Dienstag, April 16, 2024

Parkinson-Früherkennung – Alpha-Synuclein in Haut oder Darm

Durch den Nachweis von Alpha-Synuclein in der Haut oder dem Darm soll es zukünftig möglich sein, Parkinson in einem sehr frühen Stadium zu erkennen.

Neue Ansätze, die auf den Nachweis von Alpha-Synuclein in der Haut oder dem Darm setzen, sollen es in naher Zukunft ermöglichen, Morbus Parkinson früh genug erkennen zu können und später nicht mehr beeinflussbare Symptome verhindern zu können. Darauf basierend könnten neue Therapieansätze wie eine Parkinson-Impfung den Krankheitsverlauf und die Prognose der Parkinson-Betroffenen deutlich verbessern.

 

Fortschritte in der Parkinson-Früherkennung: Die Rolle von Alpha-Synuclein

Die Parkinson-Diagnose ist vor allem im frühen Stadium – in der sogenannten Prodromalphase – problematisch. Beschwerden wie Schlafstörungen, Verschlechterung des Geruchssinnes, Depressionen oder Verdauungsstörungen dienen zwar zur Parkinson-Früherkennung als mögliche Kennzeichen der Erkrankung. Die endgültige, sichere Diagnose kann derzeit allerdings erst bei Auftreten der typischen Bewegungsstörungen – Zittern sowie langsame und steife Bewegungen – gestellt werden.

Dem Erkennen dieser entscheidenden Symptome geht allerdings ein jahrelanges Absterben der Nervenzellen voraus, das rund 80 Prozent der dopaminergen Nervenendigungen und bis zu 50 Prozent der Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn zerstört, wodurch der Krankheitsverlauf nicht mehr aufgehalten werden kann.

Die Ablagerung von pathologischem Alpha-Synuclein in Zellen des Nervensystems deutet auf das Entstehen einer Parkinson-Erkrankung hin. Biopsien der Haut, der Unterkieferspeicheldrüse oder Darmbiopsien können nun solche krankhaften Ansammlungen des Proteins Alpha-Synuclein in einem sehr frühen Krankheitsstadium Morbus Parkinson nachweisen, wie verschiedenen Studien der letzten Jahre entdecken konnten.

 

Gesicherte Parkinson-Früherkennung mittels Hautbiopsie bei Menschen mit Schlafstörungen

In einer aktuellen, im Jahr 2017 veröffentlichten Untersuchung wurde mithilfe eines Hauttests pathologisches Alpha-Synuclein bei Menschen mit Schlafstörungen (REM-Schlafverhaltensstörungen) nachgewiesen. Solche Schlafstörungen gehen bei 85 Prozent der betroffenen Patienten mit Parkinson voraus – ein Großteil der Personen, die an REM-Schlafverhaltensstörungen mit aggressiven Träumen und heftigen Bewegungen im Schlaf leiden, innerhalb von 15 bis 20 Jahren an Parkinson erkranken. Die Diagnose konnte kann etliche Jahre vor dem Auftreten der typischen Bewegungsstörungen gestellt werden.

Für die Hautbiopsie muss eine nur fünf Millimeter große Probe entnommen werden. Wenn sich dann in den feinen Nervenenden der Haut pathologische Ablagerungen des Proteins Alpha-Synuclein nachweisen lassen, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr große, dass sich eine Parkinson-Erkrankung entwickelt.

Pathologisches Alpha-Synuclein (grundsätzlich kommt Alpha-Synuclein auch bei Gesunden in anderer Zusammensetzung vor) führt zu einer Störung des Zellstoffwechsels und letztendlich zum Untergang von Nervenzellen.

 

Biomarker in Darm und Speicheldrüse nachweisbar

Eine weitere innovative, intensiv erforschte Methode zur Parkinson-Früherkennung ist das Erkennen von bestimmten Alpha-Synuclein-Ansammlungen im Darm. Denn pathologische Alpha-Synuclein lagert sich auch im enteralen Nervensystem (Darmnervensystem, Darmwandnervensystem) an, das aus dem Plexus myentericus zwischen den Muskelschichten der Darmwand und dem Plexus submucosus besteht.

Die Alpha-Synuclein-Ansammlungen im Darmnervensystem können aber nicht ohne Weiteres als Diagnosekriterium für Morbus Parkinson angesehen werden, denn sie kommen bei gesunden Menschen vor. Doch wenn Alpha-Synuclein-Ansammlungen bestimmte Muster zeigen, können mit morphometrischen Analysen Parkinson-Patienten von gesunden Personen unterschieden werden.


Literatur:

Adler CH, Dugger BN, Hentz JG, Hinni ML, Lott DG, Driver-Dunckley E, et al. Peripheral Synucleinopathy in Early Parkinson’s Disease: Submandibular Gland Needle Biopsy Findings. Mov Disord. 2016 Feb;31(2):250-6.

Berg D, Postuma RB, Adler CH, Bloem BR, Chan P, Dubois B, et al. MDS research criteria for prodromal Parkinson’s disease. Mov Disord. 2015 Oct;30(12):1600-11.

Donadio V, Incensi A, Piccinini C, Cortelli P, Giannoccaro MP, Baruzzi A, et al. Skin nerve misfolded alpha-synuclein in pure autonomic failure and Parkinson disease. Ann Neurol. 2016 Feb;79(2):306-16.

Doppler K, Jentschke HM, Schulmeyer L, Vadasz D, Janzen A, Luster M, et al. Dermal phospho-alpha-synuclein deposits confirm REM sleep behaviour disorder as prodromal Parkinson’s disease. Acta Neuropathol. 2017 Apr;133(4):535-45.

Schneider SA, Boettner M, Alexoudi A, Zorenkov D, Deuschl G, Wedel T. Can we use peripheral tissue biopsies to diagnose Parkinson’s disease? A review of the literature. Eur J Neurol. 2016 Feb;23(2):247-61.

Vilas D, Iranzo A, Tolosa E, Aldecoa I, Berenguer J, Vilaseca I, et al. Assessment of alpha-synuclein in submandibular glands of patients with idiopathic rapid-eye-movement sleep behaviour disorder: a case-control study. Lancet Neurol. 2016 Jun;15(7):708-18.

Related Articles

Aktuell

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...
- Advertisement -

Latest Articles

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...

Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen

Vorsicht im Verkehr: Die Einnahme mancher Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen, weil sie beispielsweise die Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr herabsetzen. Die Einnahme bestimmter Medikamente...