Donnerstag, März 28, 2024

Rufinamid bei Lennox-Gastaut-Syndrom

Rufinamid, das die Natriumkanäle von Gehirnzellen moduliert und ihren inaktiven Zustand verlängert, kommt beim Lennox-Gastaut-Syndrom zum Einsatz.

Rufinamid – Markenname Inovelon® – ist ein spasmolytisch wirkendes Antiepileptikum, das bei der besonders schwer verlaufenden Form der Epilepsie – dem Lennox-Gastaut-Syndrom – angewendet wird. Chemisch ist Rufinamid ein substituiertes Triazol, das mit anderen Antiepileptika in keinerlei struktureller Beziehung steht. Der Wirkstoff schmeckt leicht bitter und ist in Wasser praktisch unlöslich. Durch die Besetzung von Natriumkanälen an der Oberfläche der Gehirnzellen verhindert Rufinamid deren Aktivierung und verlängert ihren Inaktivitätsstatus. Somit wird die Aktivität von Gehirnzellen und in weiterer Folge die Ausbreitung abnormer elektrischer Impulse gedämpft.

Pharmakokinetik und Dosierung von Rufinamid

Dosiert wird 2 x täglich in Abhängigkeit von Alter, Körpergewicht und Co-Medikation. Startdosis beträgt 200 oder 400mg/die, wobei die Einnahme mit der Nahrung erfolgen sollte.

  • Die Dosierung von Rufinamid erfolgt in zwei gleichen Teildosen, morgens und abends. Begonnen wird mit 200/400mg täglich und steigert sich alle zwei Tage um 200mg in Abhängigkeit von Ansprechen und Verträglichkeit (Maximaldosis 3.200mg pro Tag).
  • Die Abstufung der Dosierung erfolgt je nach Alter und Co-Medikation.
  • Bei Schluckproblemen kann die Tablette zerrieben und mit einem halben Glas Wasser suspensiert eingenommen werden.

 

Etwa 6 Stunden nach der oralen Anwendung werden maximale Plasmaspiegel erreicht. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme steigert Cmax um 56% und die Bioverfügbarkeit (AUC) um 34%. Rund ein Drittel des Wirkstoffes ist an Serumproteine gebunden, was nur ein geringes Verdrängungspotenzial durch andere Arzneistoffe bedeutet. Die Metabolisierung erfolgt fast vollständig durch Hydrolyse der Carboxylamid-Gruppe und ­­lä­­s­st­ daher Interaktionen über das Cytochrom P 450-System kaum zu. Die Plasmahalbwertszeit betrug bei Epileptikern 6 bis 10 Stunden und sinkt bei steigender Dosis. Deshalb ist am Beginn der Behandlung schrittweise aufzudosieren. Um bessere Resorptionsverhältnisse zu schaffen, wird die Einnahme mit Wasser und Nahrung empfohlen.

Antiepileptika sind übrigens oft nur bei etwa einem von Patienten wirksam, hinzu kommen oft ernste Nebenwirkungen. Zu den häufigsten unerwünschten Erscheinungen beim Einsatz von Rufinamid zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Schläfrigkeit. Valproat reduziert die Rufinamid-Clearence insbesondere bei Patienten unter 30kg KG signifikant, die Rufinamid-Dosis sollte daher reduziert werden. 

 

Lennox-Gastaut-Syndrom

Das zu den seltenen und schweren Epilepsieformen zugeordnete Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) beginnt häufig zwischen dem 3. bis 5. Lebensjahr und reicht ins Erwachsenenalter. Weniger als 10% aller Kinder werden in späteren Jahren anfallsfrei, bei 85% stören die psychomotorische Verlangsamung und neuropsychiatrischen Symptome die Lernkompetenz. Zusätzlich erschwerten die sehr häufige Hyperaktivität, emotionale Instabilität, Aggressivität und der Zerstörungsdrang die soziale Entwicklung.

Symptomatisch beim  Lennox-Gastaut-Syndrom sind abwechselnd tonische (anhaltende Muskelkontraktion)/atonische (plötzlicher Verlust vom Muskeltonus und Bewusstsein) Anfälle mit Sturzneigung, atypische Absencen (Blickkrämpfe) sowie myoklonische Anfälle (plötzliche Muskelzuckungen).

Weitere Informationen:

http://www.epilepsy.com/learn/types-epilepsy-syndromes/lennox-gastaut-syndrome-lgs

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