Samstag, November 1, 2025

Mit Produkte gegen Halsschmerzen Antibiotika vermeiden

Studien zeigen, dass bei Strategien zur Antibiotika-Vermeidung auch Produkte gegen Halsschmerzen eine wichtige Rolle spielen.

Die WHO bezeichnet Antibiotika-Resistenzen (AMR, antimicrobial Resistances) als eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. Diese treten unweigerlich auf, werden jedoch durch den missbräuchlichen Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier begünstigt [1]. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien kam nun zu dem Schluss: Auch lokal im Mund- und Rachenraum anzuwendende Antibiotika wie bei Halsschmerzen können in ihrer niedrigen Dosierung die Suszeptibilität beeinflussen und die Bildung von (Kreuz-) Resistenzen fördern [2]. Wie wichtig ein adäquater Umgang mit diesem Thema auf Arzt- und Apothekerseite ist, zeigten hochkarätige Referenten am 08. Oktober 2020 im LiveWebcast „Antibiotika bei Halsschmerzen – muss das sein?“ der virtuellen expopharm Impuls.

 

World Antimicrobial Awareness Week

Aufgrund der weltweit zunehmenden Antibiotika-Resistenzen ermahnt die WHO im Rahmen der jährlich im November stattfindenden „World Antimicrobial Awareness Week“ (WAAW) zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika [1]. Dies betrifft auch lokal wirksame Antibiotika, wie sie teilweise in OTC-Präparaten (over-the-counter) zum Einsatz kommen. In einer Studie der Universität Cardiff wurde die Suszeptibilität der lokal wirksamen Antibiotika Gramicidin, Tyrothricin, Neomycin und Bacitracin in Bezug auf neun häufige Humanpathogene in-vitro unter in-use-Bedingungen untersucht. Fünf Pathogene überlebten die Wirkstoff-Dosen, wurden unempfindlicher dagegen und klinisch resistent gegenüber weiteren Antibiotika [2]. Das Ergebnis unterstreicht, dass bei Strategien zur Antibiotika-Vermeidung zum Beispiel auch Produkte gegen Halsschmerzen eine wichtige Rolle spielen.

 

Antibiotika sind zwar essenziell, bei Halsschmerzen in den meisten Fällen aber nicht notwendig

„Viele Patienten wissen inzwischen, dass die allermeisten Atemwegsinfekte nicht mit Antibiotika behandelt werden sollten und dass Antibiotika keine leichtfertig zu verwendenden Substanzen sind. Lokale Antibiotika haben keinen Nutzen, aber verändern möglicherweise das Mikrobiom. In der Selbstmedikation sollten sie daher nicht genutzt werden“, verdeutlichte Professor Attila Altiner, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock, im Webcast. Charakteristika viraler und bakterieller Infektionen überschneiden sich stark. Das erschwert die Einschätzung, ob Antibiotika als Therapieoption notwendig werden [3,4].

„Das Bewusstsein für einen rationalen Gebrauch von Antibiotika ist ganz wichtig. Da entzündliche Reaktionen die Ursache für viele Symptome bei Halsschmerzen sind, ist der rationale Ansatz hier, die Reaktion mit entzündungshemmenden Wirkstoffen zu blockieren. Aufgrund seiner physikochemischen Eigenschaften ist Flurbiprofen gut für die lokale Anwendung geeignet“, betonte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, Vorsitzender des Instituts für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt.

Flurbiprofen gehört zu den NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), inhibiert die Prostaglandin-Synthese, wirkt analgetisch und antiphlogistisch und kann lokal auf der entzündeten Mukosa angewendet werden [5]. Gleichzeitig bleibt die systemische Aufnahme gering. Auch in der aktuellen S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) werden erstmalig NSAR als Mittel der Wahl zur kurzzeitigen symptomatischen Therapie von Halsschmerzen empfohlen [6].


Literatur:

1. WHO, Antibiotic resistance. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antibiotic-resistance. Letzter Zugriff: 26.08.2020.
2. Wesgate R et al. J Appl Microbiol. 2020;129(4):916-925.
3. Aalbers J et al. BMC Med. 2011;9:67.
4. Kozlov R et al. 18th Congress on Infectious Diseases (2018), Buenos Aires: Poster & Abstract UMP.131.
5. Fachinformation StrepsilsDirekt Flubiprofen Spray Honig- und Zitronengeschmack 8,75 mg/Dosis, Spray zur Anwendung in der Mundhöhle, Lösung, Stand: November 2019
6. S3-Leitlinie Halsschmerzen AWMF-Register-Nr. 053-010 DEGAM Leitlinie Nr. 14, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familien-medizin (DEGAM), Berlin

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