Donnerstag, April 18, 2024

Lesinurad zur Gicht-Behandlung

Für eine wirksame Gicht-Behandlung bietet der URAT1-Inhibitor Lesinurad ein neues Wirkprinzip zur effektiven Senkung der Harnsäure.

Die Kontrolle des Harnsäure-Spiegels ist in der Gicht-Behandlung von entscheidender Bedeutung. Durch die Anwendung der verfügbaren Standardtherapie mit dem Wirkstoff Allopurinol erreicht knapp die Hälfte der Gicht-Patienten den empfohlenen Zielwert von 6 mg/dL. Der sogenannte URAT1-Inhibitor Lesinurad – mit dem Handelsnamen Zurampic® – bietet hier ein neuen Ansatz für eine effektive Harnsäure-Senkung.

 

Lesinurad hemmt Reabsorption der Harnsäure

Die Wirkung von Lesinurad beruht auf Hemmung der Reabsorption der Harnsäure in der Niere. Somit fördert der URAT1-Inhibitor die Ausscheidung der Harnsäure. Studien haben gezeigt, dass mit der Kombination Lesinurad und dem Xanthin-Oxidase-Hemmer (XOI) Allopurinol doppelt so viele Patienten mit unzureichend kontrollierter Gicht ihr Behandlungsziel erreichen als mit dem Xanthin-Oxidase-Hemmer-Standardtherapeutikum alleine.

Gicht ist eine der häufigsten entzündlichen rheumatologischen Erkrankung. Das Hauptproblem in der Gicht-Behandlung ist die Hyperurikämie, denn ein zu hoher Serum-Harnsäure-Spiegel geht mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einher.

Eine Hyperurikämie ist durch eine Überproduktion und ineffiziente Ausscheidung von Harnsäure verursacht (1,2), die ab einer Konzentration von 6,4 mg/dL im Plasma kristallisieren und sich in den Gelenken ablagern kann. Eine schmerzhafte Gichtarthritis ist die Folge. Dazu OA Dr. Raimund Lunzer, Leiter der Rheumatologischen Spezialambulanz am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz: „Kann die Serumharnsäure (sUA) dauerhaft unter 6 mg/dL gebracht werden, können bestehende Harnsäureablagerungen aufgelöst, neue Ablagerungen sowie Gichtanfälle verhindert und das damit verbundene Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse deutlich gesenkt werden.“

Lebensstilmodifikationen wie purinarme Kost oder Alkoholverzicht haben nur wenig Einfluss auf die Harnsäuresenkung. Die medikamentöse Gicht-Behandlung hat deshalb einen hohen Stellenwert. Die Standardtherapie in der Sekundärprävention einer Gicht sind Xanthin-Oxidase-Inhibitoren (XOI). Allerdings erreichen weniger als 50 Prozent der Patienten mit einer XOI-Monotherapie diesen Zielwert – selbst bei konsequenter Medikamenteneinnahme (3), da XOI nur der Überproduktion der Harnsäure entgegenwirken und keinen Einfluss auf ihre Ausscheidung haben.

Bei 80 bis 90 Prozent der Gicht-Patienten ist jedoch die zu geringe Ausscheidung der Harnsäure die dominierende Ursache eines erhöhten sUA-Wertes (4-6). In diesem Fall empfehlen die EULAR-Richtlinien zusätzlich URAT1 (Urate Transporter 1)-Hemmer, die die Reabsorption der Harnsäure an der Niere hemmen und so ihre Ausscheidung über den Harn fördern. Mit dieser Kombination kann die nötige Wirkungssteigerung bei Hyperurikämie erreicht werden. (7)

 

Hyperurikämie hat zwei Ursachen

Vor rund 50 Jahren veränderten Xanthin-Oxidase-Hemmer die Gicht-Behandlung, seither gab es keine Innovationen mehr. Doch gibt es nun endlich wieder einen neuen Ansatz in der Gichttherapie: ein Wirkmechanismus, der sowohl auf Überproduktion als auch auf Ausscheidung der Harnsäure abzielt. Zurampic® (Lesinurad) ist ein innovatives Medikament aus der Gruppe der URAT1-Inhibitoren.

Die neue Gicht-Behandlung beruht auf der Reabsorption der Säure in der Niere durch die Hemmung der Harnsäure-Transporter URAT1 und OAT4. Bisher verfügbare Urikosurika hemmen zwar URAT1, aber nicht den organischen Anionen-Transporteur 4.


Literatur:

1 Doherty M. New insights into the epidemiology of gout. Rheumatology (Oxford). 2009 May;48 Suppl 2:ii2-ii8. doi: 10.1093/rheumatology/kep086. PMID: 19447779.
2 Perez-Ruiz F, et al. Ann Rheum Dis 2016;75;1974–1080
3 Becker MA, et al. Semin Arthritis Rheum 2015; 45(2):174–183
4 Seegmiller JE, et al. J Clin Invest 1961;40:1304–1314
5 Boss GR & Seegmiller JE. N Engl J Med 1979;300:1459–1468
6 Perez-Ruiz F, et al. Ann Rheum 2002;47:610–613
7 Richette P, Doherty M, Pascual E et al. Ann Rheum Dis 2016;10.1136/annrheumdis-2016-209707
8 Zurampic® (Lesinurad) FI, Stand Mai 2018, Grünenthal Ges.m.b.H. (gepoolte Daten der Studien CLEAR 1 und CLEAR 2)
9 Regeltext Zurampic, 01.02.2018

 

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