auch später kann eine Schnittwunde noch ein Fall für den Arzt werden, nämlich dann, wenn sie fortgesetzt stark schmerzt, anschwillt, eitert oder gar unangenehm riecht. Dann ist die Wunde möglicherweise entzündet. Ob sie nur gereinigt und lokal versorgt werden muss oder ein Antibiotikum nötig wird, entscheidet der Arzt dann nach einer eingehenden Untersuchung.
Was muss ich bei Schnittwunden noch beachten?
Bei Schnittwunden, die im Freien oder durch verschmutzte Gegenstände entstehen, besteht das Risiko einer Infektion mit Tetanusbakterien. Ein wirksamer Impfschutz ist wichtig und sollte deshalb regelmäßig überprüft werden. Ist die Impfung nicht mehr aktuell, empfiehlt der Arzt in der Regel eine sofortige Auffrischung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät zu einer Tetanusauffrischung alle zehn Jahre bei Erwachsenen und etwa alle fünf Jahre bei Kindern.[1]
[1] “Schutzimpfung gegen Tetanus: Häufig gestellte Fragen und Antworten.” Rki.de, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Tetanus/FAQ-Liste_Tetanus_Impfen.html. Accessed 13 May 2025.
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