Montag, April 22, 2024

Paroxysmale Hemikranie: Wenn bei Kopfschmerzen Indometacin sehr gut wirkt

Die paroxysmale Hemikranie spricht absolut auf das Indometacin an, sodass die richtigen Dosen den Patienten schließlich die Kopfschmerzen vertreiben.

Die sogenannte paroxysmale Hemikranie (PH) zählt zu den primären Kopfschmerzen. Sie gekennzeichnet durch wiederkehrende Anfälle mit schweren, streng einseitigen Schmerzen in Schläfe und Stirn sowie in der ophthalmologischen Trigeminusverteilung. Die Kopfschmerzattacken treten in der Regel öfter als fünf Mal am Tag auf und dauern 2 bis 30 Minuten. Die eigenständige Erkrankung ist selten und gehört zur Gruppe der autonomen Trigeminus-Cephalalgien. Wobei der Wirkstoffe Indometacin gegen diese Kopfschmerzen sehr wirksam ist.



 

Indometacin für Paroxysmale Hemikranie-Patienten

Die Paroxysmale Hemikranie bezeichnet jene Art von Kopfschmerzen, die sich durch eine hervorragende Reaktion auf Indometacin auszeichnet. Und zwar beispielsweise im Gegensatz zu Cluster-Kopfschmerzen und dem SUNA / SUNCT-Syndrom. Diese Tatsache ist sehr wichtig für die Differentialdiagnose.

Anfangs verschreibt der Arzt in der Regel das Indometacin mit einer Dosis von 25 mg. Diese steigert man dann in Schritten von 25 mg bis zu einer maximalen maximalen Dosis von 75 mg. Wobei dies meistens zu einer raschen und vollständigen Linderung der Kopfschmerzen führt.

Unter dem Strich sollten die Patienten im Einzelfall die niedrigste wirksame Dosis einnehmen. Beispielsweise reicht bei vielen Patienten geringere Dosen von nur 10 mg. Dazu kann man einfach in Apotheken individualisierte Formulierungen bestellen.

Allerdings kann das Indometacin Magen-Darm-Probleme beziehungsweise sogar Magengeschwüre verursachen. Daher sollte man den Patienten immer gleichzeitig einen Magenschutz verschreiben, um solche schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

 

Nicht-invasive Vagusnerv-Stimulation bei chronischer paroxysmaler Hemikranie

Übrigens leiden zwischen 65% und 88% der Patienten an der chronischen Form der paroxysmale Hemikranie. Dabei treten die Attacken länger als 1 Jahr ohne Remission oder mit Remissionsperioden von weniger als 3 Monaten auf. Über 30% der Patienten berichten über Dosis limitierende Nebenwirkungen von Indomethacin.

Weiter müssen etwa 20% der Indometacin-Patienten die Behandlung aufgrund von Verträglichkeitsproblemen abbrechen. Obwohl auch andere Medikamente gegen die paroxysmale Hemikranie wirken, ist keines gleich effektiv gegen Schmerzen.



Hierzu konnten bereits frühere Studien zeigen, das der Vagusnerv bei Trigeminusschmerzen eine wichtige Rolle spielt. Denn die nicht-invasive Vagusnerv-Stimulation (nVNS) brachte bei autonomen Trigeminus-Cephalalgien im Tiermodell deutlichen Nutzen.

Eine kürzlich durchgeführte Analyse von 15 Patienten mit auf Indometacin ansprechenden Kopfschmerzen ergab, dass die nicht-invasive Vagusnerv-Stimulation bei diesen Patienten eine wichtige Ergänzung oder sogar Alternative zur medikamentöse Behandlung sein kann.

 

Weitere medikamentöse Therapie

Wenn das Indomethacin gegen die Kopfschmerzen allein nicht ausreicht, dann kann mann zusätzlich das Gabapentin probieren. Dabei sollte man die Gabapentin-Dosis in Schritten von 300 mg alle 2 bis 3 Tage erhöhen. Und zwar bis die Anfälle aufhören. Sehr selten braucht die betroffene Person sehr hohe

Dosen von bis zu 3600 mg. Allerdings kann der Arzt auch diese aufgund der guten Verträglichkeit seinen Kopfschmerzpatienten verabreichen.

Im Grunde genommen können auch die sogenannten Cyclooxygenase-(COX-2)-Hemmer (spezielle NSAR) wirksam sein. Allerdings ist ihre langfristige Anwendung kritisch zu betrachten, da sie das Risikos von Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.

Unwirksam sind hingegen Triptane sowie lokalanästhetische Blockaden der Perikranialnerven. Stattdessen kann man eine Regionalanästhesie im Gebiet des N. occipitalis major mit Lokalanästhetika und Depotkortikosteroiden versuchen.




Literatur:

Salwa Kamourieh, Susie Lagrata, Manjit Singh Matharu. Non-invasive vagus nerve stimulation is beneficial in chronic paroxysmal hemicrania. Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry. Volume 90, Issue 9. http://dx.doi.org/10.1136/jnnp-2018-319538

Chinar Osman, Anish Bahra. Paroxysmal Hemicrania. Ann Indian Acad Neurol. 2018 Apr; 21(Suppl 1): S16–S22. doi: 10.4103/aian.AIAN_317_17

Arne May. Diagnose und Behandlung von Kopfschmerzen. Dtsch Arztebl Int . 2018 Apr; 115 (17): 299–308. Online veröffentlicht am 27. April 2018 doi: 10.3238 / arztebl.2018.0299

Paliwal VK, Uniyal R, Aneez A, Singh LS. Do paroxysmal hemicrania and hemicrania continua represent different headaches? A retrospective study. Neurol Sci. 2019 Nov;40(11):2371-2376. doi: 10.1007/s10072-019-03980-7. Epub 2019 Jun 29.

Related Articles

Aktuell

Resilienz: die Kunst, psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die uns auch ermöglicht, aus Krisen zu lernen und daraus gestärkt hervorzugehen. In einer idealen Welt wären wir vor Schicksalsschlägen,...
- Advertisement -

Latest Articles

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...